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Katzenjammer

Katzenjammer

Titel: Katzenjammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frauke Scheunemann
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natürlich auch neugierig, was ihr da wohl vor die Tür gelegt worden ist, kann es aber von hier unten nicht genau erkennen. Es scheinen kleine Kügelchen in einer durchsichtigen Box zu sein. Seltsam, so etwas habe ich noch nie gesehen. Nina dreht die Box hin und her, murmelt eine Unverschämtheit und schließt die Tür wieder.
    Ich trabe zurück zu Beck, der immer noch unter dem Wohnzimmertisch liegt.
    »Was war denn los?«, erkundigt er sich.
    »Irgendjemand hat etwas auf Ninas Fußmatte gelegt. Aber falls es ein Geschenk sein sollte, hat es ihr nicht gefallen.«
    Es klingelt nochmal an der Tür, und ich sause zurück in den Flur.
    »Also jetzt habe ich die Schnauze aber wirklich voll! Was fällt dem Typen eigentlich ein?« Nina stürzt aus ihrem Büro in Richtung Tür und reißt sie auf. »Sie können sich Ihre Ohrstöpsel gleich sonst wohin … oh, hallo, Carolin! Komm doch rein.«
    Tatsächlich. Vor der Tür steht endlich Carolin und schaut sehr erstaunt.
    »Grüß dich, Nina. Ist alles in Ordnung bei dir? Ich wollte nur Herkules abholen.«
    »Klar, natürlich. Ich dachte nur, du seist mein neuer Obermieter. «
    »Und den begrüßt du derart herzlich? Die Geschichte musst du mir mal genauer erzählen.«
    »Sehr gerne. Und noch lieber bei einem Kaffee. Ich kann mich heute sowieso nicht mehr konzentrieren und muss mal raus. Also – wenn du nichts dagegen hast, würde ich mit dir mal eben das nächste Café ansteuern.«
    »Ja, warum nicht? Lass uns doch ins Violetta gehen, dann kann sich Herkules auf dem Hinweg im Park noch ein bisschen seine krummen Beinchen vertreten.«
    Krumme Beinchen ? Da frage ich mich: Wenn Komplimente im Subtext manchmal böse gemeint sind, sind Boshaftigkeiten dann in Wirklichkeit ein Liebesbeweis?

    Das Herumsitzen im Café gehört eindeutig zur Lieblingsbeschäftigung von Frauen. Jedenfalls von den beiden Frauen, die ich kenne: Carolin und Nina. Interessanterweise bestellen sie sich aber meist nicht das gleichnamige Getränk. Sondern meist viel lieber einen sogenannten Prosecco . Der kommt zwar in einem etwas anderen Glas daher als der Rotwein , den Marc so gerne mit Carolin trinkt, aber er riecht ähnlich und hat auch eine ähnliche Wirkung auf Menschen. Erst reden sie ein bisschen schneller als sonst und lachen häufiger, dann reden sie viel langsamer und dafür lauter. Offenbar schlagen diese beiden Getränke auf die Ohren. Leider nicht auf meine, die sind ganz ausgezeichnet, und für meinen Geschmack wäre es sowieso schön, wenn Menschen insgesamt ein bisschen leiser veranlagt wären.
    Lautstärke ist auch das Thema, das Nina nun gerade mit Carolin vertieft. Natürlich bei einem Glas Prosecco. Den brauche sie jetzt für ihre Nerven, hat Nina angemerkt und gleich mal zwei davon bei der Bedienung geordert. War also wieder nichts mit dem Kaffee. Ich habe es mir vor Carolins Füßen bequem gemacht und höre zu, wie Nina von der unerfreulichen Begegnung mit dem neuen Nachbarn berichtet.
    »Ich meine – den ganzen Tag hämmert der da in der Bude rum. Das ist doch nicht normal! Ich hatte heute Vormittag zwei Patienten, die hätte ich fast wieder nach Hause geschickt, weil es wirklich ein ohrenbetäubender Lärm war. Gestern auch schon! Und das ohne jede Vorankündigung durch die Hausverwaltung, so dass ich mich hätte darauf einstellen können. Nichts von alledem. Eine Frechheit! Als es dann heute Nachmittag wieder losging, bin ich hoch und habe mal zart nachgefragt, wie lange das denn noch so gehen soll.«
    Unter zart nachgefragt stelle ich mir aber etwas anderes vor. Nach meinem Eindruck war Nina schon ganz schön auf Zinne. Vielleicht wäre das Gespräch auch insgesamt besser verlaufen, wenn Nina den Mann nicht gleich so angefahren hätte. Oder ist der Subtext – was für ein tolles neues Wort! – von Anschreien he, ich finde dich nett ?
    »Und was hat er dazu gesagt?«
    »Im Wesentlichen, dass ich mich mal nicht so anstellen soll und er sich schließlich an die Ruhezeiten der Hausordnung hält. Und dass er ja irgendwann renovieren müsse.«
    »Hm, klingt aber ehrlich gesagt, als sei es nicht ganz von der Hand zu weisen«, gibt Carolin zu bedenken.
    »Das war nun wieder klar, dass man dich mit dieser Hausordnungsnummer sofort kriegt. Du bist eben viel zu defensiv. Ich meine – hallo? Ich verdiene in der Wohnung mein Geld. Ich brauche Ruhe. Der soll sich gefälligst ein paar vernünftige Handwerker nehmen – dann ist die Renovierung ruckzuck fertig, und ich gehe solange ins Hotel.

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