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Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Titel: Kein Augenblick zu früh (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Alderson
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eine Art Erleuchtung, einen Moment völliger Klarheit: Wir waren vollkommen verrückt. Dad hatte Recht. Nur total durchgeknallte Leute würden ein so hirnrissiges Unterfangen angehen. Andererseits war es vielleicht auch so abgefahren, dass nicht mal die Einheit mit etwas Derartigem rechnete. Ich hoffte inständig, dass dies zutraf.
    Vor dem Lift blieben wir stehen. Es war so weit. In wenigen Minuten würde ich meine Mutter wiedersehen. Mein Herz klopfte.
    Sara hielt ihre ID -Karte an das Lesegerät und drückte auf den Knopf -4: das vierte Untergeschoss. Ich glaube, in diesem Augenblick stockte uns allen der Atem. Alex hielt meine Hand fest in seiner.
    Auch der Flur im vierten Untergeschoss war menschenleer. Hier war die Decke niedriger; die langen Neonleuchten waren so grell, dass ich einen Moment lang geblendet die Augen schließen musste. Dann näherten wir uns der Glastür am anderen Ende; sie wirkte massig und war bestimmt aus Panzerglas. Rechts davon befand sich ein Touchpad. Auch hier gab Sara einen Code ein. Mit leisem Zischen glitt die Tür auf und hinter uns wieder zu. Nun mussten wir im Bereich der Gefängniszellen sein.
    Der große Raum, den wir betreten hatten, war ebenso verlassen wie die Gänge, durch die wir gekommen waren. In der Mitte des Zimmers reihten sich Schreibtische mit Computern; alle Monitore waren schwarz. An der Längsseite befanden sich mehrere weiße Türen, die sich kaum von der Wand abhoben, doch sehr massiv aussahen und keine Klinken besaßen. Neben jeder Tür war ein Touchpad angebracht.
    Waren das die Gefängniszellen? War Mum hier? Dad musste derselbe Gedanke gekommen sein, denn er lief zur nächstbesten Tür, hämmerte dagegen und rief laut ihren Namen.
    »Melissa! Bist du da? Wo bist du, Melissa?«, brüllte er mit verzweifelter Stimme.
    Auf Saras Gesicht breitete sich ein leichtes Lächeln aus.
    »Wo ist sie?«, wollte Jack wissen.
    Sie bemerkte seinen veränderten, groben Ton sofort und ihre Augen wurden schmal. Dann taumelte sie plötzlich ein paar Schritte zurück und streckte die Hände abwehrend aus.
    In Jacks Hand lag eine Pistole. Die Mündung zielte genau auf sie.
    »Wo ist sie, Sara?«, wiederholte er, völlig kalt und ruhig.
    In diesem Augenblick musste Sara begriffen haben, dass wir sie ausnutzten, dass dies ein doppeltes Spiel war. Ihr Blick zuckte zu Alex, zu mir, schließlich zu meinem Vater, der hasserfüllt zurückstarrte.
    »Was … was soll das?«, brachte sie endlich hervor, krampfhaft bemüht, die Unschuldige zu spielen.
    »Hör mit dem Theater auf, Sara. Ich weiß, dass du lügst. Sag mir nur noch, wo sie ist, bevor ich dich erschieße!«
    »Du wirst mich nicht erschießen, Jack«, sagte sie ungläubig und ein bisschen spöttisch. »Außerdem bist du zu spät dran.« Sie deutete mit dem Kopf auf eine Kamera, die in einer Ecke angebracht war. »Nimm die Pistole runter!«, befahl sie ihm dann und ihre Stimme war hart und kalt. Die Sanftheit war verschwunden. Vor uns stand eine gefühllose, befehlsgewohnte, völlig fremde Frau.
    Ich schnappte nach Luft. Bis zu dieser Sekunde hatte ich gehofft, dass sich Amber irgendwie getäuscht hatte, dass die Sache mit der farbigen Aura doch nur irgendein idiotischer Hippie-Quatsch war. Und Jack war offensichtlich genauso erschüttert wie ich. Bestimmt hatte auch er bis zum Schluss irgendwie damit gerechnet, dass sich Amber geirrt hatte. Aber jetzt veränderte sich seine Miene. Kalt hob er die Pistole, bis sie direkt auf Saras Stirn zeigte.
    Sie lächelte nur unbekümmert. »Hier kommst du nicht mehr raus, Jack. Zu spät.«
    »Warum?«
    Sie seufzte mit übertriebener Geduld. »Weil dein altes Team direkt vor der Tür steht. Oder jedenfalls der Teil vom Team, den du nicht erschossen hast. Sie können alles sehen, was wir machen, und warten nur auf meinen Befehl.« Wieder nickte sie zur Kamera in der Ecke. »Du kommst keinen Meter weit. Deine Mutter auch nicht. Und übrigens möchte ich mich bei dir bedanken, dass du uns gleich noch unverbrauchtes Material lieferst – diesen Freak hier, deine Schwester.«
    Jack überlegte kurz, dann hob er die Waffe und feuerte auf die Kamera. Sie kippte aus der Halterung und baumelte am Kabel.
    »Mit warum meine ich, warum du das tust?«
    Sie schnaubte verächtlich. »Na, das wär’s dann. Jetzt kommen sie.«
    »Beantworte erst meine Frage!«
    »Ach, Jack, bitte – es ist nichts Persönliches. War es eigentlich nie.«
    »Es geht um meine Mutter! «, knurrte Jack wütend. »Noch

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