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Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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Aufmerksamkeit beobachtete. Elizabeth bezeichnete diese Miene als den »Achtung! Da kommt ein Monster«-Blick.
    »Falls es eine Entschuldigung für mein Verhalten gäbe«, antwortete sie schließlich, »hätten Sie sie mit dieser Ohrfeige aus mir herausgeprügelt.«
    »Du kommst sofort herein«, befahl Dr. Taylor, »und erklärst mir unverzüglich, warum du meine Tochter verschleppt hast! Du bekommst auch einen Müsliriegel dafür.«
    Lauras Gesicht erhellte sich, was Dr. Taylors Handschrift auf ihrer Wange umso röter wirken ließ. Elizabeth hatte also recht; ihre Schwester ließ sich tatsächlich von den Anzeichen mütterlicher Fürsorge erweichen. Diese Schwäche konnte ich zu meinem Vorteil nutzen. »In Ordnung. Sicher, das werde ich.«
    Dr. Taylor drückte die Tür auf und trat einen Schritt zurück, um den Antichristen eintreten zu lassen. Sie schien uns völlig vergessen zu haben. Als Jessica sich räusperte, fuhr sie sich abwesend mit der Hand durch ihre weißen Locken und sagte: »Ach ja, ihr könnt natürlich auch reinkommen, wenn ihr wollt.« Sie folgte Laura und ließ die Tür für uns offen stehen.
    »Wow.« Jessica bekam so große Augen, dass sie ihr schmales, spitzes Gesicht zu verschlucken schienen. »Das lief ja viel besser, als ich dachte.«
    »Hätte es denn schlimmer laufen können?«
    »Noch könnte sich die Lage verschlechtern. Soll ich dir einen guten Rat zu deiner Schwiegermutter geben?«
    Die Frau klebte seit Jahren an meiner Gemahlin. Von mir einmal abgesehen, kannte sie meine Königin wohl am besten. Ich legte großen Wert auf ihre Meinung in allem, was Elizabeth betraf. »Du hast meine volle Aufmerksamkeit.«
    »Man sollte Elise Taylor besser nicht verärgern. Unter gar keinen Umständen. Betsy ist schließlich nicht von allein so geworden, wie sie ist.«
    »Welch erschreckender und gleichzeitig tröstlicher Gedanke!«
    Ich ließ Jessica den Vortritt, und sie ging lachend ins Haus. Mein Sohn schaute grinsend über ihre Schulter zu mir und schwenkte seine Patschehand, als wollte er mich zu sich winken.
    Gehorsam folgte ich ihnen.

23
    Mit dem für sie typischen aufgesetzten Zahnpastalächeln schlurften Jessicas tote Eltern durch den Höllennebel auf mich zu. Von allen möglichen Menschen, die mir in sämtlichen Höllennebeln und Zeitströmen des Universums begegnen konnten, mussten ausgerechnet sie mir über den Weg laufen!
    »Es ist so schön, dich zu sehen!«
    »Gott sei Dank bist du hier!«
    Ich zog die Augenbrauen hoch und betrachtete die Watsons erstaunt. Das Letzte, was Lacey Watson in meinem Leben zu mir gesagt hatte, war: »Sieh zu, dass du deinen fetten Arsch aus meinem Haus schaffst!« Und Mrs Watsons letzte Worte an mich waren: »Vergiss nicht, deiner Stiefmutter auszurichten, dass ich gern zu ihrer Party komme!« Schwer zu sagen, was mich mehr verletzt hatte. Beide waren sie in vielerlei Hinsicht so grauenhaft, dass es mir schwerfiel, eine schreckliche Sache herauszupicken, über die ich mich aufregen konnte. Mir fehlten die Worte, um zu beschreiben, wie überaus erstaunlich ich es fand, dass aus Jessica so ein toller Mensch geworden war. Eigentlich hätte das ebenso ein Ding der Unmöglichkeit sein müssen, wie Bücher rechtzeitig in die Bibliothek zurückzubringen.
    »Ist es denn zu fassen?«, fragte Mrs Watson mit der ihr eigenen falschen Herzlichkeit. Mir fiel auf, dass die beiden genauso aussahen (oder sich entschieden hatten, genauso auszusehen?) wie zu Lebzeiten. Lacey Watson trug eine seiner orangerot karierten Sportjacken, ein dazu passendes orangefarbenes Hemd und seine Frau eines ihrer schillernden roten Cocktailkleider, schwarze Strümpfe mit Naht und spitze rote Pumps von Marc Fisher. Sie war früher einmal Tänzerin gewesen und hatte sich ihre ausgeprägte Vorliebe für Pailletten bewahrt. So, wie die beiden aussahen, würde a) sich nicht einmal ein Zuhälter anziehen und b) nicht einmal ein Zuhälter mit ihnen ausgehen wollen.
    Mir fiel auf, dass Ant einige Schritte weitergegangen war und angestrengt in die andere Richtung schaute, wie man das eben macht, wenn man den Eindruck vermitteln will, ein Gespräch nicht zu belauschen, aber trotzdem alles mitbekommt. Dennoch war es nett von ihr gemeint, vermutete ich.
    Würden mir die Watsons folgen, wenn ich einfach wegliefe? Was war schlimmer? Im Höllennebel in der Falle zu sitzen und gezwungen zu sein, mit diesen beiden Scheusalen ein Gespräch zu führen, oder von diesen beiden Scheusalen im Höllennebel verfolgt

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