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Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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einen Blick zuzuwerfen. »In Eurer … äh … Eile habt Ihr es wohl fallen gelassen.«
    »Mach dir nichts draus!« Marc tätschelte Tina tröstend die Schulter. »Ich bin auch schon über Dinge gestolpert, die sie fallen gelassen haben. Schreckliche Dinge.«
    »Es wäre mir nicht so peinlich gewesen, wenn ich das Zimmer hätte verlassen können, bevor sie losgelegt haben.«
    »Moment mal, du warst noch im Zimmer?« Uuuh. Wie seltsam, dass unseren scharfen Vampirsinnen diese Tatsache entgangen war! Offenbar hatte Begierde einen betäubenden Effekt. Oder machte sie Tina etwa unsichtbar?
    Sinclair konnte sich nicht mehr beherrschen und brach in schallendes Gelächter aus, von dem ich mich anstecken ließ. Tina musterte uns schweigend und strahlte die Missbilligung einer älteren Erwachsenen aus, doch damit konnte sie mich dieses Mal nicht einschüchtern. Obwohl sie alt und brillant war, erinnerte sie mich an diesem Tag viel zu sehr an eine Cheerleaderin mit Zöpfen (»Gebt mir ein K! Gebt mir ein E! Gebt mir ein I! Gebt mir ein N! Gebt mir ein E! Keine Popperei in meinen Arbeitszimmer, jaaaah!« Und dazu heftiges Pompongewedel).
    »Wie ich schon sagte …« Tina schenkte uns noch einen letzten finsteren Blick, ehe sie wie ein vernünftiger, kluger Vampir nachgab und sich zusammenriss. »Laura hat angerufen. Ich habe ihren Namen auf dem Display gesehen und den Anruf angenommen. Ich hoffe, Ihr vergebt mir meinen ungefragten Umgang mit Eurer technischen Ausrüstung und dem Antichristen.«
    »Klar doch, kein Problem.« Ich winkte ab. Ich wusste nicht, ob ich begeistert oder besorgt darüber sein sollte, dass Laura sich schon so kurz nach ihrem Besuch wieder meldete. »Was hat sie gesagt?«
    »Dass sie Zeit hätte, Euch zu Eurem Thanksgiving-Mahl Gesellschaft zu leisten, vorausgesetzt, es findet morgen statt. Am fünften Dezember«, fügte sie hinzu, wohl für den Fall, dass niemand von uns wusste, was »morgen« bedeutete.
    Ich erschrak so sehr darüber, dass ich beinahe mein Handy fallen ließ. »Wa…? Aber das ist ja großartig!« Erfreut drehte ich mich zu den anderen um. »Ist das nicht großartig?«
    »Was ist so großartig daran, auf den letzten Drücker noch einen Truthahn besorgen zu müssen? Mhmm, Truthahn … Und dann muss man ihn ja auch noch stopfen, und du brauchst dazu Kartoffelbrei und Preiselbeersoße … Oh, ich helfe dir beim Einkaufen.« Jessica sah traurig auf ihren (nun) leeren Teller hinab. »Am besten, wir fahren gleich los.«
    »Himmel, ja, jetzt gleich!« Ich war schon auf halbem Weg zur Tür. »Ich kann es nicht glauben! Ich dachte, sie würde mindestens noch ein paar Wochen schmollen!«
    »Betsy, bitte!« Mom war vor mich getreten, die Hände erhoben, die Handflächen nach vorn gestreckt, als richtete jemand eine Pistole auf sie. »Wir haben noch nicht …«
    »Mom, ich weiß, und ich verspreche dir, dass wir später über das reden werden, was auch immer dich bekümmert, doch jetzt muss ich zum Supermarkt. Komm schon, Jess, ich fahre! Wir können unterwegs bei
Dairy Queen
anhalten.« Jess liebte es, Eiscreme (oder das Zeug, das
Dairy Queen
als solche bezeichnete) zu essen, wenn draußen Minusgrade herrschten. Sie passte ihre Innentemperatur gern der Außentemperatur an. »Okay, also dann …« Ich gab Mom einen flüchtigen Kuss. »Wir reden später, versprochen.«
    »Aber …«
    »Dr. Taylor, da Sie gerade hier sind … Ich habe mich kürzlich mit einer alten Freundin unterhalten. Sie hat mir erlaubt, Ihnen einige Originalbriefe zu zeigen, die an Clara Barton und die
Friends of the Missing Men of the United States Army
gerichtet waren.«
    Mom, nach wie vor beunruhigt über das, was auch immer sie plagte, drehte den Kopf so abrupt zu Tina, dass ich das Ächzen ihrer Sehnen hören konnte. »Was? Nein. Wie war das?«
    Tina, die gelegentlich alles sehr wörtlich nahm, wiederholte: »Ich habe mich kürzlich mit einer alten Freundin unterhalten. Sie hat mir erlaubt …«
    »Das ist sehr freundlich, Tina, doch ich kenne sämtliche Briefe. Die Archive …«
    Tina bedachte Mom mit einem Lächeln, das besagte: »Ich sehe zwar aus wie ein harmloser Cheerleader, aber ich war schon mehrmals beim Rodeo.« Dann erklärte sie würdevoll: »Niemand kennt diese Briefe, außer Miss Barton und meiner Freundin, die ihren Bruder selbst gefunden hat und daher keinen Bedarf mehr an Miss Bartons Diensten hatte. Meine Freundin hat ihre Briefe wieder mit nach Hause genommen, zusammen mit ein paar anderen Sachen, die

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