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Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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Dass diese besondere Reise kein Ende nimmt, egal, was man durchmacht. Wie soll man auch etwas so Unvorstellbares akzeptieren? Man ist für immer von ihnen getrennt, und die Alternative ist zu furchterregend, um überhaupt darüber nachzudenken, also bleibt einem nichts anders übrig, als den Mann zu betrauern, der man einst gewesen ist. Ich habe getrauert. Und nach einer Weile habe ich mein Leben weitergelebt – gewissermaßen. Dann bin ich der Königin begegnet. Vielleicht wird es für Sie anders sein. Denn Ihnen ist bereits vergönnt, was mir damals verwehrt war.« Ich sprach es nicht aus, aber ich spürte, dass Marc mich verstand – dass sie alle verstanden, was ich meinte: Er war nicht allein.
    Eine Weile herrschte bedeutungsschwangeres Schweigen, bis Marc fröhlich verkündete: »Eigentlich habe ich mir mehr Sorgen darum gemacht, wie ich meinen Ausweis verlängern soll, doch auch der andere Kram brannte mir schwer auf der Seele.«
    »Dann hoffe ich, dass ich Sie beruhigen konnte.«
    »Darauf können Sie wetten. Aber nun raus damit – wer hat Ihnen Lauras neue Adresse verraten? Ich bin kein Spion, und ich weiß, dass es Jess auch nicht gewesen ist …«
    »Ich bin der Spion.« Als sie mich weiterhin verständnislos anblickten, erklärte ich: »Laura Goodmans Auto ist mit einem Peilsender ausgestattet. Ich habe ihn selbst angebracht.«
    »Betsy hat erwähnt, dass Sie ein König sind, der die Dinge gern selbst in die Hand nimmt.«
    Zum ersten Mal seit geraumer Zeit war mir zum Lächeln zumute. »Jetzt mehr denn je, das ist sicher.«
    »Gehen Sie deshalb so oft spazieren? Weil Sie in der Gegend herumlaufen, um Peilsender anzubringen und um herumzuschnüffeln und andere geheime Sachen zu erledigen?« Dr. Spangler wandte sich an Jessica und Detective Berry. »Ich dachte, es wäre ihm nur um den Sex bei Tage in der freien Natur gegangen.«
    Zum ersten Mal seit geraumer Zeit stöhnte ich auf.
    »Na, so unrecht haben wir damit sicher nicht«, meinte Detective Berry freundlich. »Ihr zwei kommt immer total zerzaust und nur halb bekleidet von euren Ausflügen zurück. Im Dezember! Und auf eurer Kleidung sind überall Grasflecken … Was solltet ihr da draußen wohl sonst treiben?«
    »Oder besser gesagt: Mit wem solltet ihr es treiben?«, fügte Jessica mit einem verschlagenen Lächeln hinzu.
    »Ich habe eure kombinatorischen Fähigkeiten unterschätzt«, sagte ich, unfähig, den Verdruss – und die Bewunderung – in meiner Stimme zu unterdrücken.
    »Meine nicht«, erwiderte Jessica fröhlich. »Ich habe keine. Betsy hat es mir erzählt. Na ja, eigentlich hat sie sich bei mir beschwert. Das ist doch so, als hätte sie es mir erzählt, oder?«
    Sie bemerkten mein zunehmendes Unbehagen und fingen an zu lachen. Es war ein schönes Geräusch, kein Hohn lag darin. Elizabeth war zwar fort, doch die Familie, die sie mir geschenkt hatte, bot mir Trost.
    Im Augenblick genügte mir das.

21
    »Ach, zur Hölle«, wiederholte meine tote Stiefmutter Antonia O’Neill-Taylor. Bei einem Unfall mit einem Müllauto zu sterben, zur Hölle zu fahren, als des Teufels Assistentin zu schuften und dann ausgerechnet mir im Höllennebel zu begegnen, fand sie also schrecklich. Okay, es klang wirklich ziemlich schrecklich. Aber ich amüsierte mich auch nicht gerade prächtig. »Was tust
du
denn hier?«
    Ich starrte sie finster an, diesen Albtraum aus Polyester, schlecht gefärbten Haaren und zu viel Make-up. Die Frau, die mit dem Bulldozer durch die Ehe meiner Eltern gewalzt war. Eines der vielen Dinge, die ich an der Hölle nicht verstand, war die Sache mit ihren … Bewohnern. Heißt das so? Na, egal. Jedenfalls schauten manche von ihnen aus wie zu Lebzeiten und andere wiederum nicht. Einige wurden ständig gefoltert, und andere wanderten ziellos umher, als wären sie auf einem Flughafen und hätten die Nummer ihres Gates vergessen. Einige schienen froh, dort zu sein, andere wirkten nachdenklich, einige entsetzt und wieder andere gleichgültig.
    Mein Stiefmonster Ant war in der Hölle eine große Nummer (was niemanden, der sie zu Lebzeiten gekannt hatte, überraschte). Sie war vom Teufel besessen gewesen und hatte Laura zur Welt gebracht. Über ein Jahr lang hatte Satan ihren Körper beherrscht, und niemandem war es aufgefallen, was beweist, dass sie einen wirklich scheußlichen Charakter besaß (und mit so jemandem hatte ich mich als Kind herumschlagen müssen!). Ant war also die biologische Mutter des Antichristen. (Das klingt

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