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Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Titel: Kein Augenblick zu früh (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Alderson
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zischender Dampf vermischte sich mit dem Rauch. Mein Gesicht fühlte sich an wie eine schmelzende Plastikmaske. Jack und Alex riefen nach mir, jemand zog mich am Arm, aber ich wehrte mich und blieb stehen. Ich musste ganz sicher sein, dass alles völlig verbrannte. Alles . Nichts, rein gar nichts durfte übrig bleiben.
    Dann schleuderte ich einen Flammenspeer durch die Glaswand in das nächste Labor. Glas splitterte; das Feuer stürzte sich wie ein gieriges Ungeheuer in den Raum und verschluckte alles, was sich darin befand. Eine gewaltige Explosion schleuderte mich rückwärts zu Boden, Schmerzen schossen durch Arme und Beine, Flammen rollten über meinen Kopf und ein riesiger Feuerball raste auf mich zu. Im selben Augenblick fiel Alex auf mich, sein Gewicht drückte mich flach auf den Boden. Schützend legte er die Arme um meinen Kopf. Ich schloss die Augen und zwang das Feuer zurück, weg, weg, weg von ihm.
    Gleich darauf war Alex wieder auf den Beinen. Er riss mich hoch, während die Flammen bereits gierig über seinen Kopf hinwegzüngelten. Keuchend und hustend stieß er mich vor sich her, die letzten paar Schritte bis zur Nottreppe.
    Krachend fiel die Feuertür hinter uns ins Schloss. Im Treppenhaus schlug uns kühle Luft entgegen. Alex’ T-Shirt klebte am Körper, auf seinen Armen waren rote Brandmale und schwarze Rußstreifen zu sehen. Jack krümmte sich hustend, eine Hand gegen die Brust gepresst, mit der anderen stützte er sich auf das Geländer.
    »Kommt, wir müssen raus!«, keuchte Alex und nahm meine Hand.
    »Nein, noch nicht!«, schrie ich, riss mich los und drehte mich um. »Ich muss hier bleiben. Ich muss ganz sichergehen, dass alles verbrennt.«
    »Es brennt doch alles!«, schrie er mich an.
    Jack schob mich die Treppe hinunter. »Lila, du hast es geschafft. Alles brennt lichterloh. Wir müssen raus, bevor es zu spät ist.«
    Schließlich gab ich nach und ließ mich die Treppe hinunterziehen. Meine Augen tränten vom Rauch, jeder Atemzug schmerzte, als ob meine Lunge platzen würde. Aber immer wieder blickte ich über die Schulter zurück, fragte mich, ob wirklich alles restlos in den Flammen aufgehen und zu Asche verglühen würde.
    Unten angekommen, rannten wir in die Halle. Demos hatte sich nicht vom Fleck gerührt, immer noch hielt er Stirling und den Bodyguard in der Starre. Es musste ungeheure Konzentration erfordern, die beiden so lange zu halten.
    »Habt ihr es geschafft?«, rief Demos uns zu.
    »Ja, und jetzt müssen wir verschwinden«, antwortete Jack im Rennen. »Du kannst sie loslassen.«
    »Bereit?«, fragte Demos und zückte eine Pistole.
    »Ja, mach schon!«
    Richard Stirling blinzelte ein paarmal, dann runzelte er die Stirn, öffnete den Mund, sah die Waffe in Demos’ Hand und schloss ihn wieder. RoboCop feuerte sofort, aber seine Maschinenpistole klickte nur leise. Er fluchte. Jack quittierte seinen wütenden Blick mit einem Lächeln.
    Demos sah Stirling in die Augen. Dann trat er dicht an ihn heran und drückte ihm die Mündung der Pistole an die Schläfe.
    »Nicht, Demos!«, schrie Alex. »Wir haben eine Abmachung! Wir nehmen ihn mit und übergeben ihn der Polizei.«
    Demos zögerte. Sein Finger bewegte sich am Abzug.
    »Demos!«, rief ich. »Lauf! Schnell, bevor das Feuer ankommt!«
    Richard Stirling drehte den Kopf in meine Richtung. Er runzelte die Stirn, dann blickte er über die Schulter zum Haupteingang. Von oben senkte sich schwarzer Rauch außen am Gebäude herab, quoll unter den Glastüren hindurch und schlängelte sich immer dichter auf uns zu.
    Noch immer rührte sich Demos nicht. Alex zögerte kurz, dann nahm er meine Hand und zog mich zur Tür. »Komm schon, Jack!«, rief er über die Schulter zurück.
    Jack drückte die Pistole an RoboCops Hinterkopf und dirigierte ihn zum Hintereingang. »Kommst du?«, fragte er Demos drängend.
    Aber Demos antwortete nicht. Während der Rauch in immer dichteren Wolken um sie aufwallte, ließen sich die beiden Männer nicht aus den Augen.
    An der Tür blieb ich stehen. »Wir können ihn nicht da drin lassen.«
    »Und wir können nicht bleiben, keine Sekunde mehr«, schrie Alex. Fast gleichzeitig erschütterte eine gewaltige Explosion das Gebäude; die Notausgangstür krachte aus den Angeln.
    Für Diskussionen blieb keine Zeit mehr. Beton- und Gipsplattenstücke flogen durch die Halle und die Flammen leckten immer gieriger aus dem Treppenhaus, bis eine Feuerwand quer durch die Halle auf Demos zurollte und ihn in schwarzen Rauch

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