Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman
Ein paar Sekunden lang genoss sie diese wunderbare Erkenntnis. Vielleicht mochte er sie am Ende doch!
»Will?«
»Ja?«
»Gestern Abend … du bist einfach gegangen. Dabei dachte ich, wir hätten uns … gut verstanden.«
Welche Schlüsse Will auch immer über sie und Toni gezogen haben mochte, es passte so gar nicht zu ihm, einfach
zu verschwinden, ohne sich zu verabschieden. Das hatte irgendwie keinen … Stil .
Sie blieben stehen und sahen sich an. Will wirkte, als suche er nach den richtigen Worten.
»Das tut mir wirklich leid, Christy. Ich habe mich deshalb auch mies gefühlt. Aber versetz dich mal in meine Lage! Ich habe von dir nur noch eine Staubwolke gesehen, nachdem du in die Arme dieses italienischen Supermodels gestürzt bist, mit dem du den ganzen Tag verbracht hast.«
»Oh.« Christy legte den Finger an die Lippen. »Wenn man es so betrachtet …«
Will schenkte ihr einen provozierenden, vielsagenden Blick. »Es ist nicht leicht für einen Mann, der mit den Drinks in der Hand plötzlich stehengelassen und der Gnade einer Kellnerin im Teenageralter ausgeliefert wird, die wild entschlossen ist, ihn ins Bett zu kriegen.«
»Welche denn?«, schoss Christy eine Idee zu schnell zurück. »Diese Dünne mit dem komischen Blick? Wusste ich doch, dass sie scharf auf dich ist.«
Will brach in schallendes Gelächter aus, und Christy fiel mit ein.
»Ist mir nicht aufgefallen«, sagte er mit gespielter Unschuld, nachdem er sich wieder beruhigt hatte. »Ich hatte gestern Abend nur Augen für eine Frau.«
»Aber du bist gegangen «, erinnerte Christy ihn, obwohl seine Worte sie vor Aufregung erzittern ließen. Sie rückte etwas näher an ihn heran. »Du hast nicht einmal gewartet, bis ich mit der Begrüßung meines Supermodels fertig war, Will.«
»Und ich bedaure es«, sagte er mit plötzlich leiserer Stimme und in ernsterem Ton. »Aber für mich ist es auch ein verrückter Tag gewesen.«
»Ja, natürlich! Der Geschäftsplan.«
»Das auch. Aber nicht nur das. Ich hatte gestern mit so einigem fertigzuwerden. Es erschien nur … einfacher, dich deinem Familienfest zu überlassen und auf meinen Instinkt zu vertrauen, dass ich dich heute schon finden würde. Was mir ja auch gelungen ist. Ähm … kannst du mir so weit folgen?«
»Nicht ganz.« Christy lachte. Dann seufzte sie und sah ihm in die Augen. »Es tut gut, dich zu sehen, Will.«
»Ich habe mich gefragt …«
»Ja?« Christy hielt den Atem an.
»Denkst du, dass ich vielleicht …«
»Ja, Will?«
»… deine Telefonnummer bekommen könnte?«
»Meine Telefonnummer?«
»Ich … ich habe sie nicht.«
Christy kicherte. »Nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, was wir beide gestern für einen Tag hatten.«
»Ich weiß, könnte ich sie also bekommen?«
»Ähm …«
»Könnte ich sie haben, bitte ?«
»Ja, Will.«
»Ich würde dich gern mal anrufen und zum Kaffee einladen.«
Unfähig, ihr strahlendes Grinsen zu verbergen, griff Christy nach ihrem Handy und reichte es ihm. Wortlos
nahm er es in die Hand und starrte lange auf den Bildschirm.
»Christy?«
»Ja, Will?«
»Ähm.« Will wirkte verwirrt. »Ich habe keine Ahnung, was ich mit diesem wundersamen Gerät tun muss, damit es mir deine Nummer verrät.«
Christy gab sich entsetzt. »Und das, nachdem wir gestern stundenlang geübt haben?«
»Was soll ich sagen? Ich bin ein hoffnungsloser Fall.« Aber dann veränderte sich seine Miene. »Oder … vielleicht auch nicht … ich weiß, was ich tun könnte …«
Er hatte sich ihr genähert. Ihre Gesichter waren nur noch Zentimeter voneinander entfernt.
»Und das wäre, Will?« Christy schloss die Augen.
»Ich könnte mir ebenfalls so ein Teil zulegen!«
»Wag es ja nicht«, hauchte Christy. Und während neben ihnen die Leute aus dem Auktionshaus eilten, stellte sich Christy auf die Zehenspitzen, um ihn das erste Mal zu küssen.
Vollständige deutsche Erstausgabe 03/2011
Copyright © 2010 by Lucy Hepburn
Copyright © 2011 der deutschen Ausgabe
by Wilhelm Heyne Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Satz: Leingärtner, Nabburg
eISBN: 978-3-641-03969-1
www.heyne.de
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