Kein Augenblick zu früh (German Edition)
und es war blutgetränkt. Alex’ Hand fing meine ein und verharrte über meinem Herzen.
»Es ist keine Wunde mehr da.«
Ich sah erstaunt zu ihm auf.
»Jack hat dich geheilt.«
Mein Blick glitt zu Jack. Seine Augen leuchteten, sie sprühten förmlich mit einem inneren Feuer. Plötzlich grinste er breit. »Gibst du es jetzt endlich zu? Meine Kraft ist viel besser als deine.«
Ich brachte ein Lächeln zustande. Das war wohl nicht der richtige Augenblick, um ihm zu widersprechen.
Sein T-Shirt zeigte ein verrußtes, blutgetränktes Einschussloch direkt an seiner rechten Schulter. Also hatten sie ihn doch niedergeschossen. Er schien es nicht einmal bemerkt zu haben.
»Komm, wir müssen hier raus«, sagte er und sprang auf. Hinter ihm tobte ein Inferno, das Gebäude war ein einziges Flammenmeer, das gen Himmel schoss, schwarze Rauchwolken stiegen wie Türme empor.
Das hatte ich gemacht. Eigentlich ziemlich cool, dachte ich in stiller Selbstbewunderung. Aber dann gab ich mir einen Ruck. Was redete ich da? Jetzt war ich auch noch Brandstifterin. Und das war überhaupt nicht cool.
»Bring das Auto näher, Jack«, sagte Alex, ohne mich eine Sekunde lang aus den Augen zu lassen. »Lila hat eine Menge Blut verloren und kann sich kaum auf den Beinen halten.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf die schwarze Gestalt, die direkt neben dem Hintereingang auf dem Boden lag. RoboCop – offenbar hatte Alex ihn außer Gefecht gesetzt. »Und diesen Burschen sollten wir nicht hier liegen lassen. Das Gebäude kann jeden Moment über ihm einstürzen.«
Alex schob einen Arm unter mich und zog mich sanft auf seinen Schoß. Mein Kopf fiel schwach gegen seine Schulter, aber ich hob das Gesicht, um ihn anschauen zu können. Er war völlig rußverschmiert und schmutzig, aber seine Augen leuchteten. Ich streckte die Hand aus und fuhr über eine seiner Augenbrauen. Der Himmel mochte wissen, wie ich selbst aussah. Aber ich verspürte keinerlei Schmerzen. Ich schwebte noch immer wie auf Wolken. Wenn ich das Jack zu verdanken hatte, musste ich zugeben, dass seine Kraft viel, viel besser war als meine.
Alex strich mit einem Finger über meine Lippen. »Wenn du noch einmal daran zweifelst, dass ich dich liebe …«, flüsterte er mit brüchiger Stimme. »Mach das nie, nie wieder …«
Endlich fand ich meine Stimme. Sie klang heiser. »Abgemacht.«
Er betrachtete mich einen Augenblick lang schweigend. »Und wenn wir schon dabei sind: Du hast versprochen, mich nie mehr durch die Gegend zu schleudern. Das war überhaupt nicht nett.« Er schüttelte vorwurfsvoll den Kopf.
»Ich war dir noch was schuldig«, murmelte ich. »Einmal Leben retten, meine ich. Jetzt sind wir quitt.«
Er hob nur eine Augenbraue, aber in seinem Blick lag ein Lachen. Und dann beugte er den Kopf herab und küsste mich. Zum zweiten Mal an diesem Tag fing mein Herz wieder zu schlagen an.
45
»Gleich komme ich!« Sukis Stimme überschlug sich fast vor Aufregung.
»Sei doch still! Dreh mal die Lautstärke hoch.«
Jemand drückte auf die Fernsteuerung. Alle wurden still.
Auf dem Bildschirm erschien Suki und strahlte in die Kamera. Der Reporter hielt ihr das Mikrofon vor den Mund. »Miss Nakamura, Sie haben die Explosion beobachtet?«
»Ja, genau. Ich kam grade rein zufällig am Militärcamp vorbei, zusammen mit meinem Freund Nate hier …« Nate tauchte neben ihr auf. Er grinste von einem Ohr zum anderen. Suki schob ihn mit dem Ellbogen zur Seite, sodass er nur noch teilweise zu sehen war. »Und plötzlich machte es unheimlich laut Bumm! und das ganze Camp flog in die Luft.«
»Ich kann’s nicht glauben, wie du mich aus dem Bild gedrängt hast!«, schrie Nate quer durch den Raum.
»Nate, sie wollten was Hübsches vor der Kamera haben«, sagte Suki grinsend. »Deshalb haben sie auch mich interviewt und nicht dich.«
»Pst!«, mahnte Demos.
Alle wurden wieder still. Ich hob den Kopf von Alex’ Brust. Wir saßen eng aneinandergeschmiegt auf dem Sofa in der Hauptkabine der Jacht. Alex’ Hand streichelte meinen Rücken und verharrte von Zeit zu Zeit an der Stelle, wo einmal das Einschussloch gewesen war. Es schickte herrliche Schauer durch meinen Körper und lenkte mich von den Nachrichten ab.
Der Reporter beendete seine Berichterstattung vom Schauplatz der Explosion und das Bild wechselte zum Nachrichtenmoderator im Studio, einem Mann in Anzug und Krawatte, der nun mit vor falscher Betroffenheit triefender Stimme fortfuhr: »Der Bericht und das Interview
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