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Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Titel: Kein Augenblick zu früh (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Alderson
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über mich, schwerer und dicker als zuvor, und ein Sturm bedeckte mich mit schwarzem Eis.
    »Komm zurück, Lila! Komm zu mir zurück!«
    Alex. Was redete er da? Ich war doch bei ihm?
    »Bleib wach, Lila. Komm schon, wach auf, verdammt!« Er schüttelte mich an den Schultern. »Nicht einschlafen! Öffne die Augen! Lila, hör mir zu, ich bin hier. Ich gehe nicht weg, aber du musst bei mir bleiben. Du darfst nicht aufgeben!« Seine Stimme klang heiser und panisch vor Angst.
    Ich versuchte zu lächeln. Warum hatte er Angst? Alex hatte nie Angst. Ich hatte auch gar nicht vor wegzugehen. Er musste mich nur in den Armen halten, dann würde ich auf der Stelle einschlafen. Aber er musste mich wirklich gut in die Arme nehmen, denn mir war kalt. So verdammt kalt. Jemand musste die Klimaanlage voll aufgedreht haben. Oder vielleicht war es auch deshalb, weil meine Kleider von der Sprinkleranlage durchnässt waren.
    Oh. Endlich begriff ich.
    Und taumelte zurück, fiel haltlos in ein samtschwarzes Loch.
    »Lila!«
    Das klang wie Jack. Aber sie hatten ihn doch erschossen, oder? War alles okay? Es musste so sein, er war hier und rief mich. Das war gut. Er konnte sich heilen, deshalb ging es ihm wieder gut. Ich lächelte schwach, etwas Warmes tropfte über meine Lippen und über mein Kinn.
    »Bleib bei mir!«, brüllte Jack. »Du gehst nicht weg, verdammt noch mal, Lila! Kannst du denn nie tun, was man dir sagt?«
    Wieder versuchte ich zu lächeln, aber etwas Warmes blubberte in meinen Mund. Ich wollte es ausspucken, konnte aber den Kopf nicht mehr anheben. Jack befahl mir, nicht wegzugehen. Endlich war er damit einverstanden, dass ich bei ihm blieb. Irgendwie echt cool.
    Ich wollte ihm sagen, wie cool das war. Aber ich brachte nur ein Seufzen zustande, dann ließ ich mich von der Dunkelheit einhüllen.
    Wirklich dumm, dass ich nicht mehr bleiben konnte.
    Das meinen die Leute wahrscheinlich, wenn sie von einem hellen weißen Licht sprechen.
    So ist das Sterben. Der Tod. Irgendwo in einem Winkel meines Gehirns leuchtete ein schwaches weißes Licht. Ringsum war es warm und dunkel wie im Mutterleib. Ich schwebte, trieb dahin, gemächlich, friedlich, die Schmerzen in der Brust waren verschwunden. Und dann plötzlich dieses winzige weiße Licht, das wie eine Nadel durch schwarzes Gewebe stach, immer größer wurde und helles Sonnenlicht mit sich brachte.
    Jemand küsste mich. Nein. Nicht jemand. Alex. Er küsste mich hart auf den Mund, sein Atem war heiß und roch nach Rauch.
    »Atme, verdammt, atme!«, schrie er.
    Dann wieder seine Lippen, er zwängte Luft in meinen Mund, in meine Lunge.
    Das Licht in mir drehte sich, wirbelte, leuchtete immer heller, heißer, durchdringender. Und es funkelte und sprühte, raste wie elektrische Impulse durch meine Beine, floss in die Arme bis zu den Fingerspitzen, wirbelte um die tiefe Wunde in meiner Brust. Zersplitterte Knochen fügten sich zusammen, als seien sie aus Knete.
    Und dann kam eine gewaltige Erschütterung, eine Lichtexplosion, ein Lärmen und Pochen und Stampfen, das nicht mehr aufhören wollte: In meiner Brust begann eine Pauke zu schlagen, die alles übertönte. Mein Kopf dröhnte.
    Meine Lider flatterten, ich schlug die Augen auf. Alex … ein paar Zentimeter über mir, seine Lippen, so nahe. Ich lächelte ihn an. Er sah so verdammt super aus! Sogar rußverschmiert und voller Schweiß und Blut.
    Keuchend richtete er sich auf. Sein T-Shirt war blutgetränkt, die Hände lagen übereinander auf meiner Brust.
    Aber das war völlig okay. Meinetwegen konnten sie für immer dort liegen.
    »Jack, du kannst aufhören. Sie ist wieder da.« Seine Stimme klang heiser und bei den letzten Worten brach sie.
    Ich drehte langsam den Kopf. Jack kniete auf meiner anderen Seite, den Kopf gesenkt und die Augen geschlossen. Dann spürte ich seine Hand, die Hitze, die von ihr ausging, direkt über meinem Brustkorb.
    Ich spähte hinunter. Was machte er da?
    Sanft hob er die Hand weg; die Hitze verschwand sofort. Ich zitterte, ließ erschöpft den Kopf wieder sinken. Meine Hand kroch langsam zu der Stelle, die Finger glitten über den Bauch und bis zum Brustkorb, tasteten nach der Stelle, an der die Kugel auf dem Weg zur Lunge ein Loch in meine Brust gerissen hatte. Nichts. Da war kein Loch, keine Knochensplitter, keine zerrissene Haut, keine klaffende Wunde. Ich spürte nicht einmal eine Prellung an den Rippen. Aber überall Blut. Der Boden rings um mich war voll davon. Sie hatten mein T-Shirt hochgeschoben

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