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Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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trösten.
    »Ich komme mir in diesem Höllennebel wie ein Hund vor.« Als sie leise kicherte, warf ich ihr einen finsteren Blick zu. »Ich hab keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen ist, und sehne mich nach einem Kauspielzeug.« Ich war durstig, doch das war ich beinahe immer. Mein Durst begleitete mich allezeit, wie üblich, aber wenigstens wurde er nicht stärker. »Ausgerechnet ihnen musste ich in die Arme laufen!«
    »Ja, doch das war natürlich unausweichlich.«
    »Was für ein Albtraum! Scheußlich! Die Watsons und d…« Ich klappte den Mund zu. Eigentlich hatte sich Ant während des Watson-Albtraums ganz cool verhalten. Allerdings befanden wir uns nicht in einem Kinofilm. Es war also höchst unwahrscheinlich, dass wir uns zusammentaten, um gemeinsam das Verbrechen zu bekämpfen. Wir würden auch keine wertvollen Lektionen lernen oder tiefgründige Einblicke in die Persönlichkeit des anderen gewinnen. Und ich war mir ziemlich sicher, dass uns beiden das nur recht sein würde. »Die Watsons«, wiederholte ich und tat so, als hätte ich von Anfang an geplant, den Satz damit zu beenden.
    Ant zuckte mit den Schultern. »Tja, du weißt ja, wie diese Leute sind.«
    Oh, wunderbar! Jetzt kam sie wieder mit diesem Mist. Ich ging zum Angriff über, sofern man im Höllennebel überhaupt zum Angriff übergehen konnte. »Bist du deshalb so eine heuchlerische Schlampe? Weil du befürchtest, dass ein Afroamerikaner …«
    »Sie sind Afro
afrikaner
«, schnaubte sie.
    »… in deinem Stammbaum vorkommt …«
    »Das stimmt nicht. Das haben wir doch schon geklärt.«
    »… und deine Art, damit klarzukommen, ist, dich in jeder nur erdenklichen Weise davon zu distanzieren – selbst mit Rassismus? Nur für den Fall, dass dir das noch keiner gesagt hat: Das ist unfassbar hirnrissig. So hirnrissig, dass es wehtut. Hirnrissig hoch zigtausend.«
    »Halt den Mund!«, fuhr sie mich wütend an. Warum gab es nur zwei Arten von Menschen in meinem Leben? Die, die mich ohne Vorbehalte liebten, und jene, die mich hassten. Niemand wählte die goldene Mitte. Diese Tatsache könnte natürlich etwas über mich aussagen. Vermutlich etwas Schlechtes. Daher beschloss ich, nicht weiter darüber nachzudenken. »Du kennst mich nicht, und du weißt nicht, was ich alles durchgemacht habe. Du hattest nie auch nur den blassesten Schimmer einer Ahnung davon, und es war dir immer egal.«
    »Ja! Korrekt! Worauf du einen lassen kannst.« Ich war nicht in der Stimmung für dieses Keiner-versteht-mich-Gejammer. »Hör zu, warum machst du dich nicht auf die Suche nach deiner Großmutter oder wem auch immer – denn ich bin mir sicher, dass die meisten deiner Verwandten ebenfalls in der Hölle schmoren – und fragst sie?«
    »Sie sind nicht hier«, kam die leise Antwort. Die Traurigkeit in ihrer Stimme überraschte mich so sehr, dass es mir einen Moment lang glatt die Sprache verschlug. »Diejenigen, die diese Frage beantworten könnten – sie sind nicht hier. Ich kann niemanden fragen.«
    Ich war kein Idiot. Tja, das war eine Lüge, doch mir war durchaus klar, dass ich mich hauptsächlich für Ants Familiendrama interessierte, weil es a) ein Problem war, das ich nicht verursacht hatte, b) nicht erwartet wurde, dass ich dieses Problem löste, und c) überhaupt nichts zu tun hatte mit Vampirismus, der Hölle oder Satan.
    »Hast du meinem Dad jemals davon erzählt? Weil … es wäre ihm egal gewesen«, fügte ich hinzu, als ich sah, dass sie den Mund öffnete. »Was fair ist, muss auch fair bleiben. Ich war immer schnell mit Beschimpfungen bei der Hand, wenn er Dinge tat, die nicht nach meinem Geschmack waren. Also ist es auch nur fair, etwas Gutes über ihn zu sagen, wenn er es verdient hat. Und ich sage dir, deine Herkunft wäre ihm egal gewesen. Dad hat die Leute niemals nach ihrer ethnischen Zugehörigkeit beurteilt, sondern nur danach, wie viel Einkommen ihnen nach Abzug der Steuern übrig blieb und wen sie wählten.«
    Ant schüttelte den Kopf. »Ich glaube, du hast nicht den blassesten Schimmer davon, wie sich jemand wie ich fühlt, wenn er das Herz von jemandem wie deinem Dad gewinnt.«
    »Ich nehme an, du hast eine Wette verloren.«
    Nee. Sie ließ sich nicht darauf ein. Offenbar war das keine Sache, über die man Scherze machte. »Es bedeutete mir – alles. Seine Frau zu sein bedeutete mir alles. Ich hätte nichts getan, was mir diese Sache hätte vermasseln können. Und ich hätte niemals gewagt … wie hätte ich deinem Vater etwas anvertrauen

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