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Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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Offenbarungen für mich. »Ich gehe nur ein wenig spazieren. Inmitten dieses Nichts. Und ich weiß nicht, wie lange.«
    »Die Sache ist die«, fuhr Ant fort und ignorierte meine Worte im Höllennebel ebenso, wie sie es zu Lebzeiten auf Erden getan hatte. »Alle wollen wissen, was ihr Mädels dagegen unternehmen werdet.«
    Wir Mädels? Äh, okay.
    »Wenn du dich umsiehst, vielleicht mit ein paar Leuten redest, kommt dir womöglich eine Idee.«
    Und wenn du vielleicht mal in den Spiegel schauen würdest, dann würdest du dich womöglich daran erinnern, dass Frauen in den Vierzigern keine knallpinken Blusen und Miniröcke tragen sollten, wenn sie nicht gerade Heather Locklear oder Maria Bello heißen. Und du, Antonia, bist keine Heather Locklear oder Maria Bello, du bist … Moment, wie war das?
    »Was meinst du mit ›kommt dir womöglich eine Idee‹?«
    »Du weißt schon.« Sie schwenkte die Hand wieder in dieser vagen Bewundert-meine-tollen-aufgeklebten-Fingernägel-Geste. »Rede mit ihnen! Finde heraus, was sie denken!«
    »Wie kann ich denn mit ihnen reden? Und warum sollten sie mir sagen, was sie denken?«, fragte ich ungläubig. Ich hatte damit gerechnet, dass Ant gemein und zickig war, aber geistesgestört? Dafür hatte es bisher nie einen so offensichtlichen Beweis gegeben. Doch nun konnte kein Zweifel mehr daran bestehen. »Ich sehe hier überhaupt niemanden. Alle verstecken sich in diesem … diesem … Zeug.«
    »Ich möchte hier ganz bestimmt nicht auf
Matrix
machen, aber du solltest wissen, dass das kein echter Nebel ist. Und wir gehen auch nicht wirklich umher. Nun, du vielleicht schon.« Sie blieb stehen und schaute mich nachdenklich an. »Ich bin tot, wie du ja eigentlich auch, doch meine Seele befindet sich in der Hölle. Deine jedoch nicht. Du bist in Fleisch und Blut hier. Obwohl das für die Hölle vermutlich keinen Unterschied macht.« Wieder ein grüblerischer Blick in die Ferne. »Jedenfalls nicht, solange man es ihr nicht befiehlt. Erinnerst du dich noch an die Werwölfin, die du hier abgeholt hast?«
    »Die Hölle ist keine Auffangstation für Hunde. Ja, ich erinnere mich daran.« Antonia, eine frühere Mitbewohnerin, war bei dem Versuch, meinen unwürdigen Hals zu retten, gestorben. Wir hatten sie begraben, und dann traf ich in der Hölle auf sie und habe sie mit zurück in die Villa genommen. Mit ihrem Körper. Der jedoch gleichzeitig auch noch auf dem Friedhof lag. (Wir wissen alle nicht, wie das möglich ist, aber wir sind froh, sie wiederzuhaben.) Nach einer Weile ist sie mit ihrem Freund ausgezogen. Vor ein paar Tagen habe ich von den beiden eine Weihnachtspostkarte erhalten. Der herzliche Gruß (
Wir sind in Kalifornien, und all die Blondinen hier sind genauso beschränkt wie du
) hat mich fast zu Tränen gerührt.
    »Ja, danke für die
Matrix
-Analogie. Sehr hilfreich. Und du bist der schlimmste Morpheus, den ich je gesehen habe.«
    »Halt die Klappe! Ich bin nicht schwarz!«, blaffte sie. »Diese Geschichten über meine Großmutter sind
erfunden

    Boah. »Reg dich ab!«, sagte ich. Herr im Himmel! Als wäre die ethnische Zugehörigkeit im Höllennebel überhaupt von Bedeutung. Also echt, würden die Leute beim Stolpern durch einen nie enden wollenden Höllennebel ihre Mitstolperer ernsthaft nach der Melanindichte in den Hautzellen beurteilen?
    (Natürlich. Schließlich ist es ja der Höllennebel!)
    »Ich weiß ja noch nicht einmal mit Sicherheit, wer sich hier überhaupt aufhält … woher auch? Satan hat vielleicht eine Anwesenheitsliste geführt, aber die habe ich nicht. Laura vermutlich auch nicht. Womöglich weißt nicht einmal du genau, wer sich hier alles herumtreibt.« Nach dem Mord an ihrem Boss war Ant auf sich allein gestellt. Ich unterdrückte das winzige bisschen Sympathie, das ich einen Wimpernschlag lang für sie verspürt hatte. »Es wäre vielleicht etwas anderes, wenn ich gezielt nach jemandem suchen müsste. Beispielsweise nach … nach … was weiß ich, nach Jessicas Eltern …« Aufgrund der endlosen-und-doch-kurzen Schwangerschaft Jessicas hatte ich in letzter Zeit öfter an ihre nutzlosen Eltern denken müssen, hauptsächlich, weil Jess immer wieder von ihnen sprach. Ich konnte an einer Hand abzählen, wie oft sie ihre Erzeuger in den vergangenen fünfzehn Jahren erwähnt hatte. Ich bräuchte jedoch beide Hände und eineinhalb Füße, um zu zählen, wie oft sie im letzten Monat von ihnen gesprochen hatte. »Aber wie soll ich sie hier denn finden, falls ich

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