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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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und Chase.«
    »Ich brauche das auch nicht.« Trillian streckte die Hand aus. Sie zitterte kein bisschen. »Ich habe vor ein paar Stunden zwei Cognac getrunken, mehr nicht. Ich bin nüchtern.«
    Iris nickte. »Gut. Chase würde ich es vielleicht noch geben, aber … verflixt … Moment!« Sie wirbelte herum und rannte zur Toilette.
    Smoky packte Camille, warf sie sich über die Schulter und ging die Treppe hinauf. »Ich ziehe sie passender an«, rief er über die freie Schulter zurück. Trillian und Morio folgten ihm.
    Ich zog meine Stiefeletten aus und bat Shade, mir richtige Stiefel und eine schwere Jeansjacke von oben zu holen. Die übrigen Sachen konnte ich anbehalten. Er nickte und lief zur Treppe.
    Inzwischen war Iris zurückgekehrt und bat Menolly mit einem Wink, ihr zu helfen. Ich ging mit den beiden in die Küche, wo Iris ein stinkendes Kräuterbeutelchen auspackte. Doch statt das Kraut als Tee aufzubrühen, wie ich erwartet hatte, stopfte sie es in Gelatinekapseln. Dann flüsterte sie noch irgendeinen Zauber darüber und reichte mir eine der Pillen, so riesig und dick wie für ein Pferd, und dazu eine Flasche Wasser.
    Ich starrte die Kapsel an und steckte sie mir schließlich in den Mund. Mühsam würgte ich sie mit reichlich Wasser herunter. Auf halbem Wege ging sie auf, ich musste rülpsen, und ein erdiger, strenger Geschmack stieg mir in den Mund. Ich verzog das Gesicht, und schon drückte Iris mir eine dicke Scheibe Butterbrot in die Hand.
    »Iss. Das dämpft die erste Wirkung der Damishanya-Wurzel auf den Magen.«
    »Damishanya? Ach du Scheiße. Morgen können wir streichen. Aber du hast recht, helfen wird sie.«
    Damishanya war ein Kraut aus der Anderwelt mit einer gnadenlos starken Wirkung. Ich hatte es ganz vergessen, bis Iris eben die Bezeichnung erwähnt hatte, doch jetzt stand mir die Erinnerung an diese Wurzel sehr deutlich vor Augen. Als Camille, Menolly und ich uns zum ersten Mal so richtig besoffen hatten – ehe Vater uns Alkohol erlaubt hatte –, hatten wir heimlich etwas Damishanya beschafft, damit Vater uns nicht betrunken erwischte. Aber er hatte den Alkohol wie auch das Kraut meterweit gegen den Wind gerochen, und wir alle hatten seinen Zorn zu spüren bekommen. Eine ganze Woche lang hatten wir das Haus geputzt. Auf Camille war er besonders böse gewesen, weil sie die Älteste und in seinen Augen für uns verantwortlich war. Sie hatte zwei Wochen Hausarrest bekommen.
    Als Camille und die anderen in die Küche kamen, verteilte Iris die Kapseln und Butterbrote, und dann machten wir uns auf den Weg hinaus zu den Autos. Roz hatte das Kraut dankend abgelehnt – offenbar war er nur ein wenig angeheitert und hatte hauptsächlich mal Dampf abgelassen. Allerdings hatte er sich rasch das Öl abgewaschen und sich angezogen. Vanzir blieb zu Hause – er war zu betrunken, um draußen irgendwem nützlich zu sein.
    Also stiegen Shade, Chase, Sharah und ich in den Jeep, während Menolly Camille, Morio, Trillian und Shamas in Camilles Lexus chauffierte.
    Schon als wir die Auffahrt entlangrollten, wurde mein Kopf klarer. Die Wurzel wirkte schnell. Mit einem Stich wurde mir bewusst, wie sehr ich die Gelegenheit genossen hatte, meinen Kopf mal ein Weilchen auszuschalten. Einen Augenblick lang hatten wir uns gehen lassen und alles vergessen können, was uns bedrohte. Doch nun merkte ich, wie viel Dampf ich dabei noch nicht abgelassen hatte.
     
    Als wir vor dem ÜW -Gemeindehaus hielten, war ich stocknüchtern. Das bescheidene Gebäude auf einem verwilderten Grundstück samt Parkplatz mit zahlreichen Rissen im Pflaster rauchte und qualmte. Brandgeruch hing dick in der Luft und machte mir das Atmen schwer. Ich öffnete die Tür und stieg langsam aus dem Jeep.
    Auf den ersten Blick dachte ich, wir hätten Glück gehabt und das Gebäude sei nicht allzu schwer beschädigt. Die anderen traten zu mir, und alle außer Morio sahen einigermaßen wach aus. Wir gingen auf das Haus zu, und nun sah ich, dass der Brand und eine Explosion ganze Arbeit geleistet hatten.
    Ich starrte die verbliebenen Außenwände an, und mein Herz setzte einen Schlag aus. Ich hatte einen festen Platz im ÜW -Gemeinderat. Es hätte sehr gut sein können, dass ich heute Abend auch hier gewesen wäre, beim Treffen des Festkomitees, das unseren Ball organisierte. Und was, wenn die Bombe während einer der monatlichen Versammlungen explodiert wäre, an denen bis zu hundert Gemeindemitglieder teilnahmen?
    Gedanken daran, was alles hätte

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