Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel
nickte.
»Ja, das ist der Erik. Ein ganz schönes Früchtchen. Hat sich im Keller über die Einmachgläser von den Neugebauers hergemacht. Hat ein Riesentrara gegeben damals .«
Die verkrampfte Körperhaltung der alten Frau lockerte sich ein wenig. Sie lächelte. »Das war vielleicht ein Bürschchen .«
Dann griff sie nach den zwei übrigen Fotos und betrachtete sie. Ihr Blick wurde wieder ernst.
»Das ist der Kai. Kai Rutkowski .«
»Wissen Sie, was der heute macht ?« , fragte Katrin.
Erna fuhr mit den Fingern über das Foto. »Ja, das weiß ich. Er kommt mich manchmal noch besuchen, wissen Sie. Seine Eltern wohnen auch noch hier im Haus. Ein lieber Junge. Hat ’ne Autowerkstatt in Mettmann .«
Erna legte das Foto auf den Tisch und warf einen Blick auf das letzte Bild.
»Ah, der fehlte noch. Der kleine Hansi«, sagte sie und lächelte wieder.
»Hansi was?«
Die alte Frau überlegte.
»Hansi war eigentlich immer nur Hansi. Ich hab keine Ahnung, wie der mit Nachnamen hieß. Er wohnte nicht hier in der Straße, sondern um die Ecke auf der Kirchfeldstraße. War ein Fußballnarr, schon als ganz kleiner Knirps. Deshalb ist er ja auch so was geworden .«
»Fußballspieler?!«
Erna Fassbender lachte auf. »Ach du lieber Himmel, nein. Das hätten seine Eltern bestimmt nie zugelassen. Nein. Er ist bei der Zeitung, Sportreporter, nennt man das, glaub ich .«
Katrin zuckte zusammen. Ihr wurde heiß und kalt. Sie wagte den Gedanken kaum zu denken, der sich in ihrem Kopf breit machte.
»Und? Wissen Sie vielleicht auch bei welcher Zeitung er ist ?«
»Aber natürlich, Mädel. Der Hansi ist Reporter beim Morgenkurier .«
15
Tommy Wickert zog die Wohnungstür einen Spalt breit auf und lugte ins Treppenhaus. Vor ihm stand ein großer, blonder Mann mit einer abgewetzten Jeanshose und einer alten Ledertasche über der Schulter. Genau vor Tommys Gesicht hatte die Hose einen dicken, dunklen Fleck.
»Du bist sicher Tommy .«
»Deine Hose ist schmutzig .«
Der fremde Mann grinste und ging in die Hocke, so dass er Tommy direkt in die Augen sehen konnte. »Lässt du mich rein ?« Er zwinkerte.
»Mama, hier ist ein Mann !«
Tommy drehte sich weg und rannte in die Wohnung. Kurz darauf erschien Roberta Wickert im Türrahmen. Sie stockte, als sie Manfred Kabritzky sah, und ihr Gesicht verzog sich verärgert.
»Was willst du hier? Katrin ist nicht da .«
»Kann ich kurz reinkommen ?«
Roberta zögerte einen Augenblick, dann zog sie die Tür weiter auf und trat einen Schritt zurück. Manfred trat ein und folgte ihr in die Küche. Johanna stand an der Arbeitsplatte und schnitt Möhren in ordentliche kleine Scheiben, David stocherte mit dem Messer in einer Zwiebel herum.
»Wir kochen«, erklärte er freudestrahlend.
»Das ist klasse. Ich koche auch gern .« Manfred lächelte ihn an, dann wurde sein Blick ernst. Er wandte sich an Roberta. »Wann kommt sie wieder ?«
»Was weiß ich, sie hat zu tun .« Roberta hatte sich über einen Topf gebeugt und rührte heftig darin herum. Jetzt legte sie den Kochlöffel weg und drehte sich zu Manfred um.
»Du bist hier im Augenblick nicht gerade willkommen. Das sollte dir doch wohl klar sein. Katrin ist ziemlich wütend auf dich. Am besten, du verschwindest wieder. Wenn sie dich hier sieht, wird sie höchstens noch saurer .«
Manfred antwortete nicht sofort. Stattdessen langte er nach dem Holzlöffel und begann in der Pfanne herumzuwühlen
»Pass auf, dein Fleisch brennt an«, warnte er Roberta, so als hätte er ihre Worte gar nicht gehört.
Roberta nahm ihm den Löffel aus der Hand und fing ihrerseits an, mit hektischen Bewegungen in der Pfanne zu stochern.
»Verdammt noch mal, Manfred, verschwinde. Bitte. Ich krieg das ganz gut allein hin, und du bist im Augenblick wirklich der Letzte, mit dem ich gemeinsam kochen will .«
Manfred hob abwehrend die Hände.
»Schon gut, schon gut. Ich kann ja verstehen, dass du sauer bist. Aber ich bin nach wie vor der Meinung, dass du ein bisschen überreagiert hast .«
»Hau ab .«
Johanna und David hatten ihre Arbeit unterbrochen und starrten wie gebannt abwechselnd auf Manfred und auf ihre Mutter. Tommy war ebenfalls neugierig in die Küche getrottet und musterte mit großen Augen den fremden Mann mit dem Fleck auf der Hose.
Roberta atmete tief durch. Sie selbst war Manfred eigentlich gar nicht böse. Im Stillen gab sie ihm sogar Recht. Sie hatte vermutlich wirklich ein wenig überreagiert, als sie so Hals über Kopf zu Hause
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