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Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Titel: Kein Augenblick zu früh (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Alderson
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dem Boden auf. Schmerzen jagten durch meinen Körper und direkt in meinen Kopf. Jemand brüllte etwas. Eine Kugel zischte an mir vorbei.
    Jack krümmte sich neben mir, die Knie bis zur Brust hochgezogen. Ich wollte die Hand nach ihm ausstrecken, aber sie zitterte zu sehr. Vereinzelte Gedanken schossen mir durch den Kopf. Das Alarmsystem. Harvey und Demos … sie haben es nicht geschafft.
    Wieder heulte eine Kugel an mir vorbei und schien sich gleichzeitig qualvoll in mein Hirn zu bohren. Ich zwang mich hoch, auf die Knie, versuchte aufzustehen, wenigstens die Augen zu öffnen, zu kämpfen. Ich durfte nicht aufgeben. Ausgeschlossen.
    »Lila! Komm! Ich brauche dich! Lila!« Alex zog mich auf die Beine. Er hatte den Arm um meine Hüfte gelegt und hielt mich aufrecht. Wie eine Stoffpuppe hing ich an seiner Seite.
    »Komm schon!«, brüllte er mich an.
    Ich erschrak über seinen Ton, fand jedoch den Boden unter den Füßen und stand schließlich auf butterweichen Beinen. Der Schmerz war jetzt nicht mehr scharf und durchdringend, sondern wandelte sich zu einem heftigen Pochen in den Schläfen, das grausame Schockwellen durch mein Rückgrat schickte.
    »Lila, konzentriere dich!«
    Endlich konnte ich die Augen offen halten. Der Raum drehte sich wieder in die richtige Lage, die Wände hörten auf zu rotieren. Ein furchtbar lautes Krachen. Die Schmerzen wurden aus mir herausgesaugt, als würden sie mit einer Spritze aufgezogen. Jack kniete neben mir. Ich wollte ihm aufhelfen, aber Alex schüttelte mich und drehte mich zur Tür.
    »Lila, ich brauche deine Hilfe.«
    Ich fokussierte meinen Blick. Hinter dem dicken Glas konnte ich eine schwarze Masse ausmachen, die wie ein Schwarm Bienen heranraste und immer deutlicher wurde. Die Einheit.
    »Tu was!«, schrie Alex.
    Erst jetzt wurde mir klar, was er von mir verlangte, und es gelang mir, mich zu konzentrieren. Undeutlich erkannte ich rote Flecken an den weißen Wänden draußen im Flur – Feuerlöscher. Ich riss sie von den Wänden, spürte im selben Augenblick einen letzten, durchdringenden Schmerz im Gehirn und schleuderte sie mit aller Kraft gegen die Angreifer.
    Zwei Männer gingen zu Boden, aber die anderen stürmten weiter. Schon hatte einer das Codepanel neben der Glastür erreicht und tippte darauf herum. Ich sah mich hektisch um. Sara lag regungslos vor Jacks Füßen auf dem Boden; mein Vater war nirgends zu sehen. Alex feuerte auf den Alarmschalter, und die Box fiel aus der Fassung und blieb am Kabel hängen. Die Tür gab ein ratterndes Geräusch von sich.
    Vergeblich versuchte der Mann auf der anderen Seite, sie mit dem Code zu öffnen. Schließlich gab er auf; ein anderer rammte den Kolben seiner Waffe in den Spalt bei den Scharnieren, um sie aufzuhebeln, aber die Tür hielt stand. Dann gab einer mehrere Schüsse direkt auf die Glastür ab.
    »Die Tür! Halte die Tür, sie ist kugelsicher!«, schrie mir Alex zu.
    Im selben Moment hörten wir ein knarzendes Geräusch und die Tür sprang einen Spaltweit auf. Ich packte sie und schob sie mit meiner verbliebenen Kraft wieder zurück. Hilflos musste ich mit ansehen, wie die Männer auf die Tür schossen. Immer mehr weiße Bruchlinien blühten wie Eisblumen im Glas auf, während ich die Zähne zusammenbiss und mich dagegenstemmte. Vor Anstrengung rollten mir Tränen über die Wangen. Wie lange würde ich dem Ansturm noch standhalten können? Selbst wenn die Tür nicht zersplitterte, hatte ich nicht genug Kraft, sie noch lange geschlossen zu halten. Schon gar nicht, wenn das Alarmsystem wieder losging. Wie viel Zeit blieb mir noch? Dreißig Sekunden? Wo um Himmels willen waren Demos und Harvey? Hatte man sie gefangen genommen?
    »Alex … ich kann sie … nicht mehr halten …«, keuchte ich verzweifelt.
    Irgendwie nahm ich wahr, dass Alex Jack auf die Beine half. Jack schüttelte seine Hand ab, konnte aber kaum aufrecht stehen. Er war zum ersten Mal dem Anti-Psy-Alarm ausgesetzt, deshalb konnte er die Schmerzen nicht so schnell überwinden wie ich.
    »Wir gehen«, sagte Alex und legte mir die Hand auf die Schulter.
    Ich warf einen Blick zur Seite. Dad stand im Eingang einer Zelle; er hielt eine Gestalt in den Armen.
    »Lila, die Tür!«, brüllte Alex.
    Ich schmetterte sie wieder zu, wobei ein Arm eingequetscht wurde – ein durchdringender Schmerzensschrei ertönte. Ich konnte mich kaum noch konzentrieren, weil ich mich mit jeder Faser meines Körpers danach sehnte, zu der leblosen Gestalt in Dads Armen zu

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