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Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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erheben.
    Meine innere Stimme war manchmal so ein Miststück!
    Bei Moms nächsten Worten zerplatzte meine Theorie jedoch wie eine Seifenblase. »Sie ist nicht gekommen, um mich zu besuchen, sondern Baby Jon.« Meine Mutter betrachtete meinen Gesichtsausdruck und fügte sanft hinzu: »Er ist auch ihr Bruder, Betsy. Und sie … sie will nicht …«
    »Sie will ihn nicht bei mir besuchen, weil sie mich nicht sehen will.«
    »Das stimmt«, sagte Mom schlicht. Sie redete nie um den heißen Brei herum, wenn mit einem offenen Wort allen gedient war. »Das will sie nicht.«
    »Schön, aber dann soll sie auch von meiner Mommy wegbleiben!« Ich registrierte meine Worte und bemühte mich rasch um Schadensbegrenzung. »Weil du ja schon genug mit deinen eigenen Angelegenheiten zu tun hast. Ich meine, die Magazinartikel und das Babysitten, und natürlich musst du dich auch um Clive kümmern und deine anstrengenden gesellschaftlichen Pflichten erfüllen. Es ist ziemlich selbstsüchtig von Laura, sich dir derart aufzudrängen. Clive ist dein Ein und Alles!«
    »Herrgott noch mal!«, erwiderte meine Mutter schroff. Dann sofort: »Entschuldige, Eric!«
    Doch nicht einmal, dass meine Mutter ihn mit verbaler Säure übergoss, indem ihr das Wörtchen »Gott« rausrutschte, konnte meinem Ehemann den Tag verderben.
    »Aber nicht doch, Dr. Taylor!«, beschwichtigte er sie. »Meine Elizabeth neigt mit furchterregender Häufigkeit zu solchen Ausdrücken.«
    »Du wirst erleben, dass das nicht das Einzige ist, wozu ich mit furchterregender Häufigkeit neige«, murmelte ich dem von Frost überzogenen Gras zu. Wenigstens hatte Clive nichts davon mitbekommen. Ich weiß nicht, welche Geschichte Mom ihm erzählt hat (vielleicht, dass Sinclair wiedergeboren worden war – wäre
das
nicht urkomisch?), jedenfalls zuckte er nicht einmal mit der Wimper. Okay, das tat er doch, aber es war kein vielsagendes Zwinkern. Er schmierte lediglich seine Augäpfel.
    Mom hatte ihre tadelnde Miene aufgesetzt. »So, so, wenn es dir gelegen kommt, ist dir Clive plötzlich ans Herz gewachsen.«
    »›Ans Herz gewachsen‹ ist nicht ganz der richtige Ausdruck.« Ich beäugte Cliiiiiive aus dem Augenwinkel und war überrascht festzustellen, dass er mich ebenfalls musterte. Übrigens: Iiih. »›Ans Herz gewachsen‹ ist definitiv nicht der richtige Ausdruck. Doch mit Mr Lively und (seiner glühenden, leidenschaftlichen Gier nach meiner armen schwachen Mutter) Baby Jon hast du ziemlich viel um die Ohren. Das wollte ich damit sagen.«
    »Natürlich. Da wir gerade von Babys sprechen, für wann hast du denn die Babyparty geplant?«
    »Hä?« Ich habe dieses Wort schon immer gehasst. Ich musste dabei automatisch an eine Party mit Babys denken.
    »Jessica. Sie ist doch jetzt jeden Tag fällig, oder nicht?«
    »Oh, Himmel, nein!« Das sah meiner Mom ähnlich, mich mit der Planung von Dingen zu belästigen, die noch in weiter Ferne lagen.
    »Sie hat noch einige Monate vor sich«, stimmte Sinclair mir zu.
    Das Lächeln meiner Mutter verblasste, und sie schaute von mir zu Sinclair und dann wieder zu mir. »Das ist nicht euer Ernst? Ihr zieht mich auf? Sicher hat sie bald ihren Termin; das Kind kann jeden Tag kommen. Es hat mich ohnehin überrascht, dass ihr so lange abgewartet habt.«
    »Bald ihren Termin …« Ich schüttelte den Kopf. »Mom, sie hat noch mindestens sechs Wochen vor sich.«
    »Oder auch zwanzig Monate«, fügte Sinclair hinzu.
    »Richtig.« Ich zuckte mit den Schultern. »Wie auch immer, darüber müssen wir uns im Moment keine Gedanken machen.«
    Es folgte ein langes Schweigen, das nur von Baby Jons gekrähtem »Jaaarg, mehn, ma!« unterbrochen wurde.
    »Ist ja gut«, sagte ich zu ihm. »Wir gehen ja schon.« In Gedanken verschaffte ich mir einen Überblick über das Inventar des Kinderzimmers. Genügend Windeln? Jawoll. Wischtücher? Ja. Babycreme? Abgehakt. Ha. Obwohl ich ihn eigentlich erst am nächsten Tag hatte abholen wollen, konnte ich ihn problemlos schon heute mitnehmen. Es war fast, als wäre ich eine richtige Mutter, mit allem, was dazugehört.
    »Betsy, Eric …« Meine Mutter unterbrach sich, und einige Sekunden lang öffnete und schloss sie den Mund, ohne dass ein Ton herauskam. Baby Jon spürte ihre Stimmung und streckte die Arme so schnell nach ihr aus, dass er mir beinahe aus den Fingern geflutscht wäre. Sie drückte ihn sofort an sich, und er griff lachend nach ihren weißen Locken. »Ich denke, ihr … Ich denke, da stimmt etwas

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