Katzen jagen nachts
Sand in die Augen streuen... Später las ich, daß im Keller des Belderschen Hauses das Dienstmädchen tot aufgefunden wurde.«
»Eine schöne Bescherung«, meinte Bertha.
»Das kann man wohl sagen«, meinte Dolly verzweifelt.
»Sie haben beschlossen, in die Ehe der Belders einzubrechen, haben Mrs. Belder entweder zum Selbstmord getrieben oder…« Bertha sah Dolly Cornish scharf an.
»Oder was?«
»Oder haben sie ermordet.«
Dolly zuckte zusammen. »Was soll das heißen, Mrs. Cool?«
»Regen Sie sich nicht auf. Diese Empörung kann auch gespielt sein. Waren Sie erleichtert, als Sie von ihrem Tod hörten?«
Dolly Cornish sah Bertha offen an. »Ja.«
Bertha sah dem Rauch nach, der sich von ihrer Zigarette zur Decke kringelte. »Ich wünschte fast, ich hätte Ihre Geschichte nicht gehört.«
»Warum?«
»Ich muß zu Sergeant Sellers gehen. Und das ist ein Weg, den ich im Augenblick gar nicht gern mache.«
»Warum nicht?«
Bertha rappelte sich auf. »Weil er sich gelegentlich, wenn er aus reinem Dusel auf der richtigen Spur ist, einbildet, zu den Brillanten zu gehören.«
»Wissen Sie, Mrs. Cool«, sagte Dolly Cornish, »Männer sind auch nur Menschen. Wir müssen versuchen, mit ihren Schwächen zu leben.«
Bertha, schon an der Tür, drehte sich noch einmal um und betrachtete Dolly anerkennend. »Sie spielen die Rolle der Frau mit entsagendem Herzen ganz prima, meine Liebe. Aber wenn Sie denken, ich kaufe Ihnen den Schwindel ab, haben Sie sich gewaltig geirrt.«
20
Als Bertha zurückkam, wartete Everett Belder im Büro auf sie. Er sprach schon, bevor Bertha richtig erfaßt hatte, wer da auf sie zugestürzt kam. »Ich komme, um mich zu entschuldigen, Mrs. Cool. Mein Betragen war unverzeihlich. Wie kann ich das nur wiedergutmachen!« Bertha betrachtete ihn vorwurfsvoll.
»Mir ist erst hinterher so richtig klargeworden, wie gut ich doch bei Ihnen bedient war«, fuhr er hastig fort. »Mrs. Cool, ich stecke in der Klemme.«
Bertha zögerte.
Als guter Verkäufer führte Belder das einzig richtige Argument ins Feld. »Kosten spielen keine Rolle«, erklärte er. »Ich zahle jede Summe.«
»Kommen Sie herein«, sagte Bertha.
Elsie Brand fragte: »Brauchen Sie mich noch, Mrs. Cool?«
Bertha sah auf ihre Uhr. »Richtig, es ist ja schon Feierabend. Nein, Elsie, du kannst gehen.«
In Berthas Zimmer sank Belder erschöpft auf einen Sessel.
»Meine Schwiegermutter und die liebe kleine Carlotta sind entschlossen, mir den Mord anzuhängen. Sie kramen alles aus ihrem Gedächtnis, was geeignet ist, mich in ein schlechtes Licht zu setzen. Daß die Kriminalpolizei da hellhörig wird, können Sie sich ja vorstellen.« Bertha wartete schweigend.
»Dann ist da dieser geheimnisvolle dritte Brief, den Sergeant Sellers an sich genommen hat«, fuhr Belder fort. »Ich muß einfach wissen, was darin stand.«
»Warum?«
»Weil ich den Eindruck habe, daß mir da eine Freundschaft mit einer anderen Frau angehängt wird.«
»Na und?«
Belder zögerte. Dann brachte er hervor: »Ich muß wissen, welcher Name genannt ist.«
»Aha...«, meinte Bertha vielsagend.
»Mißverstehen Sie mich nicht, Mrs. Cool.«
»Ich glaube nicht, daß da viel mißzuverstehen ist.«
»Ich — ich will ja nur wissen, was man mir vorwirft.«
Bertha zündete sich nachdenklich eine Zigarette an. »Noch was?«
»Na, hören Sie mal! Genügt das nicht?«
Bertha schwieg.
»Man wirft mir vor, ich hätte das Testament meiner Frau verbrannt. So was wäre mir nie in den Sinn gekommen. Als ich ihr mein Vermögen überschrieb, hat sie ein Testament gemacht, in dem sie mich zum Alleinerben einsetzte. Jetzt heißt es, sie hat ein neues Testament verfaßt. Aber davon weiß ich nichts.«
»Das ist schlecht.«
»Warum?«
»Es wäre ein wunderbares Mordmotiv.«
»Aber ich habe sie nicht ermordet!«
»Was ist eigentlich aus Nunnelys Forderung geworden?«
»Deshalb habe ich ja Ihnen gegenüber so ein schlechtes Gewissen, Mrs. Cool. Wenn ich die Sache Ihnen überlassen hätte, wäre der Fall jetzt schon geregelt. Aber ich wollte es ja durchaus anders haben. Ich habe mich an einen Anwalt gewandt...«
»Mit Erfolg?«
»Eben nicht! Der Anwalt hat sich mit Nunnely in Verbindung gesetzt und ihn für heute vormittag in sein Büro bestellt. Gestern abend , nachdem, Mabels Leiche entdeckt worden war, habe ich verzweifelt versucht, den Paragraphenheini zu erreichen. Angeblich war er verreist. Später habe ich erfahren, daß das Dienstmädchen Anweisung hatte, mit
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