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Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Handbewegung, als wollte er ihn anhalten; aber als Wittebold weitereilte, ließ er’s bleiben. Der lief zu dem Laboratoriumsgebäude und schrak zusammen. Alles dunkel?!

So schnell es bei dem mangelnden Licht ging, tappte er die Treppe empor. Als er um die Korridorecke bog, stand da Schappmann mit einer Kerze in der Hand und untersuchte die elektrischen Sicherungen. Bei Wittebolds Anblick ließ er vor Schreck fast den Leuchter fallen.
    »Wittebold! Mensch! Wo kommen Sie her?«
    »Ach was! Sagen Sie mir schnell, was hier los ist!«
    Noch immer starrte Schappmann Wittebold entgeistert an. »Sie sind doch verhaftet, Kollege! Sind Sie denn freigelassen?«
    Statt Schappmann gab eine der Scheuerfrauen Wittebold die Antwort: »Ist gar nichts los, Herr Wittebold. Hier ist ‘ne Sicherung kaputt, und Herr Schappmann hat sich ‘ne neue beim Portier geholt und will sie gerade reinschrauben.«
    »Geben Sie her, Schappmann! Ich kann das schneller und besser machen!« Bei diesen Worten hatte Wittebold Schappmann die Sicherungen aus der Hand genommen und drehte sie in die Fassungen. Das Licht flammte wieder auf.
    Schappmann, wieder einigermaßen gefaßt, hieß die Scheuerfrauen an ihre Arbeit gehen und wandte sich dann zu Wittebold. »Nu sagen Sie doch endlich mal, Kollege – mir ist ein Schreck in die Glieder gefahren, wie Sie da so auf einmal vor mir stehn ... Was ist denn passiert? Warum kommen Sie denn mitten in der Nacht hierher – und wie sehn Sie denn aus? Sie haben ja so große Löcher in Ihrem Rock?«

Wittebold schüttelte abweisend den Kopf. »Lassen Sie mich, Schappmann! Ich muß erst Gewißheit haben, daß ...«

Noch während er sprach, hatte Wittebold sich umgewandt und eilte den Korridor entlang. Als er in den Seitengang einbog, an dessen Ende das Sicherheitsarchiv lag, trat ihm die Scheuerfrau Grätz in den Weg und fragte: »Wer sind Sie denn? Was wollen Sie hier?«
    Beim Klang dieser Stimme blieb Wittebold wie angewurzelt stehen. Er bog sich zur Seite, um unter dem Kopftuch das Gesicht der Frau zu sehen und prallte im selben Augenblick entsetzt zurück. »Juliette! ... Du!?«
    Fast im gleichen Moment schrie auch sie laut auf. »Wilhelm! O Gott – ich bin verloren!«
    »Verloren? ... Du?« Mit einem raschen Sprung stand Wittebold vor ihr, packte sie am Arm, schüttelte sie. »Was heißt ›verloren‹? Treibst du ein unehrliches Spiel? Wie kommst du hierher?«
    Juliette schlug die Hände vors Gesicht und taumelte gegen die Wand. Aller Mut, alle Kräfte schienen sie verlassen zu haben. Dies unverhoffte Wiedersehen mit ihrem Mann in diesem Augenblick hatte sie so schwer erschüttert, daß sie keine Worte fand, sich zu rechtfertigen – sich herauszulügen ...

Da erlosch plötzlich das Licht von neuem. Instinktiv wandte sich Wittebold dem Sicherheitsarchiv zu. Kaum hatte er ein paar Schritte gemacht, da flammte eine Taschenlampe auf. Gleichzeitig erhielt er einen schweren Schlag auf den Kopf, der ihn zu Boden warf ...
    Auf den Schrei Wittebolds und Juliettes war Schappmann, so schnell es seine alten Beine erlaubten, Wittebold nachgeeilt. Sah noch, wie der mit drohend erhobener Hand vor der weinenden Anna Graz stand. Dann ging wieder das Licht aus ...
    Was danach noch passierte, darüber konnte er sich nie richtig klarwerden. Er sah noch, wie eine Taschenlampe aufblitzte, sah Wittebold fallen, wollte rufen, da wurde er plötzlich zu Boden geschleudert. Über ihn hinweg stürmten mehrere Männer.

Sekundenlang lag Wittebold bewußtlos. Traumhaft kehrte

ihm die Besinnung zurück. Er taumelte empor. Durch ein Flurfenster fiel vom Fabrikhof her ein schwacher Schein. Dadurch konnte er die Richtung nach dem Sicherheitsarchiv erkennen. Noch schwach unter der Nachwirkung des Schlages, tastete er sich die Wand entlang in das Archiv. Mit unsicheren Händen suchte er die Alarmvorrichtung. Endlich hatte er sie gefunden. Im Augenblick schrillten die Glocken aller Meldeapparate. Dann sank er von neuem bewußtlos zu Boden.
    Kampendonk stand Wolff gegenüber und schüttelte nur immer wieder den Kopf. Was Wolff da berichtete, kam ihm so unglaublich, so unfaßbar vor, daß er immer wieder fragte, Erklärungen verlangte. Doch die vermochte Wolff nur unvollkommen zu geben. Das ganze Drum und Dran dieser Ereignisse war auch ihm vollständig unklar.
    »Das Rätselhafteste«, sagte Wolff, »ist und bleibt das Verhalten dieses Bürodieners Wittebold. Dieser Mann ist wegen Einbruchs in die Wohnung Doktor Morans gestern abend von der

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