Katzenjammer
Kind.«
»Ach – und ich nicht, oder wie?« Marc klingt sehr scharf.
»Hey, das habe ich gar nicht gesagt. Fühl dich doch nicht gleich angegriffen.«
»Ich fühle mich nicht angegriffen. Ich glaube nur, dass das totaler Schwachsinn ist. Luisa fühlt sich sehr wohl, und mit dir kommt sie blendend aus. Alles ist gut.«
Carolin legt ihre Hand auf Marcs Arm und tätschelt ihn. »Süßer, alles in Ordnung bei dir?«
»Natürlich. Warum?«
»Du wirkst so angespannt.«
»Überhaupt nicht. Ich bin völlig entspannt. Gewissermaßen die Ruhe selbst.«
Ich muss sagen, dass das nicht gerade überzeugend klingt. Weder wirkt Marc ruhig noch entspannt. Und er riecht auch nicht so.
Am nächsten Tag bringen Caro und ich Luisa auf dem Weg in die Werkstatt noch bei der Schule vorbei. Die Stimmung ist gut, Luisa und Caro blödeln miteinander herum, und Luisa scheint wieder so fröhlich zu sein, wie ich sie eigentlich kenne. Außerdem stecken in ihrer Jackentasche Leckerlis – ich rieche das genau. Ob ich gleich eins davon bekomme?
Caro stoppt das Auto kurz vor der Schule, und tatsächlich kramt Luisa in ihrer Jacke herum.
»Hier, Herkules, für dich. Weil du mich gestern so lieb getröstet hast!«
Hm, köstlich! Wo hat sie das bloß her? Und gibt’s dort noch mehr davon?
»Wo du gerade von trösten redest – ich habe mir tatsächlich schon ein paar Gedanken über den Tussi-Club gemacht, und ich glaube, mir ist da eine gute Idee gekommen. «
Luisa reißt die Augen auf.
»Ehrlich? Was denn?«
»Na, ich will noch nicht zu viel verraten – aber ich sage mal: Stichwort Ponys und Prinzessinnen. Mal sehen, ob’s klappt.«
Carolin lächelt geheimnisvoll.
»Och, Carolin, nun sag schon!«
»Nein, lass mich erst mal machen. Aber es wird bestimmt gut.«
»Bitte!«
»Neihein!«
Carolin lacht, und auch Luisa fängt an zu kichern. Trotzdem unternimmt sie noch einen letzten Versuch, bevor sie aussteigt.
»Bitte, Carolin! Was hast du dir überlegt?«
»Lass dich einfach überraschen. Und jetzt schnell – du kommst sonst zu spät!«
Nun bin ich aber auch neugierig geworden. Was kann sich Carolin bloß ausgedacht haben, damit Luisa in den Tussi-Club kommt. Mit Ponys und Prinzessinnen. Wobei die doch uncool waren, wenn ich das gestern Abend richtig verstanden habe. Also, nur für kleine Mädchen. Oder sollten die Tussis doch kleiner sein, als sie eigentlich zugeben? Es bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als mich ebenfalls überraschen zu lassen.
»Frau Wiese kommt nicht wieder. Nie wieder.«
Herr Beck empfängt mich mit Grabesstimme, als ich mit Carolin in Ninas Wohnung komme. O je, das klingt gar nicht gut.
»Was ist denn passiert?«
»Der Neffe war gestern Nachmittag hier. Frau Wiese geht es immer noch so schlecht, dass sie nicht mehr allein wohnen kann. Sie kommt in ein Heim.«
In ein HEIM? Ich traue meinen Ohren kaum.
»So etwas gibt es auch für Menschen?«
»Ja. Ein Altersheim. Dort kommen die alten Menschen hin, die sich nicht mehr um sich selbst kümmern können.«
»Und da gibt es dann auch Pfleger, die sie füttern? Und saubermachen und so?«
Becks Schwanzspitze zuckt hin und her, er legt den Kopf schief.
»Ich glaube schon.«
Ich schüttele mich.
»Die arme Frau Wiese! Von meinem eigenen eintägigen Tierheimaufenthalt habe ich heute noch Albträume. Ich bin dort von zwei riesigen Kötern fertiggemacht worden. Boxer und Bozo. Das vergesse ich nie. Wenn mich Carolin nicht gerettet hätte, dann …«
»Ja, ja, dann hätte dein letztes Stündlein geschlagen. Die Geschichte hast du mir schon hundert Mal erzählt. Aber es geht hier gerade nicht um Frau Wiese.«
»Geht es nicht?«
Versteh einer diesen Kater.
»Nein. Es geht um MICH. Was wird nun aus MIR?«
Herr Beck macht eine sehr nachdrückliche Bewegung mit seiner Tatze. Stimmt, die Frage stellt sich natürlich. Wenn Frau Wiese nicht wiederkommt, muss Beck dann ausziehen? Vielleicht ins Menschenheim? Falls Tiere da überhaupt erlaubt sind. Jetzt bekomme ich es auch mit der Angst zu tun – ich will meinen Kumpel Beck auf keinen Fall verlieren! Er starrt mich düster an.
»Am schlimmsten wäre es, wenn ich wieder zu den drei kleinen Monstern zurückmuss. Das überlebe ich nicht.« Er holt theatralisch Luft. »Dann haue ich lieber ab und lebe auf der Straße.«
»Aber meinst du nicht, dass du bei Nina bleiben kannst? Ihr versteht euch doch super. Sie kocht jeden Tag für dich!«
Beck nickt.
»Ja, das wäre am schönsten. Nur kann ich sie das
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