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Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Titel: Kein Augenblick zu früh (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Alderson
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laufen.
    »Rückzug!«, schrie Alex. »Hier lang!« Er zerrte mich mit sich. Ich rannte rückwärts, um die Glastür nicht aus dem Blick zu verlieren. Wir flohen durch eine weitere Tür am anderen Ende des Raums – wieder ging es einen weißen Korridor mit greller Neonbeleuchtung entlang. Immer noch konzentrierte ich mich auf die Glastür, die inzwischen schräg in den Angeln hing.
    »Einen Moment«, befahl Alex, lief zurück und warf sich Sara über die Schulter.
    Jack wartete, bis er bei uns im Flur war, dann warf er die Tür zu und zerschoss das Kontrollpanel. Mit lautem Aufstöhnen ließ ich die Glastür los. Sie flog sofort krachend auf. Wir hörten die Männer durch den Raum und zu unserer Fluchttür stürmen und mit Fäusten und Waffen dagegenhämmern.
    Jack packte mich am Arm und wir rannten los. Ich wagte nicht, auch nur einen Blick über die Schulter zu werfen. Mit jedem Schritt wappnete ich mich gegen den zweiten Angriff auf mein Hirn, auf den alles durchdringenden, weißglühenden Schmerz, bei dem sich mein Körper krümmen und auf dem Boden wälzen würde. Ich konzentrierte mich auf Dad, der direkt vor mir lief. Solange er hinauskam und meine Mutter retten konnte, spielte alles andere keine Rolle.
    Jacks Griff an meinem Arm verstärkte sich, als er mich zu einem Sprint zwang. Knapp hinter Alex jagten wir durch eine Tür am Ende des Korridors.
    »Dad?«, schrie Jack, überholte Alex und rannte die Treppe hinauf.
    »Hier!«, rief Dad zurück.
    Auf dem ersten Treppenabsatz saß Dad keuchend und erschöpft auf den Stufen, meine Mutter lag auf seinem Schoß. Ich flog auf sie zu, aber Dad hielt mich an der Schulter fest. »Vorsichtig, vorsichtig«, keuchte er.
    Sie war tot. Meine Mutter war tot. Leblos, weißer als weiß, die Lippen farblos wie Glas. Sie trug ein weißes Krankenhaushemd; ihre Haut war so blass, dass sie kaum vom Stoff zu unterscheiden war. Jack fiel neben ihr auf die Knie und nahm ihre Hand.
    »Mum?«, fragte er mit bebender Stimme.
    Ihre Lider flatterten, dann schlug sie die Augen auf. Es war, als sei alle Farbe in ihren Augen konzentriert. Sie leuchteten grün, voller Leben, Erinnerungen, Hoffnung, Erleichterung und Freude.
    »Jack«, flüsterte sie kaum hörbar, ein leichtes Lächeln flog über die Lippen. Ihr Blick glitt über Jacks Gesicht und dann zu mir.
    Ich warf mich über sie, fühlte Jack dicht neben mir, die Arme meines Vaters um uns beide.
    »Mum … Mum … ich habe dich so sehr vermisst«, schluchzte ich.
    Sie hob die Hand, strich mir über das Haar und die Wange und wischte sanft die Tränen weg. Doch dann zog mich jemand von ihr weg.
    »Lila, wir müssen weiter!« Dad rappelte sich auf und hob meine Mutter hoch.
    Alex lehnte keuchend an der Wand, um Saras Gewicht abzustützen. Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Er hielt die Pistole nach unten auf die Treppe gerichtet.
    Jack stieß mich weiter die Treppe hinauf. »Schneller, schneller!«, befahl er.
    Während ich hinaufrannte, blickte ich immer wieder über die Schulter. Jack hatte sich hinter Alex zurückfallen lassen, um ihm Feuerschutz zu geben. Ich wünschte, er würde Sara einfach liegen lassen, um schneller laufen zu können.
    Als wir im Erdgeschoss ankamen, hörte ich Alex »Stopp!« brüllen, aber es war schon zu spät. In meiner Panik hatte ich die Tür vor Dad mit Karacho auffliegen lassen. Dad rannte geradewegs in die weite, offene Empfangshalle hinein.
    »Aaah, da seid ihr ja!«
    Ich prallte förmlich zurück. Richard Stirling stand vor uns. RoboCop hatte sich neben ihm aufgebaut und hielt seine Waffe auf den Kopf meines Vaters gerichtet. Dad war stehen geblieben, Mum in den Armen wie ein Opferlamm. Ihr Kopf lag auf seiner Schulter, ein Arm hing schlaff herab, so tief, dass ihre Hand fast den Boden berührte.
    »Na, wohin denn so eilig?«, fragte Stirling spöttisch.
    Jetzt hörte ich auch Alex und Jack hinter mir durch die Tür kommen. Jack fluchte; Alex stellte sich neben mich. Ich fing einen warnenden Blick von ihm auf. Ruhig bleiben, sollte das heißen.
    Alex wandte sich an Richard Stirling und sein Gesicht wurde finster. Langsam richtete er die Pistole auf Stirlings Kopf und trat gleichzeitig einen Schritt vor, sodass er zwischen mir und den beiden Männern stand. Jack hatte sich vor Dad und Mum gestellt, seine Waffe zielte auf RoboCop. Pattsituation.
    Ich holte tief Luft. Dann schob ich mich an Alex vorbei.
    »Lassen Sie uns einfach gehen«, sagte ich und marschierte entschlossen auf Stirling

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