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Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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ertragen und danach fragen würde. Da sie sich sicher waren, dass ich der Versuchung erliegen würde, habe ich es jedoch nie getan. Ich würde wieder ins Grab gehen, ohne zu wissen, warum Elizabeth in Minneapolis verhaftet worden war. Tina oder Nicht-Nick hätten das natürlich für mich in weniger als einer Stunde herausfinden können, doch auch der Versuchung, sie darum zu bitten, widerstand ich. War es ein tätlicher Angriff gewesen, Einbruch, Diebstahl, Entführung? Vielleicht würde es mir bis in alle Ewigkeit ein Rätsel bleiben!
    »Ich bin immer noch sauer auf dich«, sagte Jessica mit vollem Mund zu Laura und sprühte dabei Müslikrümel auf meine Schwiegermutter. Dr. Taylor war dies gewohnt (und leider nicht nur von Jessica), daher blinzelte sie nur kurz und bürstete die Krümel ab. »Aber meine Babys stehen an erster Stelle. Ich hasse dich, doch ich muss meine Babys ernähren. Das ist meine Mutterpflicht und so. Und der einzige Grund, warum ich überhaupt etwas mit dir teile.«
    »Das verstehe ich«, antwortete Laura mit ernster Stimme, und fast (ah, aber nur fast!) gelang es ihr, sich ein Lächeln zu verkneifen.
    Dr. Taylor klopfte auf die Keramikplatte des hellen Holztisches in der Küche. Das Geräusch war so laut, dass es sogar Jessicas Schmatzen fast übertönte. »Kommen wir zur Sache! Meine Tochter ist in Sicherheit.« Ich stellte fest, dass es keine Frage war.
    Laura wirkte erschrocken, dann verletzt. Absurd. »Natürlich ist sie in Sicherheit.«
    »Wo?«
    »Äh …« Erstaunlicherweise flog ihr Blick zu mir, als erwartete sie, dass ich ihr zu Hilfe eilen würde. Ich sah sie an und schwieg. Falls ich zu ihr eilen würde, dann gewiss nicht, um ihr zu helfen. »Äh … das muss Sie nicht … Sie ist in Sicherheit. Und unverletzt.«
    »Hast du sie in die Vergangenheit geschickt?«
    »Nein!« Der Antichrist schauderte. »Oh, Himmel, nein! Das würde ich niemals wieder tun. Oh, Gott!« Ihr Entsetzen und ihre Bestürzung waren nur allzu verständlich. Ich liebe die Königin. Ich liebe die Königin wirklich. Und ich würde dem Tod jederzeit lächelnd ins Auge blicken, wenn ich dadurch für ihre Sicherheit sorgen könnte. Das ist wahr. Jedoch konnte ich mir auch lebhaft vorstellen, wie sie fröhlich durch die Geschichte springt und dabei versehentlich auf einen Fisch stapft, der vorsichtig zum Luftholen an Land gehüpft ist. Oder wie sie ihren verzweifelten Durst rein zufällig an dem schlafenden Paul Revere stillt, der sich gerade von den Anstrengungen seines Rittes am 18. April 1775 erholt. Oder wie sie gut gelaunt durch das alte England schlendert und dabei aus Versehen Heinrich VIII . verführt, der seinem Blutverlust erliegt, bevor er auf Anne Boleyn trifft. Ich konnte mir vorstellen, dass sie versehentlich Napoleon bei der Flucht aus seinem Exil in St. Helena hilft und dass sie Mittelamerika befreit. Und ich sah förmlich vor mir, wie sie vom Blutgeruch beim Attentat auf William Seward angezogen wird und es ihr nicht gelingt, den tapferen Admiral vor dem Verbluten zu retten, wodurch der Kauf von Alaska verhindert wird … Nein, das war nun doch ein bisschen zu weit hergeholt, um es in Erwägung zu ziehen. Dennoch hielt ich es nicht für gänzlich unmöglich. Wie ich schon feststellte: Obwohl ich die Königin von ganzem Herzen liebte, traute ich ihr durchaus zu, die eine oder andere Katastrophe zu verursachen.
    »Einmal war genug.« Der Antichrist schauderte immer noch sichtlich ob der Vorstellung, was dem Universum hätte zustoßen können, wenn sie Elizabeth in die Vergangenheit verbannt hätte. Ich sah, wie Jessica und meine Schwiegermutter einhellig nickten. Ehrlich gesagt hätte ich nicht gedacht, dass wir vier uns einmal einig sein könnten, doch dem war offensichtlich so. »Für uns beide. Nein, so etwas würde ich nicht tun. Selbst wenn ich sie hassen würde, könnte ich sie nicht in der Vergangenheit aussetzen – selbst wenn ich sie hassen würde, so etwas würde ich dem Universum niemals antun. Und ich hasse sie nicht.«
    »Oh, natürlich tust du das!«, sagte Jessica leichthin, ohne sich die Mühe zu machen aufzuschauen, während sie Baby Jon auf ihrem Schoß schaukelte und ihm ganz nebenbei winzige Krümel ihres Müsliriegels in den Mund steckte. »Dein Hass auf sie ist beinahe ebenso groß wie dein Wunsch, sie zu lieben.«
    »Ich … was?« Laura schüttelte den Kopf so heftig, dass ihr Gesicht volle zehn Sekunden lang von ihren blonden Locken verdeckt wurde. »Nein.«
    »Ich bitte

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