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Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Titel: Kein Augenblick zu früh (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Alderson
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herauszureden. Und falls nicht, dass er genügend Patronen in der Pistole hatte.
    Dann wurde der Spalt ein paar Zentimeter breiter. Der Dealer trat zur Seite, sodass der Lichtstreifen von innen auf Alex und mich fiel. Ich reckte die Schultern und versuchte so entspannt auszusehen wie Alex. Tatsächlich wirkte er nicht nur entspannt, sondern geradezu gelassen, als hätte er es tagtäglich mit Drogenhändlern und Mafiabossen zu tun. Ein kurzes Schweigen folgte, dann schwang die Tür noch weiter auf. Wir traten ein. Hinter uns krachte die Tür donnernd wieder ins Schloss.
    Bevor ich mich umblicken konnte, wurde ich grob gepackt und gegen die Wand gestoßen. Hände tasteten mich ab, die Beine hinauf, über die Schenkel – und von da an war es kein Abtasten mehr, sondern definitiv ein Grapschen. Ich schrie empört auf, als eine Hand meinen Po berührte, konnte aber gerade noch meine Kraft beherrschen. Mir fiel ein, dass mir Alex eingeschärft hatte, meine besondere Gabe nicht zu verraten, solange es nicht »absolut unvermeidlich« war. Deshalb biss ich die Zähne zusammen, aber als die Hände über meine Rippen weiter nach oben krochen, überlegte ich doch, an welcher Stelle meines Oberkörpers Gegenwehr »absolut unvermeidlich« werden würde.
    »La chica no tiene armas!« , brüllte Alex wütend. »Sie ist unbewaffnet! Wir sind beide unbewaffnet!«
    Alex – unbewaffnet? Vor Überraschung vergaß ich momentan sogar die grapschenden Hände. Alex stand breitbeinig neben mir, die erhobenen Händen gegen die Wand gestützt, während ihm der größte Typ, den ich je gesehen hatte, eine Knarre an den Hinterkopf drückte und ihn mit der anderen Hand abtastete. Ich konnte es nicht fassen: Eine Woche lang war Alex praktisch mit seiner Pistole verwachsen gewesen und ausgerechnet jetzt, als wir einen Mafiaboss besuchten, hatte er beschlossen, sich von seiner Waffe zu trennen? Aber er schüttelte nur ganz leicht den Kopf und blickte mich warnend an.
    Der Kerl, der mich gegen die Wand presste, ließ endlich von mir ab und ich wirbelte herum, holte fast automatisch zum Schlag aus, während die Wut über seine fetten, grapschenden Hände in mir kochte. Aber mein Zorn wich sofort eiskaltem Schock, als ich mich den vier Männern gegenübersah.
    Der Grapschertyp hatte eine Narbe, die sich quer über seine ganze Wange zog und an den Rändern ausgefranst war wie ein von einem Dornenstrauch zerfetzter Seidenschal. Er beäugte mich mit glasigem Blick und leckte sich lüstern die Lippen. Der Typ neben ihm hatte versucht, sein Erscheinungsbild mit einem enormen Tattoo aufzumotzen. Es zeigte eine nackte Frau mit riesigen Brüsten, die sich aus seinem halb offenen Hemd heraus schlangenartig um seinen Hals wand. Der dritte Mann – der Alex abgetastet hatte – war ein einziger Muskelberg. Wir würden einen Rammbock brauchen, um diesen Panzerschrank aus dem Weg zu räumen, und dann hätten wir immer noch die eisenbeschlagene Tür vor uns. Aber erst als mein Blick auf den vierten Mann fiel, schob ich mich instinktiv ein wenig näher an Alex heran.
    Der Mann saß an einem Tisch im hinteren Teil des Raums. Er war älter als die drei anderen. Sein Schädel war glatt rasiert, die Wangenknochen stachen scharf heraus, darüber glitzerten pechschwarze, tief in den Höhlen liegende Augen. Sein Hemd stand bis zum Bauchnabel offen; über der tätowierten Brust baumelte ein großes Kreuz. Er sah zwar nicht genau wie Marlon Brando im Film Der Pate aus, aber wer diesem Typ begegnete, wusste, dass er es nicht mit einem Unschuldslamm zu tun hatte. Jedenfalls entsprach er voll und ganz dem Klischee eines Mafiabosses. Oder eines eiskalten Profikillers. Egal.
    Alex trat einen kleinen Schritt vor, als wollte er mich vor dem schlangenartigen, kalten, starren Blick des Mannes schützen.
    »Amerikaner?«, fragte der Mann, wobei er mich anzüglich musterte.
    »Ja«, sagte Alex.
    »Ihr wollt etwas haben, habe ich gehört.« Jetzt wanderte sein Blick langsam zu Alex, wobei seine Augen schmal wurden.
    »Ja.« Alex’ Stimme klang völlig unbewegt. »Und ich habe gehört, dass Sie der Mann sind, der es mir beschaffen kann.«
    »Vielleicht.« Der Mann rieb sich nachdenklich das Kinn. »Kommt drauf an, wer es haben will. Und wie viel er dafür auf den Tisch blättert. Ein Drink?« Er deutete auf eine Flasche ohne Etikett, die vor ihm auf dem Tisch stand.
    »Warum nicht?«, antwortete Alex.
    Ich bemerkte, dass Alex unauffällig den Raum musterte – suchte er etwa nach

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