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Katja Henkelpott 1 - Katja Henkelpott

Katja Henkelpott 1 - Katja Henkelpott

Titel: Katja Henkelpott 1 - Katja Henkelpott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Sakowski
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macht

    Bei meiner Großmutter Habenicht gibt es Sachen, die es woanders überhaupt nicht gibt, zum Beispiel die Bleiche hinter dem Haus. Wenn wir gewaschen haben und die Sonne scheint, breiten wir die Wäschestücke auf dem Rasen aus, die werden so bleich, weiß ist gar nichts dagegen. Das müßte eigentlich in die Zeitung.
    Meine Oma wiegt den Kopf, wenn sie den »Nordkurier« liest. Da steht eine Menge drin von einer Pleite oder einem Einbruch oder einem Bus, der in den Abgrund fiel, und zu wenig über Dinge, die schön sind, wie der erste Kokosnußbaum in den neuen Bundesländern oder der Blick aus unserem Küchenfenster.
    Hinter der Bleiche steht der Lattenzaun, und dahinter liegt das Feld, und hinter dem Feld steht der Wald, und dahinter fängt der Himmel an. Er spannt sich auf über dem Wald und dem weiten Feld, wie ein unheimlich großer Schirm, der reicht vom Wald hinauf bis über den Polarstern, den mir mein Vater mal gezeigt hat, und auf der anderen Seite hinab bis hinter den großen Pälitzsee. Und darunter hängen die Gestirne, wie die Nüsse im Baum und die Wolken. Das ist unsere Welt. Und dahinter kommt eine andere Welt, sie gehört den Außerirdischen, die sehen beinahe wie Frösche aus.
    Meine Oma sah mich aus den Augenwinkeln an und sagte: »Katja Henkelpott, was du meinst, ist das Firmament. Es ist unendlich.«
    Unendlich kann ich mir nicht vorstellen. Aber ich stelle mir vor, der Himmel wäre doch ein großer Schirm und hätte einen Stiel, dann ist er bestimmt auf Großmutters Bleiche festgemacht, jedenfalls leuchten hier die Sterne heller als in Rostock. Und wenn es stimmt, daß Gott über allem ist, dann hat er den Schirm in der Hand, um uns zu beschützen. Er kann ihn drehen, deshalb wandern die Sterne bei Nacht. Und am Tag läßt er den Sonnenball darunter wegrollen, damit wir Licht haben und Strom sparen können.
    Meine Oma schüttelte den Kopf und sagte: »Es wird Zeit, daß du in die Schule kommst und vieles lernst, damit du dir ein Bild machen kannst von der Welt, wie sie wirklich ist.«
    Eines Tages kam Herr Krüger von der Mecklenburg-Strelitzer-Landeszeitung, weil er sich ein Bild machen wollte von Pälitzhof. Bei uns gibt es viele graue Häuser. Nun hatte eine sehr reiche Stadt aus den alten Bundesländern eine kupferne Dachrinne für das Bürgermeisteramt gespendet, damit wir etwas haben, das glänzt. Herr Krüger kam mit einer Leiter, einer Lampe und einer Kamera. Er nahm den Fotoapparat, stieg auf die Leiter, und weil er nicht drei Sachen auf einmal machen konnte, durfte ich die Lampe halten, damit die Dachrinne ins richtige Licht kam. Später fragte Herr Krüger, wie ich heiße. Ich sagte: »Wer mich lieb hat, nennt mich Katja Henkelpott, und meine Oma hat Sachen zu fotografieren, eine Dachrinne ist gar nichts dagegen.«
    Weil Reporter neugierig sind, ist er mitgekommen. Am nächsten Tag sind wir beide in der Zeitung gewesen, die Dachrinne und ich: die Dachrinne unter Landespolitik, ich unter Kuriositäten. Man kann das Loch in der Astgabel sehen, aus dem vier schöne Katzenköpfe quellen. Darunter stehe ich mit freundlichen Schneidezähnen. Unter dem Bild ist zu lesen: »Katja Henkelpotts Katzenbaum«.
    Am nächsten Tag drängelten sich die Neugierigen am Zaun. Ich überlege, ob ich Eintritt nehme.

Ein Unglück kommt selten allein

    Weil meine Großmutter Habenicht keine elektronische Waschmaschine besitzt, muß nicht jeden Tag gewaschen werden. Sie kann warten, bis sich eine große Wäsche lohnt. Das ist gut für die Hühner. Die können auf der Bleiche herumspazieren, nach Würmern scharren und Gras fressen, soviel sie mögen. Deshalb legen sie große Eier mit Dottern, die nicht gelb sind, sondern orange und gesund.
    Meine Oma hat zwanzig Rodeländer, das sind ziemlich dicke Hühner mit braunen Federn. Sie legen braune Eier, die man Ostern nicht zu färben braucht. Aber dann hatten wir Pech, und da waren es nur noch sieben. Ein Unglück kommt selten allein, sagt meine Großmutter, dadurch kam das zweite gleich hinterher, und der häßliche Vogel hatte es angezeigt.
    Eines Tages saß er hoch oben auf dem Schornstein unseres Hauses und putzte das schwärzliche Gefieder, und hätte er statt der roten Latschen gelbe Krallen gehabt, dann wäre er bestimmt ein schlimmer Raubvogel gewesen. Meine Oma meinte: »Er sieht aus wie der Pleitegeier.«
    Es war aber die Flugente von Frau Greiner unten aus dem Dorf.
    »Es gehört sich nicht, daß sie auf meinem Schornstein sitzt«, sagte meine

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