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Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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Überraschung verderben? Sie reagierte exakt genau so wie nach meiner Rückkehr aus dem Grab: Gott sei Dank, Gott sei Dank, Gott sei Dank!
    »Jetzt müssen wir uns um dich nicht mehr so viele Sorgen machen«, sagte sie zu ihm und hielt seine beiden Hände in den ihren, als wäre er ein Kind und kein erwachsener Mann, der sie um Haupteslänge überragte. »Jetzt kannst du dich um dich und Betsy noch besser kümmern als zuvor.«
    »Ich war in beidem nicht besonders gut«, gestand er mit reuevollem Grinsen, aber gleichzeitig strahlte er vor Erleichterung, weil sie ihn so akzeptierte, wie er war. Er lauschte aufmerksam jedem Wort, das meine Mom von sich gab. Als sie sich entschuldigte, um zur Toilette zu gehen, machte er Anstalten, ihr zu folgen, hielt sich jedoch gerade noch rechtzeitig zurück. Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen.
    Er versuchte, mich mit einem aufgesetzt bösen Blick zum Schweigen zu bringen, aber selbst böse Blicke funktionieren nicht immer. Schließlich gab er auf und flüsterte mir ins Ohr (was ziemlich bescheuert war, da nahezu jeder im Haus ein Supergehör besaß): »Es hat ihr nicht einmal etwas ausgemacht, dass ich mich anders anfühle! Ich meine, die hier …« Er streckte seine kalten, bleichen Hände aus. »Und das …« Er deutete auf sein langärmeliges T-Shirt und die Jeans. Arztkittel konnte er nicht mehr ertragen.
    Ich nahm seine Hände in meine eigenen klammen Pfoten. »Dir ist also ständig kalt, und du ziehst dich besser an. Willkommen in unserem gar schrecklichen Klub! Zwei Worte, Marc, zwei Worte, die dein Nachleben verändern werden: flauschige Kniestrümpfe. Und diese kleinen Handwärmerdinger, die Jäger verwenden. Ich meine diese Dinger, die man sich in die Tasche steckt.«
    Er nickte und schrieb es sich sogar auf. Marc trug fast immer ein Handy bei sich und Block und Kugelschreiber in der Hosentasche. Das war eine der vielen Arten, mit denen er sein Hirn auf Trab hielt.
    »Schreib auf:
Je flauschiger, desto besser. Nicht zu frieren ist wichtiger, als meine Männlichkeit zu bewahren. Daher können die Strümpfe auch gerne pink sein.
Und dann schreib noch:
Alles, was ich kaufe, darf Betsy haben. Für Betsy ist mir nichts zu gut.
«
    Er schnaubte, sah aber nicht von seinem Gekritzel auf. »Ich halte mich lieber an
diese kleinen Handwärmerdinger
. Du hättest in die Werbung gehen sollen.«
    »Und all das hier verpassen?«, erwiderte ich trocken und machte eine ausholende Geste über das kontrollierte Chaos in der Küche. Mal abgesehen davon, dass von »kontrolliert« keine Rede sein konnte. Jessica verwandelte Toast in Zimttoast und aß ihn auf, um ihn dadurch als Energiequelle für ihren ganz speziellen Wahnsinn zu nutzen; Nicht-Nick zeigte ihr etwas auf dem Handy (es muss wohl ziemlich cool gewesen sein, denn er wedelte heftig mit den Händen herum); die Welpen wuselten um unsere Füße … Obwohl die Küche riesig war, brauchte es nur wenige von uns, um sie zu füllen. »Niemals.«
    »Du liebst es doch, also spar dir deinen Sarkasmus! Du liebst …« Marc deutete auf das unkontrollierte Chaos. »… all das hier. Gut, zuerst vielleicht nicht. Zumindest hast du so getan, als gefiele es dir nicht, aber wir sind dir alle ans Herz gewachsen.«
    Ich nickte. »Ja, so wie Flechten. Klebrige, stinkende Flechten. Flechten findet man überall auf der Welt, selbst an Orten, von denen man nie geglaubt hätte, dass sie dort gedeihen könnten. Die symbiotische Flechte.« Er zog fragend die Augenbrauen hoch, also erklärte ich: »Biologiereferat, achte Klasse. Ist es nicht seltsam, welche Dinge sich in unseren Köpfen für immer einnisten?«
    »Schön, dann sind wir also Flechten. Der Punkt ist doch, du behauptest zwar immer: ›Oh, es ist ja so grässlich hier mit all den seltsamen Leuten und all den seltsamen Dingen, die in unserer Villa der Spinner vorgehen!‹ Doch dein ewiges Gejammer ist seit einiger Zeit nur noch Show.«
    »Nei-hein!« Verflixt! War ich etwa aufgeflogen?
    »Do-hoch! Ob es nun deine Mitbewohner sind, dein Königinnenalltag, die Tatsache, auf Ewigkeit heiß und stark und reich zu sein und von den meisten Leuten in deinem Leben gemocht zu werden, die Welpen, Sinclairs verändertes Wesen …«
    »›Verändertes Wesen‹? ›Wie ausgewechselt‹ trifft es wohl eher.«
    Haben Sie schon mal einen Zombie die Augen verdrehen sehen? Ein furchterregender Anblick. »Jesses, Betsy, manchmal denke ich, wenn du nichts zu meckern hast, suchst du so lange in den Krümeln, bis

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