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Katrin Sandmann 01 - Schattenriss

Katrin Sandmann 01 - Schattenriss

Titel: Katrin Sandmann 01 - Schattenriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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Tropfen prasselten pausenlos auf den Asphalt, auf die Hausdächer und gegen die Fensterscheiben, wo sie mit ihrem monotonen Rhythmus ankündigten, dass dies das zweite verregnete Wochenende in Folge werden würde. Dieses Jahr war der Mai wirklich ausgesprochen trostlos. Es war fast, als wäre der Winter nach dem ungewöhnlich warmen und sonnigen April noch einmal zurückgekehrt, um einen Tribut für seinen frühen Rückzug zu fordern.
    Nach einem Blick aus dem Fenster beschloss Katrin, die Straßenbahn zu nehmen, um noch einmal zum Probenraum zu fahren. Ihr Auto würde so durchnässt sein, dass auch zehn Handtücher ihre Hose nicht vor der Feuchtigkeit schützen konnten. Wenn sie wenigstens einen Parkplatz unter einem Baum bekommen hätte, dann wäre der Schaden nicht ganz so schlimm gewesen. Nachdem sie Rupert versorgt hatte, griff sie nach ihrem Schirm und verließ die Wohnung. Sie hasste Straßenbahnfahrten bei Regenwetter. Die Menschen standen eng gedrängt in ihrer feuchten Kleidung und strömten einen unangenehmen Geruch aus. Außerdem waren die Scheiben der Bahn beschlagen, sodass man nicht einmal hinaussehen konnte, um sich abzulenken.
    Katrin fuhr mit der 706 bis zur Kiefernstraße. Als sie ausstieg regnete es immer noch mit unverminderter Stärke. An der Ecke zur Fichtenstraße trat sie in eine riesige Pfütze, sodass ihr linker Fuß ganz nass wurde. Endlich erreichte sie das Gebäude, in dem sich der Probenraum befand. Sie hörte keine Musik. Einen Augenblick lang zögerte sie. Sie hatte vorhin noch einmal bei Familie Meinardt angerufen und Timms Mutter hatte behauptet, dass ihr Sohn den ganzen Tag hier sein würde. Vielleicht machten sie ja gerade eine Pause. Katrin stieg die Treppe hinunter und wuchtete die schwere Eisentür auf. Im Halbdunkel des Gangs schloss sie den Schirm. Sie hörte jetzt gedämpfte Stimmen aus dem hinteren Raum.
    Die Bandmitglieder waren dabei, ihre Instrumente aufzubauen. Sie bemerkten Katrin nicht sofort. Schließlich blickte Timm Meinardt auf und entdeckte sie. Sein Gesicht verzog sich. Dann beugte er sich wieder über sein Schlagzeug und hantierte scheinbar völlig versunken an dem Metallgestell herum. Katrin wartete. Jetzt erblickte der kahlgeschorene Keyboarder sie.
    „Du hast Damenbesuch, Timm.“
    Der Junge antwortete nicht und schraubte konzentriert weiter an seinem Instrument. Der Keyboarder grinste Katrin an.
    „Sie sind offensichtlich nicht willkommen.“
    Die beiden anderen Jungen hatten kaum aufgesehen und der Gitarrist fing jetzt an, sein Instrument zu stimmen. Timm blickte erneut auf. Er sah Katrin sekundenlang stumm an. Dann kam er auf sie zu. Sie wartete schweigend. Timm blieb dicht vor ihr stehen. Er sprach leise.
    „Ich weiß schon. Es ist wegen letztem Samstag. Wir waren kurz zusammen auf dieser Party. Aber das war’s. Sie ist früh nach Hause gegangen.“
    „Früh? Ihr Vater sagt, sie war um halb eins zu Hause.“
    „Davon weiß ich nichts.“
    „Warum hast du behauptet, sie seit Wochen nicht getroffen zu haben?“
    „Weil’s stimmt. Samstag war ne Ausnahme.“
    „Was hast du noch nicht erzählt?“
    Timm blickte sie trotzig an und einen Moment lang glaubte Katrin, er würde fragen, mit welchem Recht sie ihn verhörte, aber dann antwortete er.
    „Es gibt da was, wovon ich der Polizei nichts gesagt habe.“ Er strich sich verunsichert die langen, blonden Haare hinter die Ohren. Katrins Herz schlug schneller.
    „Und was ist das?“
    „Tamara hatte diesen Job. In der Videothek. Nichts Besonderes. Sie hat ein paar Stunden in der Woche dort ausgeholfen. Regale einsortiert, Filme verliehen. Ist so ein kleiner Laden auf der Dorotheenstraße .“
    Er suchte nach Worten.
    „Vor ein paar Wochen hat sie so was Komisches gesagt. Sie hat erzählt, dass da irgendwas Krummes läuft. Dass sie was entdeckt hat und dass sie jetzt das große Geld machen würde. Sie hat was von abkassieren und Gewinnbeteiligung gefaselt. Ich hab gedacht, sie wollte sich nur wichtig tun, aber vielleicht war ja doch was dran.“
    „Warum hast du das nicht der Polizei erzählt? Womöglich ist es wichtig.“
    „Ich will da in nichts reingezogen werden. Tamara ist so, war so – ich will einfach nichts mehr davon hören.“
    „Warum warst du denn am Samstag noch mal mit ihr zusammen, wenn du nichts mehr mit ihr zu tun haben wolltest?“
    „Sie hat mich überredet. Sie hat mich die ganze Woche vollgequatscht . Aber es war natürlich wieder ein totales

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