Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel

Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel

Titel: Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
Vom Netzwerk:
informiert hatte, und dass es Manfred gewesen war, der sie in letzter Sekunde gefunden hatte. Der Gedanke daran versetzte ihr einen Stich. Hastig nahm sie die letzten Stufen und wäre beinahe über Frau Schneider gestolpert, ihre Nachbarin aus dem ersten Stock.
    »Ach Frau Sandmann, gut, dass ich Sie treffe.«
    Katrin atmete tief ein. Frau Schneider sprach sie eigentlich nur an, wenn es etwas zu meckern gab.
    »Da wohnen ja jetzt bei Ihnen so Kinder«, begann die Frau.
    »Ja.« Katrin merkte, dass man die mühsam unterdrückte Wut in ihrer Stimme gut heraushören konnte.
    »Na ja, für so viele Personen ist die Wohnung ja eigentlich nicht vorgesehen. Und dann immer dieses Getrappel. Wie lang bleiben die denn noch ?«
    »Solange sie wollen.«
    Katrin ließ Frau Schneider mit offenem Mund im Treppenhaus stehen und stürzte aus der Tür. Ihr Wagen stand ein Stück weiter die Straße hinunter. Auf dem Weg dorthin fiel ihr auf, dass sie ein wenig fröstelte. Ein schwacher Wind fuhr über ihre nackten Arme. Überrascht hob sie den Kopf. Der Himmel war immer noch blau und wolkenlos, aber heute wirkte er kraftlos und blass. Katrins Blick glitt über die Platanen, die das Düsselufer säumten, und sie entdeckte einen gelblichen Hauch, der sich über sie gelegt hatte wie ein farbiger Schleier. Sie atmete tief ein. Ein Geruch nach Fäulnis und feuchter Erde lag in der Luft. Der Sommer war zu Ende.
    Kurz darauf fuhr sie auf dem Hennekamp in Richtung Norden. Sie hatte beschlossen, über Gerresheim, Erkrath und durch das Neandertal zu fahren. Sie war sich nicht sicher, ob das die kürzeste Strecke nach Mettmann war. Aber es war mit Sicherheit die Schönste. Als Kind war sie oft sonntags mit ihren Eltern im Neandertal spazieren gegangen. Nach dem Spaziergang gab es dann immer Kuchen und heißen Kakao in einem der Ausflugslokale. Sie hatte diese Nachmittage geliebt.
    Eine gute halbe Stunde später hielt sie in Mettmann an einer Tankstelle und fragte nach dem Weg. Die Autowerkstatt von Kai Rutkowski lag etwas außerhalb der Stadt. Sie war in einem ehemaligen Bauernhof untergebracht. Die Gebäude wirkten recht heruntergekommen; der Putz blätterte von der lindgrün gestrichenen Fassade. In den Fenstern des Wohnhauses hingen weiße Scheibengardinen, und an der Hofeinfahrt prangte ein Schild mit der Aufschrift ›Werkstatt. PKW aller Art‹ in handgemalten roten Buchstaben, wobei das W von PKW ein wenig verschmiert war.
    Katrin lenkte ihren Golf in den Hof und blickte sich um. Sechs oder sieben alte Autos standen zusammengewürfelt vor der ehemaligen Scheune, deren Tor weit geöffnet war. Einige waren in erbarmungswürdigem Zustand. Im Inneren konnte sie eine Hebebühne ausmachen, auf der ein grüner Audi älteren Baujahres offensichtlich darauf wartete, repariert zu werden.
    Katrin stieg aus.
    »Hallo?« Sie blickte sich suchend um und machte ein paar Schritte auf die Scheune zu. Nichts rührte sich. Sie wandte sich ab und versuchte zu erkennen, ob jemand im Haus war. Vielleicht erwartete Kai Rutkowski sie drinnen? Sie blickte auf ihre Uhr. Es war zehn nach fünf. Sie beschloss, an der Haustür zu klingeln. Sie ging zum Vordereingang und drückte auf die Schelle. Ein schriller Ton hallte durch das kleine Haus. Nichts geschah.
    Katrin trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Etwas stimmte nicht. Langsam wurde sie nervös. Sie lauschte. Weiter entfernt hörte sie das dumpfe Brummen der Autos, die auf der Landstraße Richtung Neandertal fuhren. Dann hörte sie plötzlich etwas anderes. Es war auch ein Automotor, doch das Geräusch klang viel näher. Sie runzelte irritiert die Stirn. Dann lief sie zurück in den Hof.

     

16

     
    Das Motorgeräusch drang aus der zur Werkstatt um-funktionierten Scheune. Eine Wolke von Abgasen quoll aus dem Tor. Katrin nahm einen tiefen Atemzug und stürmte hinein. Es stank erbärmlich und sie musste husten. Hektisch sah sie sich um. Ihre Augen brannten. Zuerst erkannte sie nichts außer dem alten Audi auf der Hebebühne, über dem eine Arbeitsleuchte pendelte. Dann entdeckte sie einen zweiten Wagen. Es war ein dunkelblauer Mercedes. Der Motor heulte unnatürlich laut. Vom Auspuff zur Fahrertür führte ein dicker, blassroter Gummischlauch. Aus dem fingerbreit geöffneten Fenster wogte dicker, beißender Qualm.
    Katrin stürmte auf den Mercedes zu. Sie stolperte über eine Kiste mit Werkzeug und stürzte der Länge nach auf den Boden. Durch ihr linkes Schienbein jagte ein stechender Schmerz.

Weitere Kostenlose Bücher