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Katrin Sandmann 01 - Schattenriss

Katrin Sandmann 01 - Schattenriss

Titel: Katrin Sandmann 01 - Schattenriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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hinunter. Sie blieb noch eine halbe Stunde. Der Lehrer bemühte sich, die Stimmung zu erhellen und erzählte eine lustige Geschichte von einer Klassenfahrt vor zwei Jahren, bei der irgendwie alles schief gelaufen war. Alle drei lachten herzlich. Allerdings stellte sich heraus, dass Tamara auf dieser Fahrt dabei gewesen war, sodass sie zwangsläufig auf ihren Tod zu sprechen kamen.
    „Es ist so traurig, wenn ein junges Mädchen sich das Leben nimmt.“ Christa sah ihren Mann an. „Vor allem, wenn man ahnt, dass etwas nicht stimmt und trotzdem nichts unternehmen kann.“
    „Bitte, Christa.“
    „Etwas ahnt?“ Katrin blickte erstaunt von Frau Breuer zu ihrem Lehrer. Er sagte nichts, aber seine Frau sprach weiter.
    „Horst hat mir schon vor einiger Zeit erzählt, dass mit diesem Mädchen etwas nicht stimmt. Sie hat sich so eigenartig verhalten. Eigenartig war es doch? So hast du es genannt?“
    „Ja. Sie war ein wenig seltsam. Hat sich abgekapselt, oft gefehlt. Ich hatte das Gefühl …“ Er brach ab. „Aber ich hatte keinen konkreten Anlass, zu vermuten, dass sie sich umbringen würde“, sagte er dann ein wenig heftig.
    „War es denn Selbstmord?“, fragte Christa. „Das ist doch noch gar nicht ganz klar, oder?“
    Katrin wollte etwas antworten, aber Horst Breuer kam ihr zuvor.
    „Natürlich war es Selbstmord. Sie ist mit dem Leben nicht klar gekommen. Ich glaube, sie hat sich selbst gehasst.“
    Er griff nach der Flasche und schüttete sich ein zweites Glas Likör ein. Er hielt Katrin die Flasche hin, aber sie schüttelte den Kopf. Seine Frau lehnte ebenfalls ab. Er trank einen Schluck. „Eine tragische Geschichte“, murmelte er dann. „Aber das Leben geht weiter. Und ich habe meine eigenen Sorgen.“
    Einen Augenblick lang sprach niemand.
    „Ich habe Tamaras Eltern kennen gelernt“, erzählte Katrin schließlich. „Und ich habe auch mit ihrem Freund, diesem Timm Meinardt gesprochen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass mir jeder etwas anderes über Tamara sagt. Ich werde einfach nicht daraus schlau.“
    „Sie sollten sich da raushalten.“ Horst Breuer klang sehr ernst. „Das ist nicht Ihre Angelegenheit. Und sollte es doch Mord sein – was ich nicht glaube – aber falls da doch jemand herumläuft, der dieses Mädchen ermordet hat, dann sollten Sie ihm lieber nicht in die Quere kommen, Katrin. Überlassen Sie das der Polizei.“
    Wenige Minuten später verabschiedete Katrin sich von ihrem alten Lehrer. Sie versprach, bei Gelegenheit wieder zu kommen. Auf der Fahrt nach Hause dachte sie darüber nach, wie schwer es manche Menschen hatten, mit was für schrecklichen Rückschlägen sie fertig werden mussten und wie viel Glück sie selbst hatte, weil ihr ein derartiges Schicksal bisher erspart geblieben war.

    Hauptkommissar Halverstett blickte sich suchend um. Zum wiederholten Mal ließ er seinen Blick durch Tamaras Zimmer wandern, über das mit Plüschtieren beladene Bett, die Poster an den Wänden, den Schreibtisch und die Stelle an der Wand, wo der merkwürdige Gürtel gehangen hatte. Er hatte sich so viel von diesem Kleidungsstück versprochen. Aber er war enttäuscht worden. Die Untersuchung hatte nichts ergeben. Keine Blutspuren, keine Hautpartikel, nichts, das darauf hindeutete, dass er irgend-etwas mit den Striemen auf Tamaras Körper zu tun hatte. Er erinnerte sich an das Gefühl der Ernüchterung, als die Kollegin aus dem Labor ihn angerufen hatte. Er war so sicher gewesen, dass ihnen dieser Gürtel weiterhelfen würde.
    Halverstett setzte sich auf das Bett. Aus dem Wohnzimmer hörte er gedämpfte Stimmen. Er hatte es diesmal Rita Schmitt überlassen, mit Sylvia Arnold zu reden. Vielleicht gelang es ihr ja, die Mauer aus Schock und Trauer zu durchbrechen. Wenn ihr Mann Tamara misshandelt hatte, wovon er nach wie vor ausging, dann musste sie es gewusst haben.
    Dieter Arnold betrat das Zimmer.
    „Sie suchen an der falschen Stelle. Hier werden Sie den Mörder nicht finden.“
    Seine Stimme klang verbittert. Als Halverstett ihn zum ersten Mal mit den Misshandlungsspuren konfrontiert hatte, war er sehr aufgebracht gewesen und hatte jegliche Verdächtigung empört von sich gewiesen. Heute wirkte er resigniert.
    „Es gibt etwas, das Sie mir verschweigen.“
    „Ich habe Tamara nie angerührt. Nicht ein einziges Mal. Ich habe ihr nie auch nur eine einzige Ohrfeige gegeben.“
    Er wirkte aufrichtig betroffen. Halverstett war plötzlich geneigt ihm zu glauben. Aber das bedeutete, dass Sylvia

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