Kein Biss unter dieser Nummer
wäre zutiefst befriedigend gewesen, sie beide zu ermorden und ihre Leichen in einem Schweinekoben zu verbuddeln.
»Also, sind es Zwillinge«, sagte Jessica gerade. »Sie kommen wahrscheinlich nächsten Monat.«
»Ich dachte, sie sollten schon im vergangenen Monat kommen«, bemerkte Dr. Spangler.
Tina sah auf. »Ich dachte, es dauert noch bis zum Sommer.«
»Richtig.« Die werdende Mutter zuckte mit den Schultern. »Dann wäre das ja geklärt.«
»Ja.« Da mit der Schwangerschaft alles in Ordnung zu sein schien, war ich in der Lage, mich dem drängendsten Problem zu widmen. »Wir müssen Laura Goodman finden.«
Und dann werde ich sie erwürgen und sie in einem Schweine… Nein. Noch nicht.
»Ja, das wäre gut, allerdings ist sie umgezogen.« Dr. Spangler schaute sich am Tisch um und schenkte Jessica einen neuen Smoothie ein. »Und sie hat keinen von uns gebeten, ihr dabei zu helfen, ihre Couch, ihre Bücher, ihre Sonntagsschulabzeichen und ihre Antichrist-Souvenirs zu schleppen.«
Jessica nahm einen Schluck aus ihrem Glas. Mit bezauberndem Milchbart meinte sie: »Ich hätte ihr ja gern die Umzugshelfer bezahlt, wenn sie mich gefragt hätte. Ein Umzug ohne Möbelpacker ist ätzend.« Angesichts meiner Überraschung fügte sie hinzu: »Als Betsy und ich in die Wohnung gezogen sind, hat sie darauf bestanden, alle Kosten zu teilen. Sie wollte nicht, dass ich alles allein bezahle. Nur unter dieser Bedingung war sie einverstanden, mit mir zusammenzuziehen. Und als wir das Umzugsbudget aufstellten, hat sie mich gebeten, das Geld für die Möbelpacker lieber für den nächsten Schlussverkauf aufzuheben. Das war so nervig!«, fasste sie zusammen, »Und der Schlussverkauf war auch nicht gerade toll. Aber seitdem habe ich Achtung vor der Arbeit von Möbelpackern, das ist mal sicher. Es ist echt superanstrengend, eine Kommode die Treppen hochzuschleppen! Sie ist schwer, wenn man die Schubladen nicht herausnimmt, und immer noch unhandlich, wenn man es tut. Außerdem muss man danach jede Schublade einzeln wieder einsetzen.«
Detective Berry räusperte sich. »Ich könnte Lauras neue Adresse herausfinden, aber …«
»Oh, Jesses«, entfuhr es Dr. Spangler, und er warf mir einen raschen Blick zu. Zweifellos nahm er an, dass »Jesses« weniger schmerzvoll für meine unheiligen Ohren war als »Jesus«. Womit er recht hatte. »Tut mir leid. Ich glaube, du solltest besser nichts tun, Dick, womit du dir Schwierigkeiten einhandeln könntest.«
»Ich werde schon keine Schwierigkeiten bekommen«, widersprach dieser, doch ich hob eine Hand.
»Dieses Risiko müssen wir nicht eingehen. Aber es war sehr freundlich, dass Sie es angeboten haben, Detektive. Wir wissen, wo sie wohnt.«
»Ohne Scheiß?«
»Woher weißt du denn das?«, fragte Jessica. »Wer hat es dir erzählt?« Gleichzeitig drehten alle die Köpfe und schauten Tina an, die ihnen ihr schönstes undurchdringliches Lächeln schenkte und schwieg. Sie wusste es, doch sie überließ die Genugtuung der Enthüllung mir. Tina war stets höflich.
»Mann, Betsy hat recht!«, bemerkte Dr. Spangler. »Sie haben ihre Spione überall. Vermutlich ist das so ein Vampirkönig-Ding. Und übrigens, was ich Sie noch fragen wollte …«
»Ja?« Zurückhaltung und Schweigsamkeit gehörten nicht gerade zu seinen Tugenden.
»Nachdem Sie gestorben sind und wiedergeboren wurden, wussten Sie da gleich, was Sie tun würden? Haben Sie geplant …« Er schaute sich in der großen, gemütlichen Küche um. »… ein solches Leben zu führen?«
Ich dachte an die Abgründe meiner Wut und tiefen Verzweiflung. Tina hatte mich gewarnt, dass die Rache ihren Preis fordern und mir keinen Frieden bringen würde. Und sie hatte recht behalten. Jahrzehnt auf schrecklich unerfülltes Jahrzehnt verging. Jahre, in denen ich die Wahrheit solch abgedroschener Phrasen kennenlernte wie »Mit Geld kann man sich kein Glück kaufen«, »Man bekommt, was man verdient«, »Ein Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach« und so weiter.
»Nein. Und ich habe auch nicht das dringende Bedürfnis verspürt, zu regieren oder auch nur ein guter Mensch zu sein. Ich wollte meine Ruhe haben, allein sein. Lange Jahre ist das mein einziger Wunsch gewesen.« Ich schaute in Marcs dunkelgrüne Augen, die sich umwölkten, während er mir aufmerksam zuhörte. »Es war immer schwierig, die Erkenntnis zu akzeptieren, dass die Menschen, die man liebt, nie wieder lebendig werden, ganz gleich, wie lange man auf Erden wandelt.
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