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Kaylin und das Geheimnis des Turms

Kaylin und das Geheimnis des Turms

Titel: Kaylin und das Geheimnis des Turms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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Zeichen berührt, und er hat dadurch gesprochen – ich konnte seine Herausforderung genau hören. Und doch trägt sie das Zeichen immer noch.” Das Lächeln, das seine Lippen für einen Augenblick bewegt hatte, war verschwunden. Seine Augen waren ein blasses Blaugrün. “Sie ist bis zum Letzten unbedacht, und wenn die Zeit gekommen ist, wird sie zu mir kommen.”
    “Und wenn diese Zeit gekommen ist, wird sie
Erenne
?”
    Lord Nightshade sagte einen Augenblick lang nichts. Als er endlich sprach, hatte er sich entschlossen, die Antwort schuldig zu bleiben. “Erzähl mir”, sagte er stattdessen, “von Severn.”
    Severn verließ seine Wohnung, als das Licht der Sonne sich in Abenddämmerung wandelte. Der Himmel war noch blau, aber in einer Stunde würden seine Ränder dunkelrot gefärbt sein. Drei Tage nach Abschluss der Festwoche war der Tag immer noch lang. Lang genug, um stundenlang Streife zu schieben und drei verschiedene Fälle zu untersuchen, die sich alle um die Morde drehten, die die Festtage oft mit sich brachten.
    Kaylin betrachtete ihn aus sicherer Entfernung – über die Straße, um genau zu sein. Sie trug den Falken und ihre alten Stiefel. Die Hosen waren neu. Sie hatte sich entschlossen, ihr Haar zu flechten, weil sie nichts hatte finden können, um den Knoten festzustecken, und so sah sie etwas jünger aus, als sie war, und viel älter, als sie sich fühlte.
    Er begann die Straße hinabzugehen, auf eine Taverne zu, in der er oft aß – sie reservierten ihm einen Tisch –, aber er blieb stehen, ehe er an ihr vorbeiging.
    Ihr Lächeln war vorsichtig, als sie sich ihm näherte. Sein Stirnrunzeln war deutlicher. “Was”, fragte er sie knapp, “willst du hier?”
    “Mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern”, antwortete sie.
    “Du hast Angelegenheiten, die dich hierher führen?”
    Sie zuckte mit den Schultern. “Vielleicht. Ich dachte, ich könnte, du weißt schon, ein Stück mit dir gehen.”
    “Auf Streife?”
    Sie zuckte noch einmal mit den Schultern. “Ich bin außer Dienst.”
    “Und der Magier?”
    “Immer noch nicht genervt. Nervt aber selber ziemlich.”
    “Gesetz der Konversation”, sagte Severn zu ihr.
    “Das kenne ich noch nicht – kann man es brechen?”
    “Wenn jemand es kann, dann du.” Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. “Kaylin.”
    Sie legte eine Hand auf seinen Arm.
    “Du hast hier seit drei Tagen jeden Tag gewartet.
Worauf
wartest du?”
    Sie sah ihm in die Augen und biss sich auf die Lippe. “Auf dich”, sagte sie schließlich. Sie hatte erwartet, er würde ihren Arm abschütteln, und fast tat er es auch, aber er fing sich im letzten Augenblick und erwiderte ihren Blick. Er kniff die Augen zusammen. “Was hast du da?” Er zeigte betont auf einen prallen Beutel an ihrer Seite.
    “Nur Zeugs.”
    “Wozu?”
    Sie schüttelte den Kopf. “Wohin gehst du?”
    “Zum gefleckten Schwein.”
    “Lügner. Da hast du vor einer halben Stunde gegessen.”
    Er hob eine Augenbraue. “Und das weißt du woher genau?”
    “Ich habe gefragt. Nachdem du gegangen warst.”
    “Du wirst besser im Verfolgen.”
    “Du hast es nicht gewusst?”
    Es war an ihm, mit den Schultern zu zucken. Eine Geste, die immer wieder zwischen ihnen hin und her sprang, eine Ablenkung, die sie beide meisterhaft beherrschten.
    “Du hast mich sieben Jahre lang beobachtet”, sagte sie leise zu ihm. “Du kannst ein paar Tage mit mir leben.”
    “Ich war leiser.”
    “Das warst du immer.”
    “Kaylin …”
    “Ich will mit dir gehen”, gestand sie leise.
    An seiner Miene ließen sich etwa hundert Antworten ablesen, und sie nahm an, dass die meisten von ihnen in keiner Gesellschaft als höflich angesehen wurden. Aber keine von ihnen gelangte über seine Lippen, die angestrengt zusammengepresst waren.
    “Es war meine Wahl”, sagte er endlich. Seine Worte hatten eine scharfe Kante.
    “Ich weiß. Lass mich auch eine treffen.” Sie war sich nicht zu gut, ihn anzuflehen. Aber in den Kolonien war Flehen oft wortlos gewesen. Und Severn? Er war noch nie gut darin gewesen, Nein zu ihr zu sagen. Sie war jetzt nicht mehr dieses Kind, aber früher war sie es gewesen. Nichts konnte das jetzt noch ändern.
    Und wenn Severn sich verändert hatte, war er dem ersten Baum nicht unähnlich. Er war aus Wurzeln gewachsen, die in derselben Kolonie verwurzelt waren wie Kaylins. Er wendete sich von ihr ab, aber er sagte nichts, und sie hielt seinen Ärmel immer noch fest.
    Er ging – das hatte sie

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