Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches
Ecke des Produktionsbüros stand. Und da kam mir ein genialer Einfall. Ich starrte den Funker an und trat langsam auf ihn zu.
»Nein«, flüsterte er mit angstverzerrtem Gesicht. »Das nicht. Das können Sie mir nicht antun... Ich habe noch für zwei Tage Vertrag... Ich bin jung... Ich will leben! Nein!« Und seine Stimme ging in ein unartikuliertes Wimmern über.
Am nächsten Tag ließ ich ihn in der Wüste verdursten. Ein grausamer Tod, gewiß, aber wer sich mir gegenüber auf Verträge beruft, verdient kein Mitglied.
Jetzt war nur noch der Kuhhirt übrig. »Tanger!« stieß er hervor, während die Kamera aus gewagtem Schußwinkel sich auf den Wasserturm des Kibbuz richtete. »Tanger!« Und mit scharfer Kommandostimme rief er sich selber zu: »Mir nach!«
In diesem Augenblick, dicht vor der Einnahme der Raketenbasis, wurden wir von der Leitung des Kibbuz brutal unterbrochen: Der Kuhhirt müsse unverzüglich in den Stall kommen, wo ihn zwei Kühe mit geschwollenen Bäuchen erwarteten.
»Freunde«, beschwor ich das Sekretariat, »laßt ihm doch wenigstens Zeit für einen ehrenvollen Abgang!«
Widerwillig erfüllte man meine Bitte. Eine der in Tanger so häufigen Giftschlangen biß meinen einzigen Überlebenden ins Bein. Ich selbst, als UNO-Beobachter verkleidet, gab ihm das letzte Geleit. Außer mir wohnte dem Begräbnis nur der Kib-buz-Koch bei, der zufällig einen freien Tag hatte.
Im Synchronraum mischte ich noch ein paar Kanonensalven dazu, auf dem Hügel oben stand Grischkas Geist habt acht (der Kindergarten hatte die Feier aufs Wochenende verschoben), und hoch in den Lüften kreiste ein schaurig krächzender Geier.
Ich änderte den Titel des Films in »Das Geisterkommando«. Der von mir dargestellte UNO-Beobachter blieb die Hauptrolle. Die Kritiker, die ich zu einer ersten Vorführung einlud, weinten den ganzen Film durch und konnten sich hernach an Lobpreisungen nicht genugtun. Daß kein einziger Mann das Ziel erreichte, zu dem sie alle aufgebrochen waren, gab — so formulierten es die Fachleute - dem Film einen geradezu symbolhaften Gehalt und machte ihn zu einem überwältigenden document humain.
Offen gestanden: Auch ich hatte diesen Eindruck.
Sequenz und Konsequenz
Der Morgen dämmerte, als ich durch ein sonderbares Geräusch geweckt wurde. Ich sprang aus dem Bett. Auf dem Balkon stand im Pyjama mein Wohnungsnachbar aus dem oberen Stockwerk, Morris Kalaniot, und hämmerte verzweifelt gegen die Glastüre.
»Hilfe«, stöhnte er. »Verstecken Sie mich!«
»Was ist los?« fragte ich, während ich ihn einließ.
»Ich bin in einer Sequenz...«
Der Mann zitterte am ganzen Körper, zog sein linkes Bein nach und bot überhaupt einen jammervollen Anblick. Wenn seine Augen sich nicht gerade in konvulsivischen Zuckungen schlössen, waren sie angstvoll geweitet und starrten zur Decke. Dort oben lag seine Wohnung, die er fluchtartig verlassen hatte, um zu mir herunterzuklettern. Ich drehte den Wasserhahn auf, ließ das Wasser einige Minuten laufen und gab meinem verstörten Besucher ein Glas zu trinken. Unter der Einwirkung der lauwarmen Flüssigkeit beruhigte er sich allmählich. Dann begann er seine vermeintlich aufregende Geschichte zu erzählen. In Wahrheit ist es die Geschichte einer ganz normalen Filmkarriere.
An jenem schicksalsschweren Abend, so begann er, war ich etwas länger im Büro geblieben, weil ich auf Wunsch meines sehr strengen Chefs ein paar Rechnungen neu ausschreiben mußte. Gegen neun Uhr machte ich mich zu Fuß auf den Heimweg. Vor einem nahegelegenen Eckhaus sah ich eine große Menschenansammlung, Scheinwerfer strahlten auf, Krane mit Mikrophonen schwenkten hin und her, aufgeregte Rufe wurden von völliger Stille abgelöst - mit einem Wort: es wurde ein israelischer Film gedreht. Die Kamera war auf den Hauseingang gerichtet, aber weiter konnte man nichts sehen. Zwei massige, halbnackte Gestalten, die wie japanische Ringkämpfer aussahen, stießen jeden Herankommenden erbarmungslos zurück. Der junge Mann mit dem schreiend bunten Hemd, der neben der Kamera stand, mußte der Regisseur sein, denn er schrie am lautesten von allen. Dann erkannte ich den berühmten Schauspieler Schlomo Emanueli. Er saß in einem Klappsessel mit Armlehne.
Plötzlich ließ der Regisseur seine unter der Schirmkappe flackernden Blicke in die Runde schweifen und brüllte:
»Verdammt, ich brauche noch irgendein Idiotengesicht für den Hintergrund!«
Wenn ein Regisseur brüllt, beginnen seine
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