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Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Deutschland in Hopkins’ Interesse niedrige Dienste bedenklichster Art verrichtete? Hatte vielleicht ihr brutaler Freund ihr eines Tages den Laufpaß gegeben? Hatten Hunger und Not sie zu solcher Betätigung gezwungen?
    Obgleich er innerlich längst fertig mit ihr war, regte sich Mitleid in ihm. Vielleicht, daß er ihr helfen könnte, wenn er sie ausfindig machte. Gewiß, eine Rückkehr zu ihm war ja gänzlich ausgeschlossen. Aber trotz all der furchtbaren Enttäuschungen, die ihm die Ehe mit Juliette gebracht hatte, waren doch immer noch einige Spuren alter Zuneigung in seinem Herzen geblieben. Wenn er ihr irgendwie helfen könnte, gern würde er’s tun.
    Als der Beamte ihm den Auskunftszettel überreichte: »Frau Hartlaub, Meraner Straße 37, zwei Treppen rechts, bei Frau Werner«, schwankte er einen Augenblick, ob er sich freuen oder erschrecken sollte. Er wußte, die Meraner Straße lag im besseren Westen. Juliette konnte es, danach zu schließen, nicht gerade schlecht gehen. Unruhig, in wechselnden Gedanken, fuhr er dorthin.

»Tag, Waldemar! Menschenskind, du hast ja noch gar nicht gepackt? Liegst hier auf der Couch und tust, als wenn nichts passiert wäre! Bist du denn komplett verrückt? Ich hab’ dir doch vorhin telefoniert, daß in Boffins Wohnung Haussuchung gehalten wird.«
    Waldemar blieb ruhig liegen und blinzelte Juliette nur von der Seite an. »Mach doch keine Geschichten, Juliette! Was soll uns passieren? Boffin geht mich gar nix an.«
    »Du bist ein Gemütsmensch, Waldemar. Möglich, daß man deinen Namen in seinen Papieren nicht findet. Aber denke doch an mich!«
    Waldemar machte eine ablehnende Handbewegung. »Die mögen bei Boffin drei Tage und drei Nächte suchen. Der Fuchs ist ihnen doch zu schlau. Da werden sie nichts finden. Von dir nichts und von mir erst recht nichts.«
    Juliette stampfte wütend mit dem Fuß auf. »So was von Phlegma ist mir doch in meinem Leben nicht vorgekommen! Meinethalben mach, was du willst! Ich habe gepackt, fahre jetzt nach Hause – und los geht’s. Vorläufig sieht mich Deutschland nicht wieder!« Sie wandte sich zur Tür, als ob sie gehen wollte.
    Da hielt es Waldemar doch für angebracht, sich zu erheben. Er legte den Arm um sie und sah ihr ins Gesicht. »Wirklich, Julierte, das wolltest du? Wolltest von mir gehen, mich allein lassen?«
    Sie wandte sich zur Seite. Diese Augen ... die zwingenden Augen dieses Menschen ... War es denn ganz unmöglich für sie, sich deren Macht zu entziehen? Mit einem gequälten Lächeln sah sie zu ihm auf. »Waldemar, ich bitte dich, komm! Denke weniger an dich als an mich! Wenn sie mich fassen ...« Sie schauerte in seinen Armen ängstlich zusammen. »Entsetzlich! ... Diese fürchterlichen Strafen! Ich denke immer noch mit Grauen an Langenau, wo ich unter so gräßlichen Verhältnissen die vielen Wochen arbeitete. Nie im Leben werde ich diese Zeit vergessen. Gefängnis – Zuchthaus stünde mir jahrelang bevor. Noch viel schlimmer als Langenau würde das sein. Kannst du nicht begreifen, daß ich vor Angst vergehe? Komm mit, Waldemar! Komm!« Sie hängte sich weinend an seinen Hals.
    »Juliette, du regst dich zwar unnötig auf – aber so mag’s denn sein! Ich werde schnell packen. Wir treffen uns in zwei Stunden am Flughafen.« —
    Hartlaub stand im Flur des Hauses Meraner Straße 37. »Werner, zwei Treppen rechts«, las er an einer Tafel. Schon eine ziemliche Zeit lang hatte er dagestanden und überlegt. Sollte er hinaufgehen? Die Straße, das Haus machte einen so vornehmen Eindruck. Wie kam Juliette hierher? War sie vielleicht hier in Stellung gewesen?
    Er sann darüber nach, ob er sich beim Portier nach Juliette erkundigen sollte. Da ging die Haustür auf. Als er sich umdrehte, stand Juliette vor ihm. Kaum hatte sie ihn erkannt, überzog Leichenblässe ihr Gesicht. Erschrocken wandte sie sich zur Tür zurück, wie um zu fliehen.
    »Hab’ keine Angst, Juliette. Ich will nichts Böses. Möchte dich nur um eine kurze Unterredung bitten – wenn du es willst.«
    Sie atmete ein paarmal tief auf und trat auf ihn zu. »Komm, bitte, mit nach oben in meine Wohnung!«
    Sie stiegen die Treppe hinauf. Jeder glaubte, der andere müßte das Klopfen seines Herzens hören. In der zweiten Etage öffnete Juliette die Korridortür, ließ Wilhelm eintreten und führte ihn in ein Zimmer. Verwirrt schaute er sich um. Der Raum war überaus elegant eingerichtet. Hier wohnte Juliette?
    »Bitte, Wilhelm!« Sie deutete auf einen Sessel. »Nimm

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