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Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel

Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel

Titel: Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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trotzdem. Kai fuhr herum und jagte aus dem Postamt. Der Atem brannte ihm im Hals und seine Brust stach, doch er hörte nicht auf zu rennen, bis er zu Hause war.
    Das war drei Jahre später gewesen, drei Jahre nachdem er diese Worte gehört hatte. »Er ist dein kleiner Bruder. Du hättest besser auf ihn aufpassen müssen .« Drei Jahre nachdem er gesehen hatte, wie sie Martin auf einer Bahre die Kellertreppe hinauftrugen, ganz komisch sah er aus, so steif und blau.
    Er war in den Keller gestürmt an jenem schrecklichen Tag, in die hinterste Ecke, wo die ekligen, fetten Spinnen lauerten, und wo ihm die Kellerasseln über die Schuhe krochen. Dort hatte er stundenlang auf dem Steinboden gehockt und sich gewünscht, er läge selbst auf dieser Bahre. »Er ist dein kleiner Bruder. Du hättest besser auf ihn aufpassen müssen .«
    Mit aufgerissenen Augen starrte er in die Ecke, er wusste nicht wie lange. Er wollte weinen, aber er konnte nicht, stattdessen musterte er mit trockenen, brennenden Augen den Boden und einen Stapel alter Zeitungen neben der Tür.
    Das Gesicht eines Mannes erwiderte seinen Blick und brannte sich in sein Gedächtnis. Er hielt ein Schild fest. Seit zwanzig Tagen Gefangener der R.A.F. Er verstand die Worte nicht, doch er las sie wieder und wieder, weil er nicht wusste, woran er sich sonst festhalten sollte. Er fror, hatte Durst, aber niemand schien ihn zu vermissen, niemand rief nach ihm. Und er wünschte sich sehnlichst , er wäre tot.

24
    Katrin knallte die Wagentür und spurtete auf das Haus zu. Hauptkommissar Halverstett trat gerade in den Vorgarten.
    »Wir tun alles, was wir können, Frau Sandmann, glauben Sie mir. Bitte machen Sie sich keine allzu großen Sorgen. Kabritzky ist zäh. Der lässt sich nicht so leicht unterkriegen .«
    Katrin hörte seiner Stimme an, dass er seinen eigenen Worten nicht ganz traute, und die Tatsache, dass dieser ruhige, erfahrene Polizeibeamte ganz offensichtlich nervös und besorgt war, machte ihr mehr Angst als alles andere.
    »Haben Sie irgendeine Ahnung, wo sie stecken könnten ?«
    Halverstett schüttelte den Kopf. » Kabritzkys Landrover steht da drüben, Rutkowskis Wagen befindet sich im Hof. Ich vermute, er ist mit einem der anderen Autos weggefahren, die hier in der Werkstatt rumstehen . Aber bis wir rausgefunden haben, welches Auto fehlt, das kann dauern .«
    Halverstett nahm Katrins Arm und führte sie zu ihrem Golf zurück.
    »Das Beste ist, Sie warten zu Hause. Ich weiß, dass Ihnen das unendlich schwer fallen muss. Aber es ist das einzig Vernünftige. Sie können hier wirklich nichts tun .«
    Katrin widersprach nicht. Benommen stieg sie ein und fuhr wieder auf die Landstraße. In ihrem Schädel herrschte panisches Chaos; Bilder und Wortfetzen jagten sich, aber sie konnte keinen einzigen klaren Gedanken fassen. Mechanisch lenkte sie den Wagen Richtung Düsseldorf. Sie passierte ein protziges Gasthaus, das unpassenderweise Schwarzwaldhaus hieß, dann tauchte zu ihrer Rechten das Neandertalmuseum auf, ein eleganter, moderner Bau, dessen Form ein wenig an eine gigantische Filmrolle erinnerte. Katrin nahm die Gebäude rechts und links nur schemenhaft wahr. Es war halb acht. Die letzten Strahlen der tief stehenden Abendsonne warfen lange, geisterhafte Schatten durch die hohen Laubbäume, deren Blätter gelblich schimmerten.
    Hinter ihr ertönte empörtes Hupen, und ein Blick auf den Tacho zeigte ihr, dass sie nur vierzig Stundenkilometer fuhr. Es war, als wehrte sich alles in ihr, die Gegend zu verlassen. Sie hatte das beklemmende Gefühl, sich mit jedem Meter, den sie sich auf Düsseldorf zubewegte , weiter von Manfred zu entfernen. Ein Wagen überholte sie mit aufheulendem Motor und im Augenwinkel sah sie, wie der Fahrer ihr beim Vorbeifahren den Mittelfinger entgegenstreckte.
    Auf der rechten Seite tauchte eine Gaststätte auf, die den merkwürdigen Namen ›Café Schräglage‹ trug. Die Außenwände waren mit Motorradteilen dekoriert.
    Katrin bremste abrupt ab, lenkte den Wagen auf den Besucherparkplatz und wendete kurz entschlossen. Sie konnte nicht hier weg. Sie konnte nicht tatenlos zu Hause herumsitzen. Sie würde zurück zur Werkstatt fahren. Vielleicht entdeckte sie etwas, einen Hinweis, den die Polizei übersehen hatte, irgendeine Nachricht, die Manfred hinterlassen hatte, und die nur sie verstand. Sie steuerte den Golf wieder auf die Landstraße und fuhr Richtung Mettmann. Diesmal gab sie Vollgas.
    Aber sie kam nicht weit. Plötzlich hielt sie

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