Katzenjammer
wie ein ganz normaler Schuhkarton. Was da wohl drin ist? Neugierig robbe ich mich möglichst nah an Luisa heran, ich will schließlich dabei sein, wenn das Geheimnis gelüftet wird. Carolin und Marc haben Luisa den hübsch verpackten Karton eben feierlich überreicht und von einer Überraschung gesprochen. Daraufhin hat sich Luisa sofort damit auf den Teppich im Wohnzimmer gesetzt und das Geschenkpapier aufgerissen.
Jetzt nimmt sie den Deckel ab, und ich sehe – ja, was sehe ich da eigentlich? Ein Häuschen, gebastelt aus Papier, davor lauter kleine Pferdefiguren. Das Häuschen erinnert mich an irgendetwas. Um es mir mal genauer anzusehen, stecke ich meine Nase in den Karton.
»Herkules, vorsichtig!« Luisa zieht mich sanft am Nacken. »Sonst machst du noch mein Geschenk kaputt!«
Ich ziehe den Kopf wieder zurück, ich habe auch so schon genug gesehen. Das Häuschen sieht aus wie Schloss Eschersbach! Das ist ja ein Ding!
Marc kniet sich neben Luisa. »So, mein Schatz, hier siehst du die lang angekündigte gute Idee, die Carolin hatte.«
Luisa guckt etwas verständnislos. Das ist kaum verwunderlich, denn auch ich habe noch nicht begriffen, was es mit diesem Mini-Schloss im Karton auf sich hat. Ganz zu schweigen von den davor platzierten kleinen Pferdchen.
»Spielzeugpferde?« Luisa klingt enttäuscht.
»Keine Sorge, die sind nicht das Geschenk. Der ganze Karton ist eigentlich nur ein Gutschein. Für ein Pony-Schloss-Wochenende mit deinen Freundinnen. Freitags könnt ihr hinfahren, und dann lebt ihr drei Tage auf einem echten Schloss und könnt so viel reiten, wie ihr wollt«, erklärt Carolin. »Dein Papa wollte sich nur besondere Mühe geben und hat deswegen Schloss Eschersbach und die dazugehörigen Pferde gebastelt.«
Jetzt begreift Luisa, springt auf und fällt Carolin um den Hals. »Danke, Caro! Und danke, Papa! Das ist wirklich eine Superidee! Klasse!«
Auch Oma Wagner ist mittlerweile ins Wohnzimmer gekommen. »Tja, mein Schatz, schön, dass es dir gefällt. Dein Vater war jetzt auch fast zwei Tage durchgehend mit der ganzen Geschichte beschäftigt. Allein dieses Gebastel hat die halbe Sprechstunde gedauert. Dann noch die Visite zum Schloss, um den alten Grafen zu überreden. Na ja. Der Opa hätte so was nie gemacht, dem habe ich immer alles abgenommen. « Sie schaut in Carolins Richtung und lächelt. Ich bin mir nicht sicher, ob das nett gemeint ist.
Falls es das aber nicht war, ignoriert Carolin diese Spitze. »Ja, Marc, du hast wirklich handwerkliches Geschick. Du könntest glatt bei mir anfangen. Vielleicht ist an dir ein Geigenbauer verloren gegangen.«
Marc grinst, und Frau Wagner verabschiedet sich mit einem deutlichen Dann werde ich mal die Küche aufräumen, das macht sich ja auch nicht von alleine in Richtung derselben.
»Komm her, Spatzl«, Marc steht auf, geht zu Carolin und nimmt sie in den Arm, »wenn mir niemand mehr seinen Zwerghamster anvertrauen will, werde ich bei dir vorsprechen. « Er gibt ihr einen Kuss. »Insofern passt es mir eigentlich gar nicht, dass du jetzt wieder mit Daniel zusammenarbeiten willst. Vielleicht wäre ich ein besserer Partner für dich.«
»Na gut, ich werde Daniel klipp und klar sagen, dass es sich nur um ein paar Wochen handelt, weil sich dann eine aufstrebende Nachwuchskraft angekündigt hat.« Sie lächelt.
»Gut. Mach das. Dann weiß er gleich, wo es langgeht. Habe mir sowieso schon ein wenig Sorgen gemacht, dass der hier plötzlich wieder auftaucht.«
Warum macht sich Marc Sorgen? Wenn ich das richtig verstanden habe, kommt Daniel doch, um zu helfen.
»Zu Recht, mein Lieber, man muss die Konkurrenz immer im Auge behalten.«
Ach, Marc will Geigenbauer werden und Daniel dann Tierarzt? Versteh ich nicht.
»Also komme ich heute Abend besser mit?«
»Das hättest du wohl gerne. Nee, nee, wir trinken auf alte Zeiten, du würdest dich nur langweilen. Und ich habe so lange nichts mehr mit Daniel unternommen, ich freue mich schon auf ein Glas Wein mit ihm. Will mal hören, wie es ihm privat geht. Heute Nachmittag haben wir nur übers Geschäft gesprochen, morgen geht er ins Konzert, und übermorgen ist er schon wieder weg, also das passt schon.«
Marc seufzt. »Okay, ich lasse dich ziehen. Aber keine Dummheiten machen!«
Carolin rollt mit den Augen. »Werde mich gehorsamst um 22 Uhr zurückmelden.«
»Spätestens! Sonst schicke ich die Feldjäger los!«
Feldjäger klingt spannend. Ich habe eine stille Passion für die Jagd. Alle meine Vorfahren
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