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Kaylin und das Geheimnis des Turms

Kaylin und das Geheimnis des Turms

Titel: Kaylin und das Geheimnis des Turms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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packte sie das, was von dem Kleid übrig war, das dem Quartiermeister fast einen Schlaganfall beschert hatte, zusammen. Der Lord der Westmarsche wartete auf sie, genau wie Severn. Ersterer hatte sich von der Versammlung entschuldigen lassen, um sie aus den Hohen Hallen hinauszugeleiten.
    Als er sah, mit wie viel Furcht sie das Kleid zusammenrollte, bot er ihr an, es verbrennen zu lassen. Sie überlegte es sich gut.
    “Du musst nicht gehen”, sagte er leise, obwohl Severn zuhörte.
    Wenn sie bedachte, wie wütend der Quartiermeister wahrscheinlich sein würde, hatte diese Möglichkeit ihren Reiz. Aber den hatte die echte Welt auch, und außerdem veränderten sich dort nicht andauernd die Wege, und man musste sich nicht Prüfungen stellen, die einen so katastrophal hohen Preis von einem verlangten, wenn man versagte.
    Sie blickte zum Lord der Westmarsche auf.
    Und er lächelte. “Es war ein einfaches Angebot”, sagte er, “und wenn du ablehnst, ist es keine Beleidigung. Dieser Ort – du gehörst jetzt zu ihm, aber er wird nie dir gehören. Du suchst nach einer Flucht, die dir der Hof der Barrani nicht gewähren kann. Richte Lord Sanabalis meine Ehrerbietung aus”, schloss er.
    Sie nickte. Samaran wartete. Andellen hatte den höfischen Kreis noch nicht verlassen. Sie bezweifelte nicht, dass er das letztendlich würde. Aber sie wollte nicht, dass er schon gehen musste.
    Sie warf Severn einen Blick zu, der nachsichtig lächelte. Es gab nicht mehr viel zu sagen. Und außerdem – sie trug den Namen des Lords der Westmarsche, und sie konnte jederzeit mit ihm reden, wenn sie wollte.
    Also ging sie neben ihm her, bis sie die Statuen am Eingang erreicht hatten, und in ihrem Schatten verneigte er sich förmlich. “Jage”, sagte er leise, “und töte, wenn du musst.”
    Sie nickte wieder, als hätte das einen Sinn ergeben.
    Und dann rollte die Kutsche heran, auf den Steinen, und nachdem sie sich versichert hatte, dass Teela nicht der Fahrer war, ließ sie Severn die Tür öffnen und sich von ihm hineinhelfen. Sie hatte das Kleid der Barrani anbehalten, weil ein Wechsel in das, was von dem alten übrig war, ungefähr so viel Reiz hatte, wie etwas anzuziehen, das so lange nicht gewaschen worden war, dass es von selbst stehen blieb.
    Die Fahrt zu den Gesetzeshallen verlief friedlich, ohne schreiende Fußgänger, was eine große Verbesserung darstellte. Selbst die quietschenden Reifen sorgten für ein Gefühl der Wirklichkeit und Vertrautheit, und sie wusste es zu schätzen.
    Als sie die Kutsche verließ, tat sie es am Eingangstor, nicht auf dem Hof, und trat zwischen zwei ziemlich grantigen Schwertern ein. Die Feiertage waren vorüber, das war eindeutig. Einer hatte ein blaues Auge. Und eine finstere Miene.
    Sie konnte sich denken, dass er in den letzten drei Tagen ungefähr so viel Schlaf bekommen hatte wie sie selbst, und versuchte, nicht zu strahlend zu lächeln.
    Drinnen erwartete sie der Falkenhorst, und auch wenn er, architektonisch gesprochen, nicht vollkommen perfekt war wie die Hohen Hallen, war er trotzdem perfekt. Die Aerianer führten über ihren Köpfen Flugkunststücke auf, und sie fiel beim Zusehen fast hintenüber. Severn fing sie, ehe sie fallen konnte. Sie hatte die Schuhe angezogen, aber sie hasste sie immer noch. Die würde sie auf jeden Fall verbrennen, egal was der Quartiermeister davon hielt.
    Irgendwie kam sie an den Aerianern vorbei – dass Severn sie zog, half wahrscheinlich gewaltig – und kam bis ins Büro, das von einem Leontiner beherrscht wurde. Einem belagerten Leontiner mit – ja, wirklich – einer Festung aus Papier, hinter der er sich verstecken konnte. Falls der Wind es nicht überall verteilte.
    Er wusste, dass sie kam. Sein Geruchssinn war genauso eindrucksvoll wie sein Gehör. Er war schon aufgesprungen und um den Tisch geeilt, ehe sie einen Fuß in das Büro gesetzt hatte, und schlug Caitlin, die sich auf ihre Augen verlassen musste, um zu merken, dass Kaylin zurückgekehrt war, um Längen.
    Marcus knurrte und sog scharf die Luft ein.
    “Das ist das Kleid”, sagte sie beschwichtigend.
    “Es ist förmlich genug”, entgegnete Marcus.
    Die letzten zwei Worte gefielen ihr so dicht zusammen überhaupt nicht. “Förmlich genug für was?”
    “Ein Treffen”, sagte er, “mit einem Magier des kaiserlichen Ordens.”
    Sie stöhnte. “Kannst du ihm nicht sagen, ich wäre tot?”
    “Ich könnte es versuchen”, antwortete Marcus und berührte ihre Schultern, wie um sich zu

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