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Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Titel: Kein Augenblick zu früh (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Alderson
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immer noch sauer, er schmetterte den Ball ein paarmal so hart gegen den Korbring, dass er ihn fast aus der Halterung riss. Lila kämpfte mit den Tränen und ich versuchte immer, Jacks wütende Pässe abzubremsen, bevor jemand – oder der Korb – Schaden nahm.
    Der Türsummer meldet sich; ich gehe zur Tür, um Jack hereinzulassen. Ich weiß, dass er es ist, denn er drückt immer so lange auf die Taste, bis ich mich über die Sprechanlage melde.
    »Was geht?«, fragt er über die Sprechanlage. »Hast du Gesellschaft?«
    »Nein«, antworte ich trocken. »Ich hänge nur rum und zähle jede Sekunde, bis ich dich wiedersehe, Jack.«
    Während er mit dem Lift zu meinem Stockwerk hochfährt, gehe ich in die Küche und schalte die Espressomaschine ein. Wir haben einen langen Tag vor uns.
    Als ich die Wohnungstür öffne, stürmt Jack mit grimmigem Gesicht an mir vorbei.
    »Verdammte Schwester«, schimpft er statt einer Begrüßung. Er scheint echt sauer zu sein.
    Ich sage nichts, sondern folge ihm in die Küche und beobachte schweigend, wie er meinen Kühlschrank nach etwas Essbarem durchsucht. Er schiebt eine halbe Cantaloupe-Melone achtlos beiseite und schüttelt eine Flasche Salatdressing. Vielleicht hofft er, dass sie etwas enthält, das seinem derzeitigen Gemütszustand zuträglicher ist als Essig und Öl.
    »Verdammt, Kumpel, du lebst wie ein Mönch«, murmelt er in den halb leeren Kühlschrank.
    Jack bevorzugt Milchkaffee, deshalb gieße ich fast die gesamte restliche Milch in einen Kaffeebecher, schütte Zucker hinein und fülle mit dampfend heißem Espresso auf. Wortlos reiche ich ihm das Getränk; er nimmt es ebenso wortlos entgegen und trinkt, während sein Blick zum Fenster wandert und er schon wieder die Stirn runzelt.
    »Dad wird durchdrehen«, sagt er schließlich.
    Ich unterbreche ihn, bevor er sich in die nächste Schimpftirade stürzt. »Ich komme gerade vom Joggen und brauche dringend eine Dusche.« Damit lasse ich ihn allein. Er lehnt den Kopf gegen die Kühlschranktür und schimpft vor sich hin, dass sogar eine halbe Cantaloupe-Melone entschieden mehr Verstand hätte als seine Schwester Lila.
    Eigentlich müssten rings um Jack Warnlampen aufleuchten, wenn er eine seiner Launen hat. Dann könnten die Leute einen weiten Bogen um ihn machen und ihm Zeit geben abzukühlen.
    Die Dusche tut gut. Sie entspannt nicht nur die Muskeln, sondern hilft mir auch, mit der Tatsache klarzukommen, dass Lila nach Amerika zurückkommt – etwas, das mir seit Jacks Anruf nicht mehr aus dem Kopf gegangen ist.
    Die Ursache für Jacks rasende Wut ist Sorge – Sorge um Lila, wenn sie hier in Kalifornien ankommt, wegen der Gefahr, der sie ausgesetzt sein wird. Ich glaube nicht, dass er sich auch nur ein einziges Mal gefragt hat, warum sie kommt. Oder sich gar überlegt hat, was in London geschehen sein mag, dass sie alles stehen und liegen lässt und das nächste Flugzeug nach L. A. nimmt, ohne irgendjemanden vorzuwarnen.
    Während ich mich abtrockne, setze ich meine Analyse fort. In der Familie Loveday ist Jack der Aufbrausende und Lila die Impulsive, und ich habe schon oft dem Himmel gedankt, dass er die Weisheit besaß, Jacks Jähzorn nicht mit ihrer Impulsivität zu kombinieren, denn sonst würde er längst im Knast sitzen. Aber so impulsiv Lila auch ist, so etwas hat sie noch nie gemacht, also muss mehr dahinterstecken. Ich frage mich, ob sie mir noch so vertraut wie früher und mir erzählt, wovor sie davonläuft. Und ob ich immer noch ihre Gedanken erraten kann. Früher jedenfalls war Lila so leicht zu durchschauen wie eine frisch geputzte Fensterscheibe.
    Aber ich ermahne mich, nicht über ihre Handlungen zu spekulieren. Vielleicht war es auch etwas ganz Triviales – vielleicht hat sie mit ihrem Freund Schluss gemacht. Allerdings … soweit ich weiß, hat sie gar keinen Freund. Vielleicht war etwas mit der Schule? Nein, sie ist clever, sie ist gut in der Schule, das kann es nicht sein. Aber etwas ist nicht in Ordnung, das lese ich zwischen den Zeilen ihrer E-Mails heraus. Zum Beispiel, wie sie den bohrenden Fragen ausweicht, die ich ihr zuwerfe.
    Ich ziehe Jeans und ein T-Shirt an, prüfe, ob meine Pistole geladen ist, und schiebe sie hinten in den Gürtel, wobei ich darauf achte, dass sie unter dem T-Shirt verborgen ist. Die Mitbewohner in meinem Apartmenthaus nehmen an, dass ich meine Brötchen als Fitnesstrainer für reiche, gelangweilte Hausfrauen verdiene. Wenn sie wüssten, dass ich zum Joggen immer eine

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