Keeva McCullen 7 - Bluthunger (German Edition)
zögern, sondern sich sofort in den Kampf stürzen würde. Er hatte damit schon gerechnet, Keeva war eben so. Und sein Herz krampfte sich vor Sorge um seine Enkelin zusammen …
*
Auf ihrem Weg nach oben kontrollierten Keeva und Theobald Truax alle Zimmer. Emma lag leise schnarchend in ihrem Bett, was Keeva unendlich erleichterte. Sie ließen sie schlafen, denn wenn sie Emma aufwecken würden, würde diese eine Erklärung fordern und das kostete zu viel Zeit. Also gingen sie weiter und gleich darauf stellten sie fest, dass das Wohnzimmer leer und Liams Bett im Schlafzimmer unberührt war. Keeva spürte einen Klumpen der Angst in ihrem Hals. Sie drängte zur Eile und Shanes Großvater, der ebenfalls außerordentlich besorgt wirkte, zögerte nicht.
Sie hasteten die Treppen nach oben und noch ehe sie den letzten Absatz erreicht hatten, erklangen Geräusche aus Keevas Zimmer: ein wütendes Fauchen, ein dumpfer Schrei, danach ein Poltern. Licht fiel durch einen schmalen Spalt in den Flur, die Tür war nur angelehnt.
„ Sie sind dort - und sie kämpfen!“, zischte Keeva. Mit einem letzten Satz gelangte sie zur Tür und warf vorsichtig einen kurzen Blick durch den Türspalt. Sie hatte noch die mahnenden Worte ihres Großvaters im Kopf, doch was sie durch den Spalt erkennen konnte, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren und machte ihr klar, dass sie nicht auf die anderen warten konnte.
Noch ehe Theobald Truax sie davon abhalten konnte, stieß Keeva die Tür ganz auf und sprang in das Zimmer. Auf dem Boden sah sie eine riesenhafte dämonische Gestalt, die gerade mit ihrem Vater rang. Aus einem spontanen Impuls heraus warf sie sich von hinten auf den mindestens zwei Meter großen Dämon - und schaffte es tatsächlich, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen und von Liam herunterzustoßen.
Sie umklammerte den Hals des Monsters und bog ihn so weit es ihr möglich war nach hinten. Über die grünbeschuppten Schultern des Ungetüms hinweg konnte sie sehen, wie ihr Vater rückwärts von ihnen weg kroch. Doch dann ergriff plötzlich eine Gestalt, die sie bisher nur aus dem Augenwinkel wahrgenommen hatte, die Haare ihres Vaters, riss dessen Kopf unsanft nach hinten - und hielt ihm eine blitzende Klinge an die Kehle.
Keeva erstarrte. Selbst der Dämon, um dessen Hals sie sich noch immer klammerte, schien jetzt abzuwarten, denn er rührte sich ebenfalls nicht mehr. Ihre Augen wanderten nach oben, zum Gesicht der schmalen Gestalt, doch sie ahnte, nein, sie wusste bereits, um wen es sich dabei handeln musste. Und tatsächlich … sie glaubte, in einen Spiegel zu sehen, so groß war die Ähnlichkeit zwischen ihnen. Bis auf die Augen. Gabriels Augen waren nicht hellgrau wie ihre eigenen, sondern glühten in einem unnatürlichen Rot. Es stimmte also: er hatte die Seiten gewechselt. Und wie es schien, sogar die Transformation zu einem Dämon begonnen …
Übelkeit stieg in ihr hoch und eine explodierende Wolke von Gefühlen erstickte sie fast. Wut, Hass, ehemalige Liebe, Angst um ihren Vater, all das tobte hinter ihrer Stirn und in ihrer Brust und raubte ihr fast die Sinne.
„ Hallo Schwesterchen“, gurrte der Halbdämon - und endlich erkannte Keeva, was ihr Bruder an den Hals ihres Vaters gepresst hielt. Das Entsetzen schnürte ihr die Kehle zu. Ihr Bruder musste ihr Zimmer bereits durchsucht haben, denn in seiner Hand befand sich die Klinge eines ihrer Wurfmesser, die sie vor nicht allzu langer Zeit erst frisch geschliffen und mit Gift bestrichen hatte. Und um den Griff des Messer gewunden baumelte ihr alter Glücksbringer, der magische Stein aus dem Westen ...
*
Theobald Truax stand im Treppenhaus und bisher schien noch keiner der beiden Eindringlinge seine Anwesenheit wahrgenommen zu haben. Durch die geöffnete Tür konnte er genau verfolgen, was im Inneren des Zimmers vor sich ging.
„ Wie ich sehe, hast du deine Vorliebe für scharfe Waffen nicht verloren“, sprach das Wesen, das einst Gabriel McCullen gewesen sein musste, gerade in Keevas Richtung.
Theobald sah, wie diese einen Dämon von hinten umklammert hielt, bei dem es sich nur um seinen Bruder Liekk-Baoth handeln konnte. Nur durch ihren Überraschungsangriff war es Keeva gelungen, für einen kurzen Moment Oberhand über den mächtigen Gestaltwandler zu gewinnen. Würden die beiden noch weiter miteinander ringen, so hätte Liekk binnen kürzester Zeit das schlanke Mädchen überwältigt. Seine Körperkräfte in Dämonenform
Weitere Kostenlose Bücher