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Katzenjammer

Katzenjammer

Titel: Katzenjammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frauke Scheunemann
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tatsächlich hier lang. Nicht gerade jeden Abend, aber ab und zu. Tagsüber gehen wir fast immer auf die Hundewiese an der Alster, abends machen wir dann oft eine Runde durch das Viertel. Warum?«
    »Och, nur so.«
    Bevor mich Cherie noch eingehender zu meinen Motiven befragen kann, will ihr Frauchen weitergehen und Marc die Torte nach drinnen bringen. Cherie verabschiedet sich mit einem mütterlichen Mach’s gut, Kleiner! . Wahrscheinlich ist das nicht gerade ein Zeichen dafür, dass sie mich für wild und gefährlich hält und gerne mal nachts mit mir allein durch den Park stromern würde. Egal, ich werde meine Chance schon bekommen.

    »Das war ja eine kurze Runde!«, wundert sich Marcs Mutter, als wir wieder in der Wohnung sind.
    »Wir waren auch gar nicht im Park, denn vor dem Hauseingang haben wir eine Patientin von mir getroffen. Ihr Frauchen hatte diese Torte für mich gebacken. Ich habe das Tier vor drei Wochen operiert, nachdem es vom Auto angefahren wurde.«
    Frau Wagner wirft einen Blick auf die Torte. »Hm, Schwarzwälder Kirschtorte. Die sieht aber gut aus! Siehst du, das ist das Schöne an einer Praxis – die Dankbarkeit von Mensch und Tier.«
    »Ja, Mutter, das ist wirklich schön. Möchtest du vielleicht ein Stück? Gewissermaßen als Nachtisch?«
    »Gerne. Komm, ich decke kurz für uns in der Küche.«
    »Gut, ich bringe Luisa ins Bett. Dann komme ich.«
    Falls dieser Kuchen tatsächlich so lecker ist, wie er riecht, lohnt es sich bestimmt, wenn ich mich in diesem Fall an die Fersen von Oma hefte. Sie denkt doch eigentlich immer daran, dass auch Dackel Genussfreunde sind.
    Ich scharwenzel also um ihre Beine und bemühe mich um einen möglichst unwiderstehlichen Dackelblick. Leider schaut sie nicht nach unten, kann also davon nicht beeindruckt sein. Vielleicht ein bisschen Jaulen? Kann bestimmt nicht schaden.
    »Herkules, ich weiß genau, was du willst. Ein Stück von der Torte. Die sieht auch wirklich großartig aus, aber Marc hat neulich schon mit mir geschimpft. Ich muss also ein bisschen strenger mit dir sein. Es gibt nichts.«
    Och nö. Wie doof ist das denn? Außerdem ist Marc gar nicht für meine Erziehung zuständig. Der hat genug mit Luisa zu tun. Soll er bei der streng sein. Caro hätte bestimmt nichts dagegen. Ich jaule noch ein bisschen lauter.
    »Hach, na gut! Aber dann musst du dich beeilen, damit uns Marc nicht erwischt. Hier.«
    Sie stellt mir ein kleines Tellerchen mit Torte direkt vor die Nase, ich schlabbere sofort los. HERRLICH! Und so was kann Cheries Frauchen backen? Können die mich nicht adoptieren? Sofort?
    Die Küchentür geht auf.
    »Mutter! Du hast doch nicht etwa Herkules ein Stück abgegeben, oder?«
    »Ach Junge, er hat so lieb geguckt. Es war auch nur ein ganz, ganz kleines.«
    »Das glaube ich jetzt nicht! Da ist bestimmt Alkohol drin. Mutter, du hast jahrelang in einer Tierarztpraxis gearbeitet, du weißt doch, wie schädlich das für Hunde ist!« Marc klingt sehr, sehr vorwurfsvoll. Ich bekomme ein schlechtes Gewissen. War ja im Grunde genommen meine Idee. Also lasse ich von dem Schälchen ab, schleiche zu ihm hinüber und lege mich ergeben vor seine Füße. Große Demutsgeste.
    »Okay, Herkules, du kannst die Show einstellen.« Er seufzt. »Ich gebe zu, es ist schwer, ihm zu widerstehen, Mutter. Aber bitte füttere ihn nicht mehr, wenn er bettelt. Wir haben hier sonst binnen kürzester Zeit einen fetten, kurzatmigen Dackel.«
    Das sind wirklich keine verlockenden Aussichten. So will mich Cherie bestimmt nicht. Ich lasse also den Rest Torte auf dem Teller liegen und trolle mich unter den Esstisch.
    »Ich habe auch noch einen Kaffee gekocht. Möchtest du?« Oma Wagner holt Tassen aus dem Schrank und trägt sie zum Tisch.
    »Gerne. Danke.«
    »Weißt du, ich habe den Erfolg deines Vaters auch immer als meinen eigenen betrachtet. Das war mir Bestätigung genug. Es war eben unsere Praxis. Ich habe mich schon ein wenig gewundert in den letzten Wochen. Deine neue Freundin scheint sich überhaupt nicht für deinen Beruf zu interessieren.«
    »Mutter, ich weiß wirklich nicht, wie du darauf kommst.«
    Ich kann es natürlich von meiner Position unter dem Tisch aus nicht sehen, aber ich wette, Marc runzelt gerade die Stirn. Seine Stimme klingt jedenfalls genau so.
    »Na, also ich bitte dich. Die normalste Sache der Welt wäre doch, wenn sie dir nun assistieren würde. Gut, sie ist nicht vom Fach, aber zumindest, bis Frau Warnke wieder da ist, könnte sie doch ein bisschen

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