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Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel

Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel

Titel: Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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ausgezogen war. Aber Katrin war unerbittlich. Für sie ging es nicht in erster Linie um die Sache, sondern um die Freundschaft. Sie fühlte sich von Manfred verraten, weil er sich nicht bedingungslos hinter sie gestellt hatte, unabhängig davon, ob sie in der Sache Recht hatte oder nicht.
    Einen Moment lang herrschte eisiges Schweigen, dann machte Manfred einen Schritt auf Roberta zu.
    » Sorry , Roberta. Ich weiß, das Ganze geht mich eigentlich einen Scheißdreck an, aber ich kann nun mal nicht mit meiner Meinung hinterm Berg halten. Außerdem täte es mir wirklich Leid, wenn –«
    Er hielt einen Augenblick inne und warf einen Blick auf die Kinder. »Sag Katrin bitte, dass ich da war. Ich habe interessante Neuigkeiten. Es geht um die drei Todesfälle. Ich habe schon versucht, sie auf dem Handy anzurufen, aber sie legt immer gleich auf, wenn ich mich melde .«
    Er machte einen weiteren Schritt auf Roberta zu, legte seine Hand kurz auf ihre Schulter und drückte sie, dann wandte er sich abrupt ab und eilte aus der Wohnung.

     
    Klaus Halverstett deponierte drei Aktenordner auf dem Gartentisch und machte es sich im Liegestuhl bequem. Es war Mittwochabend, zweiundzwanzigster September, und immer noch heiß. Hier im Schatten ließ es sich jedoch gut aushalten. Eine alte Fichte, die vor über zwanzig Jahren, als Halverstetts Kinder noch durchs Wohnzimmer krabbelten, einmal ein Weihnachtsbaum gewesen war, sowie die Kastanie, die sein Vater gepflanzt hatte, spendeten Schatten. Ein milder Abendwind fuhr durch die Zweige. Er brachte einen Hauch Kühle mit sich, roch ein wenig nach Herbst. Bei den Nachbarn bellte der Rauhaardackel, und eine Katze fauchte laut.
    Veronika Halverstett trat auf die Terrasse. Sie hatte einen Pinsel in der Hand.
    »Ich dachte, du wolltest dir keine Arbeit mit nach Hause bringen, Klaus. Das Verbrechen bleibt in der Stadt, wo es hingehört, hier im Neandertal herrscht Ruhe und Frieden. Deine Worte.«
    »Ja, ja, ich weiß«, brummte Halverstett . »Aber ich komme einfach nicht weiter. Ich suche die Nadel im Heuhaufen, und das kann ich nun mal besser zu Hause .«
    »Wie du meinst .« Veronika Halverstett zuckte die Achseln und verschwand im Haus. Sie kehrte zurück in das kleine lichtdurchflutete Zimmer, das sie ihr Atelier nannte. Sie hatte sich nie besonders für die Arbeit ihres Mannes interessiert. Sie war ein ästhetischer Mensch, die Banalität von Verbrechen und Gewalt lag ihr fern. Manchmal ärgerte es sie, dass ihr Mann diese schmutzige Arbeit nicht nur als Notwendigkeit in Kauf nahm, sondern sie sogar gern ausübte, geradezu darin aufzugehen schien.
    Klaus Halverstett schlug den ersten Ordner auf und blätterte wahllos darin herum. Er war die Seiten bereits mehrere Male durchgegangen, doch er hatte nichts gefunden. Wenn es wirklich stimmte, dass alle drei Todesfälle irgendwie zusammenhingen, dann musste es eine Verbindung geben, eine Gemeinsamkeit.
    Am Nachmittag hatte er mit einer Kriminalpsychologin gesprochen. Diese meinte jedoch, es sei recht unwahrscheinlich, dass es sich um einen Serienmörder handelte, der nach einem bestimmten Muster tötete. Dafür waren die drei Fälle zu verschieden. Sie hielt es allerdings schon für möglich, dass in allen drei Fällen der gleiche Täter zugeschlagen hatte. Sein Motiv musste in diesem Fall allerdings mit der Identität der Toten zusammenhängen. Bisher lag es jedoch völlig im Dunkeln.
    Vielleicht hatte Rita Schmitt doch Recht, und die Gemeinsamkeit lag im Ersticken. Aber was hatte das zu bedeuten? Ein Opfer erstickt am Arbeitsplatz, im Gärbottich einer Brauerei, ein weiteres wird mit einer Plastiktüte im eigenen Haus erstickt, und das dritte Opfer stirbt an Zyankali, auch zu Hause.
    Wollte da jemand demonstrieren, wie gut er sich mit den verschiedenen Formen des Erstickens auskannte? Aber wozu? Welche Absicht verfolgte der Täter? Und die wichtigste Frage überhaupt: Würde er weiter morden?
    Halverstetts Augenlider flatterten. Er sah schemenhafte Gestalten, die sich gelbe Plastiktüten über den Kopf gestülpt hatten. Sie kreisten ihn ein, enger und enger, er röchelte, schnappte nach Luft...
    Mit einem Mal fuhr er erschrocken auf. Der Liegestuhl ächzte. Er war schweißgebadet, der Aktenordner rutschte von seinem Gesicht und plumpste auf den Rasen.
    Halverstett rappelte sich auf. Einen Moment lang stierte er benommen vor sich hin. Dann begann ein Gedanke in seinem Kopf Konturen anzunehmen. Er erhob sich schwerfällig aus dem Liegestuhl

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