Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel
und lief ins Haus zum Telefon.
»Geht alle Erstickungstode der letzten Zeit durch. Auch die Suizide. Und zwar jede Form von Ersticken. Sucht nach den Namen Heinrich, Stein, Schäfer. Guckt, ob es irgendeine Verbindung gibt .«
Am anderen Ende der Leitung ertönte ein Stöhnen. »Wie weit zurück? Ein paar Wochen? Monate?«
»Sagen wir die letzten fünf Jahre .«
»Das sind Hunderte von Fällen .«
»Ich brauch ja nur die Erstickungstode. Und ihr müsst einfach querlesen . Sucht nur nach diesen Namen .«
Wieder ein Stöhnen.
»Ach, ja, und wenn ihr nichts findet, dann geht bitte noch weiter zurück .«
»Autoreparatur Rutkowski .«
»Hallo, mein Name ist Katrin Sandmann. Ich würde gern heute Nachmittag vorbeikommen .«
»Heute Nachmittag noch? Das ist aber ziemlich kurzfristig. Ich bin heute allein in der Werkstatt und hab alle Hände voll zu tun. Wo brennt’s denn ?«
»Oh, es ist nicht wegen des Wagens. Obwohl«, Katrin zögerte, »Der Auspuff knattert ein wenig. Aber eigentlich wollte ich kurz mit Ihnen sprechen. Es dauert auch nicht lang. Und es ist wichtig .«
»Sprechen? Ich verstehe nicht. Worüber denn?«
»Es geht um Ihre alten Freunde, um Andreas Schäfer und Erik Stein .«
Sekundenlang herrschte Stille.
»Ich verstehe immer noch nicht. Was ist mit den beiden? Die kannte ich mal, als ich ein kleiner Junge war. Das ist ewig her, dreißig Jahre oder so. Was wollen Sie von mir ?«
»Lesen Sie keine Zeitung ?«
»Was soll das jetzt wieder? Ich habe viel zu tun. Ich komme nur selten dazu, und wenn, dann lese ich den Sportteil, der Rest interessiert mich nicht .«
»Ihre Freunde sind tot, Herr Rutkowski . Und ich halte es für möglich, dass auch Ihr Leben in Gefahr ist. Darüber würde ich gern mit Ihnen sprechen .«
»Wer sind Sie überhaupt? Wie war noch Ihr Name ?«
Katrin zögerte. Dann beschloss sie, es mit der Wahrheit zu versuchen, oder besser gesagt, mit einer gefälligen Variante derselben.
»Ich interessiere mich aus privaten Gründen für die Sache. Ich habe einen der Toten gefunden .«
Wieder herrschte einen Augenblick lang Stille. Katrin hörte den Mann am anderen Ende der Leitung atmen.
»Also gut, ich verstehe zwar immer noch nicht, was das Ganze soll, aber kommen Sie von mir aus vorbei. So gegen fünf, dann habe ich hier alles soweit fertig .«
Katrin legte auf. Robertas besorgter Blick ruhte auf ihr.
»Du solltest da nicht hinfahren. Jedenfalls nicht allein. Du hast dich schon einmal in Lebensgefahr gebracht mit dieser Detektivspielerei .«
Katrin winkte ab.
»Quatsch. Ich habe jemand ganz anderen im Verdacht .«
»Wen denn?« Roberta blickte sie erstaunt an.
»Dieser Hans Meister steckt dahinter«, erklärte Katrin. »Er ist mir direkt komisch vorgekommen, als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe. Wir haben ihn vor zwei Wochen abends in der Redaktion überrascht, und er hat sich total merkwürdig verhalten, so, als hätte er etwas zu verbergen. Ich denke, dass dieser Rutkowski in Gefahr ist. Ich will ihn warnen. Außerdem weiß er vielleicht, was Hansi für ein Motiv hat. Ich bin mir sicher, dass es etwas mit ihrer gemeinsamen Vergangenheit zu tun hat, dass die fünf Kinder auf dem Foto ein schreckliches Geheimnis teilen; und dass dieses Geheimnis der Grund für die Morde ist .«
»Katrin, das Foto ist aus den Siebzigerjahren. Das ist doch irrwitzig. Jahrzehntelang passiert nichts, und jetzt, nach fast dreißig Jahren, kommt plötzlich eins von diesen Kindern auf die Idee, die anderen der Reihe nach umzubringen? Warum denn jetzt plötzlich?«
Katrin machte eine vage Handbewegung. »Ich weiß auch nicht. Irgendwie fehlt da noch ein entscheidendes Detail, damit das Ganze Sinn macht, ich weiß. Aber heute Abend bin ich schlauer .«
Drei Stunden später schlüpfte Katrin in ihre Sandalen und schnappte sich ihre Handtasche. Sie hatte sich ein luftiges Kleid angezogen, um auf der Fahrt quer durch die Stadt bis hinaus ins Neandertal nicht zu sehr zu schwitzen.
»Pass verdammt noch mal auf dich auf .« Roberta umarmte ihre Freundin. »Hast du dein Handy mit ?«
»Klar .«
»Ich ruf dich an, wenn ich das Gefühl habe, das dauert zu lang. Und wenn du nicht unverzüglich rangehst, dann alarmiere ich Hauptkommissar Halverstett . Wäre ja nicht das erste Mal, dass es soweit kommt .«
Katrin stürmte die Treppe hinunter. Sie dachte an Robertas Worte und daran, dass diese beim letzten Mal, als Katrin in die Fänge eines Mörders geraten war, die Polizei und Manfred
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