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Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Titel: Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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noch kein Star wäre.
    Sie kamen gleich am Morgen. Schon um sechs filmte ich wieder. Um fünf hatte es an meiner Wohnungstür geläutet, eines dieser langen Klingelsignale, denen man anmerkt, daß der Finger am Druckknopf bleibt. Als meine Frau endlich öffnete, drangen die beiden Ringkämpfer wortlos ins Schlafzimmer ein, der eine packte mich, der andere raffte meine Kleidungsstücke zusammen, und gleich darauf saßen wir in einem wartenden Taxi. »Der Regisseur braucht Sie noch einmal«, sagten sie mir. Ich zog mich während der Fahrt an, was nicht ganz leicht war, denn wir fuhren in einem Höllentempo. Sie wissen ja, daß beim Film jede Minute Geld kostet. Eine einstündige Drehzeit verschlingt mindestens 20000 Pfund, das macht pro Minute 333,33 Pfund und pro Sekunde 5,55. Wenn der Regisseur während der Aufnahme zweimal niest, so ist das ein Verlust, der ungefähr meinem halben Monatseinkommen entspricht.
    Beim Aussteigen sagte ich dem Regisseur sofort, daß ich in Eile sei und nicht zu spät ins Büro kommen dürfe.
    »Was heißt das: Sie sind in Eile?« brüllte er mich an. »Sie sind in einer Sequenz, und sonst interessiert mich nichts.«
    Damals habe ich das Wort zum erstenmal gehört. Sequenz! Es bedeutet, daß man von dem Augenblick an, da man in einer Aufnahme drin ist, immer in dieser Aufnahme drin bleiben muß, sonst ist die Sequenz unterbrochen und der Film kann nicht geschnitten werden. Sie verstehen? Meine Szene, zum Beispiel. Ich stehe im Hintergrund, wenn Schlomo Emanueli nach einem Taxi ruft und mir dabei auf die Hühneraugen steigt. Und ich muß immer wieder im Hintergrund stehen, sonst würden die Zuschauer stutzig werden und sagen: »He, was ist los? Wo ist Morris Kalaniot? Vor einem Augenblick war er noch da, und jetzt ist er weg!« Deshalb wurde ich wieder zu den Aufnahmen geholt. Der Regisseur wollte Schlomo Emanueli in einer neuen Einstellung zeigen, von ganz nah, mit mir im Hintergrund, wie immer.
    Plötzlich rief der junge Mann mit der Brille und dem Notizblock, also das Scriptgirl: »Halt! Stop! Schnitt! Aus! Der Kerl hat ja ein anderes Hemd an!!«
    Vor lauter Zorn hätte sich der Regisseur beinahe zu Handgreiflichkeiten hinreißen lassen. »Sie Volltrottel«, brüllte er. »Jetzt haben Sie uns zwei Stunden Dreharbeit verpatzt!« Vergebens beteuerte ich, daß eigentlich die beiden Gorillas schuld wären, weil sie mir nichts davon gesagt hatten, daß ich im selben Hemd kommen müßte wie gestern, und meine Frau versteht ja nichts von Sequenzen, die legt mir am Morgen ein frisches Hemd heraus, und damit hat sich's. Um diese Zeit war der Regisseur bereits knallrot im Gesicht. »Hemd!« brüllte er, und seine Stimme überschlug sich. »Sofort Hemd! Selbes Hemd! Sofort!« Man stieß mich in ein Taxi und brachte mich eilig nach Hause. Der Schmutzwäschekorb wurde umgestülpt, aber das Hemd war schon in der Wäscherei. Glücklicherweise konnten wir es aus der schon angelaufenen Waschmaschine herausziehen. Die beiden Gorillas zwängten mich in das klatschnasse Hemd und stellten mich zum Trocknen vor eine 25000-Volt-Jupiterlampe. »Wasser«, flehte ich, »Wasser.«
    Aber sie hatten nur ein hämisches Grinsen für mich.
    Vierzehn weitere Aufnahmen folgten. Vierzehnmal rief Schlomo Emanueli »Taxi! Taxi«, und vierzehnmal trat er mir auf die Hühneraugen. Dann wurde meine linke Gesichtshälfte rasiert, die im Bild zu sehen war. Auch das ist eine Angelegenheit der Sequenz. Da ich am Vortag rasiert war, mußte ich auch diesmal rasiert sein.
    Um drei Uhr nachmittag war ich endlich im Büro. Meinem Chef erzählte ich, ein Lastwagen hätte mich erfaßt und zur Seite geschleudert, worauf er sagte, daß man mir das ansähe. Etwas später schlief ich über meinen Akten ein. Gerade als ich mit dem Schreckensruf »Achtung, Aufnahme!« emporfuhr, kam der Chef herein. Es mißfiel ihm.
    Am nächsten Morgen gelangte ich ungestört ins Büro und begann, die versäumte Arbeit nachzuholen. Plötzlich hörte ich von draußen einen vertrauten, einen entsetzlich vertrauten Lärm. »He, wo steckt er?« brüllten die Gorillas. »Wir brauchen ihn! Heraus mit dir, Bursche!«
    Vor den Augen meines Chefs schleppten sie mich ab. An der Türe konnte ich mich noch umdrehen und zurückrufen: »Der Regisseur braucht mich...«, dann saß ich im Taxi und bekam wieder das alte Hemd über den Kopf gezogen, das sie offenbar aus der Wäscherei gestohlen hatten.
    »Die Szene wird noch einmal gedreht«, erklärte mir einer der

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