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Kaylin und das Geheimnis des Turms

Kaylin und das Geheimnis des Turms

Titel: Kaylin und das Geheimnis des Turms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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das der Fall ist, musst du in Erinnerung bleiben. Schüler sind Teil unseres Erbes.”
    “Sagt das meinen Lehrern.”
    Er lachte leise. “Das habe ich. Sie waren über diese Beobachtung wenig erfreut.” Er hob sein Medaillon und legte es sich um den Hals, ehe er die Hände auf der Tischplatte verschränkte.

EPILOG
    D er Lord der Nachtschattenburg saß auf einem Thron in der Langen Halle der Statuen. Schweigen und Stille waren hier versammelt, als wären sie etwas Seltenes und Kostbares und müssten deshalb angehäuft werden. Wo die Statuen standen, verhießen Bewegungen, wenn auch erstarrt, Leben. Keine der Statuen war Barrani. Natürlich auch nicht Drachen. Was blieb, war sterblich und würde vergehen – verging –, ergab sich Alter und Verfall, mit der Zeit.
    Ein Barranilord war aber doch anwesend, und er wartete auf einem Knie, den Kopf gesenkt, vor dem Thron, auf dem Lord Nightshade saß, ohne einen Schatten zu werfen.
    “Lord Andellen”, sagte Lord Nightshade, “erhebt Euch.”
    Andellen entfaltete sich langsam.
    “Der Lord des Barranihofes?”
    “Ist wohlauf.”
    “Und die Zeremonie?”
    “Wurde vollendet.”
    Nightshade nickte voller Ernst. “Ich habe die Hörner gehört”, sagte er endlich und sah auf – und über – den Ablayne, wo die Hohen Hallen hinter der Statue des ersten Lords des Barranihofes und seiner Gemahlin standen. Dass zwischen ihnen eine Mauer stand – genau genommen sogar mehrere –, zählte weniger als nichts. Er wusste, wo die Hohen Hallen sich befanden.
    Andellen nickte. Falls im Raum Begehren oder Bedauern hing, war es – soweit es ging – verborgen. “Ich war nicht anwesend, als sie erklungen sind.”
    “Nein.” Der Lord der Nachtschattenburg stand langsam aus der Enge seines Thrones auf. “Wer sitzt jetzt unter dem ersten Baum?”
    Das Schweigen war Zögern, doch Lord Andellen ließ sich nichts anmerken. Allerdings sprach er erst nach einem langen Augenblick. “Der Mann, der einst der Lord der grünen Auen war.”
    Nightshade schloss einen Augenblick die Augen. “Und der Lord der Westmarsche?”
    “Wird in die Westmarsche zurückkehren”, war die leise Antwort, “und die Kunde mit sich tragen.”
    “Was hat sie getan, Andellen?” Hochbarrani wurde zu einfachem Barrani. Soweit es zwei so komplizierte Männer sein konnten, waren sie Freunde.
    “Kaylin Neya? Sie hat sich als würdig erwiesen.”
    “Des Barranihofes?”
    “Nein, Lord Nightshade. Das stand nie in Zweifel.”
    “Was dann?”
    “Euer.”
    Nightshade lächelte. Es war ein müdes Lächeln. “Das”, sagte er leise, “habe ich nie bezweifelt. Aber ich fürchte, sie hat sich verändert.”
    “Das musste sie. Ich gestehe allerdings, dass ich kaum Anzeichen dafür bemerkt habe.”
    Lord Nightshade machte sich auf den Weg zur Tür, und Lord Andellen schloss sich ihm an. Sie klangen ihren Tritten nach wie ein Mann.
    “Sie hat den Turm gefunden, wie Ihr es vorausgesagt habt.”
    “Und die Prüfung bestanden.”
    “Und bestanden. Falls ich noch Zweifel hatte, habe ich jetzt keine mehr.”
    “Weniger als keine … Ihr haltet Euch bedeckt, Andellen.”
    “Lord.” Bestätigung, kein Widerspruch. Keine Lüge.
    “Hat sie gesehen, was im Herzen der Hallen liegt?”
    Die Schritte verloren ihren perfekten Gleichklang. Andellen fasste sich wieder, aber für einen Mann mit seiner Macht nur langsam. “Ja”, sagte er schließlich.
    “Ihr habt sie begleitet.”
    “Ja.”
    “Gut. Und was hat sie daraus mitgenommen?”
    “Ich … weiß es nicht, Lord Nightshade.” Ein Zögern. Aber es war nicht von einer Frage gefolgt, das würde es auch nicht. “Sie hat Macht und sogar den Willen, sie zu benutzen – aber dieser Wille ist vollkommen sterblich.”
    “Und wozu hat sie diese Macht, von der Ihr sprecht, letztendlich benutzt?” Der Koloniallord lächelte. Es lag keine Belustigung darin und keine Wärme. “Hütet Eure Geheimnisse, Lord Andellen. Ihr seid zu dieser Vorsicht in der Lage. Kaylin Neya ist es nicht.” Lord Nightshade streckte sich kurz, dann sprach er weiter. “Vielmehr war sie es nicht, als sie sich auf den Weg begeben hat. Wenn die Zeit gekommen ist, wird sie von dem, was sie gesehen hat, sprechen. Ich habe die Stimme des Lords der Westmarsche gehört”, fuhr er leise fort, “als er ihr die Gelegenheit geboten hat, sich von meinem Zeichen zu befreien. Nein”, sagte er, obwohl Andellen nicht gefragt hatte. “Ich war nicht bei ihr. Sie hat mich nicht gerufen. Aber sie hat das

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