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Katzenjammer

Katzenjammer

Titel: Katzenjammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frauke Scheunemann
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Mutter gehangen. Aber man wird als Hund schnell unabhängig von den Eltern. Deckrüde und Hündin wohnen meist sowieso nicht zusammen. Streit über den Aufenthalt des Nachwuchses kann es nicht geben, weil der Züchter den bestimmt. Kein Wunder, dass Menschen ständig Probleme haben. Sie machen es sich einfach zu schwer.
    »Also, so wie du es erzählst, wird wohl Folgendes passiert sein: Sabine und Marc haben beschlossen, dass Luisa bei Marc wohnen soll. Leider hat Marc dann vergessen, Sabine zu erzählen, dass Carolin bei ihm einzieht. Und jetzt ist Sabine sauer, weil sie nicht will, dass ihr Kind mit einer fremden Frau zusammenlebt, ohne dass sie vorher gefragt wurde. Vielleicht hat sie auch Angst, dass Carolin ihr die Mutterrolle streitig macht.«
    »Hä?«
    »Ja, Letzteres ist für Fortgeschrittene. Das erkläre ich dir ein andermal genauer. Momentan verspüre ich tatsächlich ein leichtes Hungergefühl. Weißt du, Nina kocht jetzt immer für mich, und wahrscheinlich wartet schon etwas ganz Leckeres in meinem Napf. Ich sehe dich später!«
    Spricht’s, steht auf und verschwindet. So, so. Nina kocht für Herrn Beck. Und der verbringt seine Zeit offenbar lieber mit seiner neuen Freundin als mit mir. Dabei wollte ich ihm noch von Cherie erzählen. Ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass Hundedamen nicht gerade in Herrn Becks Kernkompetenz fallen. Trotzdem hätte ich mich gerne mal mit jemandem ausgetauscht. Oder besser: jemandem von Cherie vorgeschwärmt. Und nun lässt mich dieser alte Kater schnöde hier sitzen. Wer hätte das gedacht? Und warum kocht eigentlich niemand für mich?
    Bevor ich mich weiter mit dieser Frage befassen kann, streckt Carolin ihren Kopf durch die Terrassentür und ruft nach mir. Ob sie vielleicht Ninas leuchtendem Beispiel gefolgt ist und auch etwas Leckeres für mich vorbereitet hat? Neugierig trabe ich in Richtung Werkstatt.
    »So, Herkules, heute machen wir mal früher Feierabend. Ich habe Marc versprochen, dass wir Luisa von der Schule abholen. Der Hort fällt heute aus, wir werden uns also ein bisschen um die junge Dame kümmern.«
    Gut, dagegen ist nichts zu sagen – aber was ist denn mit meinem Mittagessen? Oder bekomme ich nicht nur nicht etwas Selbstgekochtes, sondern insgesamt nix? Carolins Kinderliebe in allen Ehren und auch wenn mir langsam klar wird, dass die menschliche Brutpflege eine ganz delikate Angelegenheit ist: Das geht nun echt zu weit! Luisa wird schon keinen Schaden nehmen, nur weil sie vielleicht ein bisschen vor der Schule warten muss. Ich werde auch häufiger vor dem Supermarkt angebunden und muss mich dann gedulden, bis Carolin mit dem Einkaufen fertig ist. Meines Wissens hat sich noch kein einziger Mensch darüber Gedanken gemacht, wie es mir eigentlich damit geht.
    Aber so wie es aussieht, fällt das Essen tatsächlich aus, denn Carolin hat schon ihre Jacke an und wedelt mit dem Autoschlüssel. Ein eindeutiges Signal zum Aufbruch. Normalerweise erledigt Carolin alles zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Werkstatt, Marcs Haus und die Schule liegen schließlich so dicht beieinander, dass es selbst für Menschen keine unüberwindbare Distanz darstellt. Doch mit Hinkefuß ist die sonst so bewegliche Carolin zum Autofahrer mutiert. Nun gut, dann muss ich eben hungern. Wenn ich deshalb gleich die Autositze fresse, ist Carolin selbst schuld. Ich knurre leise vor mich hin, aber dieses Zeichen meines Protests wird von Carolin komplett ignoriert. Stattdessen scheucht sie mich aus der Werkstatt und schließt die Tür hinter uns. Hier im Treppenhaus riecht es verführerisch lecker nach gekochtem Hühnchen. Wahrscheinlich eigens für Herrn Beck zubereitet. So eine Gemeinheit!
    Schlecht gelaunt hüpfe ich auf den Beifahrersitz. Eigentlich mag ich Luisa sehr gerne, aber gerade entdecke ich, dass das Zusammenleben mit einem Kind auch ganz offenkundig Nachteile hat. Man spielt als Hund eindeutig nur noch die zweite Geige. Es ist wahrscheinlich der Hunger, aber ich kann mich nicht daran hindern, in Selbstmitleid zu versinken. Was bin ich nur für ein armer Hund! Es ist noch nicht so lange her, da gab es nur Carolin und mich. Das war herrlich. Sie hatte jede Menge Zeit für mich, wir haben auf dem Sofa gekuschelt, und ab und zu durfte ich in ihrem Bett schlafen. Dann kam Marc dazu. Das war auch noch in Ordnung, immerhin war Carolin seitdem deutlich ausgeglichener und glücklicher. Ab und zu hat uns Luisa besucht, und wir waren eine kleine Familie auf Zeit. Vielleicht war das ideal, und

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