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Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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arbeitet, da möchte man doch wirklich allen Glauben an die Menschheit verlieren. – Nun bitte ich mir aber mal eine genaue Auskunft über diesen sonderbaren Bürodiener – den Wittebold – aus. Sie sind doch, nach allem, was ich höre, genauer mit ihm bekannt. Doch zuvor will ich Ihnen noch sagen, daß ich selbst mit dem Kriminalkommissar gesprochen habe. Er hat mir versichert, daß die Fingerabdrücke in der Wohnung Morans zweifellos mit denen Wittebolds übereinstimmen. Daß dieses Kennzeichen untrüglich ist, steht ja unweigerlich fest.«
    »Sie gestatten, Herr Generaldirektor, daß ich da anderer Meinung bin. Daß Wittebold einen Einbruch bei Doktor Moran verübt haben sollte, ist gänzlich ausgeschlossen. Wie seine Fingerabdrücke dorthin kommen, weiß ich allerdings nicht. Zweifellos ein Schurkenstreich von Moran und Genossen, um den Feind auf die einfachste Weise aus dem Weg zu räumen. Damit Ihnen meine Erklärung glaubhafter erscheint, muß ich Ihnen – es hat keinen Zweck mehr, das ihm versprochene Schweigen zu bewahren – muß ich Ihnen die ganze Geschichte dieses Mannes erzählen.«
    Und dann gab Fortuyn einen Bericht über Wittebold, bei dem er an Worten nicht sparte.
    Als Fortuyn geendet, saß Kampendonk lange in nachdenklichem Schweigen. »Allerdings ein interessantes Schicksal!« sprach er dann stockend. »Das klingt ja beinahe romanhaft. Aber immerhin« – er wandte sich mit frohem Gesicht Fortuyn zu – »der Mann macht mir Freude. Hat er doch sein Vergehen – ist ja damals leider öfter passiert – reichlich wiedergutgemacht! Und er muß nach dem, was er geleistet hat, ein durchaus tüchtiger Mensch sein. Das Werk ist ihm zu großem Dank verpflichtet. Wir werden selbstverständlich auf beste Weise seine Zukunft sicherstellen müssen.«
    »Darüber habe ich schon lange nachgedacht, Herr Generaldirektor, und werde mir erlauben, Ihnen zu gegebener Zeit Vorschläge zu machen. Denn außer dem Werk bin ich persönlich ihm ja auch zu größtem Dank verpflichtet. War er doch damals wahrscheinlich mein Lebensretter!«
    Die Sekretärin meldete Dr. Wolff. Der folgte gern Kamendonks Wink, sich zu setzen. Erschöpft lehnte er sich in den Stuhl zurück. Seit den ersten Morgenstunden war er unaufhörlich auf den Beinen gewesen, hatte alles versucht, um der Verbrecher habhaft zu werden. Mit niedergeschlagener Miene gab er jetzt seinen Bericht. Die Gesuchten waren mit falschen Pässen entwischt. Bis Wien war ihre Spur verfolgt worden. Dort waren sie mit einem Flugzeug weitergereist. Wohin, war unbekannt.
    »Die Haussuchungen sind auch gänzlich resultatlos verlaufen«, berichtete er weiter. »Das einzig Wichtige ist das hier.« Bei diesen Worten zog Wolff ein kleines Zinkklischee aus der Tasche und legte es vor sich hin. »Jetzt wissen wir wenigstens, wie die Fingerabdrücke des Wittebold an Morans Schreibtisch gekommen sind. Man hat sich einen Fingerabdruck von ihm verschafft, auf die Zinkplatte fotografiert und einen Gummidäumling danach gemacht.«
    Fortuyn nickte Kampendonk befriedigt zu. »Ich ahnte es ja, Herr Generaldirektor.«
    »Übrigens ist auch die Scheuerfrau Anna Grätz seit heute morgen verschwunden«, fuhr Wolff fort. »Auf ihr Konto kommt sicherlich der größte Teil der Vorbereitungen für diesen Einbruch. Sie ist in anderer Richtung entflohen. Vorläufig fehlt jede Spur von ihr.«

Eine Woche später fuhr Wittebold, einigermaßen wiederhergestellt, nach Berlin. Die Polizei hatte einen Mann verhaftet, der verdächtig war, an dem Einbruch in Langenau mitgewirkt zu haben. Als Wittebold in das Vernehmungszimmer kam, wurde ihm bedeutet, daß er leider vergeblich gekommen sei. Der Verhaftete sei soeben entlassen worden, da er sein Alibi nachgewiesen habe.
    Während Wittebold dem Ausgang des Gebäudes zuschritt, kam ihm der Gedanke, zum Einwohnermeldeamt zu gehen, um festzustellen, ob Juliette vielleicht ihren Wohnsitz in Berlin hatte oder gehabt hatte. Es gab zwar keinerlei Anhaltspunkte, daß Juliette schon längere Zeit in Deutschland, speziell in Berlin, war; aber da er nun einmal hier war, wollte er den Versuch riskieren. Es kam ja nicht weiter darauf an.
    Mehr als an all die anderen, die mit dem Einbruch zusammenhingen, dachte er an Juliette. An Juliette, seine Frau, die sie ja immer noch war. Wie kam sie nach Deutschland? Damals, als er von London fortfuhr, war sie doch noch die Freundin Hopkins gewesen. Wie hatte sich ihr Verhältnis so gestalten können, daß sie jetzt hier in

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