Keeva McCullen 7 - Bluthunger (German Edition)
sondern nur an der Schulter erwischt. Aber wir brauchen einen Arzt.“
Keeva löste sich ein wenig aus Shanes Umarmung.
„ Aber die Klingen waren vergiftet“, sagte sie.
Theobald runzelte die Stirn.
„ Womit?“, fragte er besorgt.
Keeva sagte es ihm und sofort entspannte sich Shanes Großvater.
„ Das hat lediglich eine leicht einschläfernde Wirkung bei Menschen“, erklärte er. „Was angesichts der Blutungen sogar von Vorteil ist. Auf Dämonen wirkt es jedoch tödlich“, fügte er hinzu.
In diesem Moment betrat Robert Paddock das Zimmer, warf einen schnellen, offensichtlich erleichterten Blick auf die unverletzte Keeva, und war dann mit wenigen Schritten an der Seite seines Schwiegersohns. Er kniete sich auf den Boden und untersuchte Liam mit geübten Handgriffen. Dieser hob den Kopf, öffnete die Augen und stöhnte.
„ Ich habe schon nach weiteren Stichwunden gesucht“, meinte Theobald Truax sanft, „und keine gefunden. Aber er sollte schnellstmöglich behandelt werden.“
Robert Paddock nickte ernst.
„ Ich kümmere mich darum“, sagte er. „Ich werde sofort den Notarzt verständigen.“
Endlich hob er den Kopf und sah sich im Zimmer um.
„ Was ist mit Gabriel?“, fragte er dann. „Hat er den Stein?“
Keeva nickte düster.
„ Ja, ich habe es gesehen“, sagte sie. „Er hat ihn gefunden.“
„ Wir müssen die beiden unbedingt davon abhalten, mit ihrer Beute zu ihrem Meister zurückzukehren“, sagte Shanes Großvater. „Ich habe auf dem Weg hierher überlegt, wo das Portal sein könnte, durch das sie in den letzten Monaten immer wieder hierher gekommen sind. Und eigentlich gibt es dafür nur einen möglichen Platz.“
„ Das leerstehende Haus“, sagten Keeva und Shane wie aus einem Mund.
Theobald Truax nickte. Er wandte sich Robert Paddock zu.
„ Könntest du mir etwas zum Anziehen leihen?“, fragte er ihn. „Dann machen wir drei uns sofort an die Verfolgung.“
Robert Paddock musste trotz der Umstände lächeln.
„ Ich gebe dir schnell ein paar Sachen. Und ihr könnt mein Auto nehmen, damit ihr sie noch einholt.“
*
Poppy Rowle schreckte mit einem Schrei aus dem Schlaf hoch. Sie hatte schrecklich geträumt.
Gestalten mit missgestalteten Körpern und bösartigen Fratzen waren um sie herum getanzt und hatten ihr ins Gesicht gelacht. Ein junger Mann in blutbespritzer Robe hatte laut grausig klingende Worte in einer unverständlichen Sprache gesungen, dabei ein extrem spitz zulaufendes Messer in der Hand gehalten, während sie selbst nackt an eine Art Steinaltar gefesselt gewesen war ...
Sie schüttelte sich und brauchte einige Minuten, bis das Entsetzen wieder so weit aus ihren Knochen verschwunden war, dass ihr Herz wieder in einem halbwegs normalen Rhythmus schlug.
Was war das nur für ein scheußlicher Traum gewesen? Den jungen Mann hatte sie sogleich wiedererkannt. Er hatte wie einer der Typen ausgesehen, die sie vorhin auf der Straße gesehen hatte. Wahrscheinlich war diese Beobachtung auch der Auslöser für ihren Alptraum gewesen. Sie hätte doch die Polizei informieren sollen … jetzt geisterten diese Kerle schon in ihren Träumen herum.
Ächzend schob sie ihren massigen Körper aus dem Bett und watschelte in die Küche. Sie hatte stark geschwitzt, ihre Zunge klebte am Gaumen und sie brauchte etwas zu trinken. Sie füllte ein Glas mit Wasser aus der Leitung, leerte es in einem Zug und seufzte erleichtert auf. Danach füllte sie das Glas erneut. Während sie weitere, diesmal langsamere Schlucke nahm, stellte sie sich ans Küchenfenster und betrachtete die Wurzel ihres üblen Traumes, das leerstehende Haus schräg gegenüber.
Der Typ, der dort in letzter Zeit ein und aus ging, machte ihr Angst. Sie wollte, dass er von hier verschwand. Diese Gegend war schon übel genug, da brauchte sie nicht noch irgendwelche Penner, womöglich drogensüchtig, die sich illegal in leerstehenden Häusern einnisteten. Vorhin hatte sie ihn ja bereits das erste Mal in Begleitung gesehen. Wahrscheinlich holte er über kurz oder lang alle seine Kumpels von der Straße in das Haus - und eine unbescholtene Bürgerin wie sie würde sich immer häufiger Belästigungen von heruntergekommenem Gesocks ausgesetzt sehen.
Entschlossen stellte sie das Trinkglas auf der Küchentheke ab. Sie würde etwas unternehmen, und zwar sofort, ehe ihre Entschlossenheit wieder ins Wanken geriet. Die Polizei war die ganze Nacht über zu erreichen, also war es im Prinzip egal, wann
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