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Kein Durcheinander

Kein Durcheinander

Titel: Kein Durcheinander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nein, das Problem gelöst hatte, ein Rohr von so außerordentlichen Größenverhältnissen gießen zu können, wird der geneigte Leser sofort sehen und gleichzeitig begreifen, warum die letzte Aussicht auf Rettung, die man aus der enormen Schwierigkeit der Herstellung eines solchen Geschützes ableitete, den Bewohnern beider Welten entgehen mußte.
    In der That hätte gewiß der Guß einer Kanone, welche das 27 Cm.-Geschütz bezüglich des Volumens eine Million mal übertraf, die menschliche Leistungsfähigkeit weit übertroffen. Man hat schon sehr ernste Schwierigkeiten bei der Herstellung von 42 Cm.-Geschützen, welche siebenhundertachtzig Kilogramm wiegende Geschosse mit einer Pulverladung von zweihundertvierundsiebzig Kilogramm wegzuschleudern vermögen. In dieser Weise hatten sich Barbicane und Nicholl die Ausführung der Sache auch gar nicht gedacht. Es war keine Kanone, nicht einmal ein Mörser, worauf sie ausgingen, sondern einfach nur eine in dem sehr widerstandsfähigen Gestein des Kilimandjaro anzulegende Gallerie, ein runder Minenschacht, wenn man will.
    Dieser Schacht, diese ungeheure Flattermine konnte die Stelle einer metallenen Kanone, einer riesigen Columbiade ersetzen, deren Herstellung ebenso kostspielig wie schwierig gewesen wäre und der man eine unberechenbare Seelenwandstärke hätte geben müssen, um gegen eine Explosion gesichert zu sein. Barbicane und Cie. hatten von Anfang an die Absicht gehabt, in dieser Weise zuwege zu gehen, und wenn das Notizbuch J. T. Maston’s einer Kanone erwähnte, so war damit nur das gewöhnliche, seinen Berechnungen zugrunde gelegte 27 Cm.-Geschütz gemeint gewesen.
    Von vornherein wurde also eine an der südlichen Böschung der Gebirgskette etwa hundert Fuß hoch gelegene Stelle ausgewählt, unter der sich eine ununterbrochene Ebene bis über Sehweite hinaus ausdehnte. Nichts konnte also dem Projectile ein Hinderniß bieten, wenn dieses aus der in die Felsmasse des Kilimandjaro gebohrten »Seele« hervordrang.
    Mit peinlichster Genauigkeit, freilich nicht ohne große Mühsal, wurde jene Gallerie ausgearbeitet. Barbicane hatte jedoch leicht große Gesteinsbohrer herzustellen vermocht, im Ganzen ziemlich einfache Apparate, welche mittelst comprimirter, durch die mächtigen Wasserfälle des Berges gelieferter Luft in Thätigkeit gesetzt wurden. Die durch die Bohrkronen derselben erzeugten Löcher wurden dann mit Meli-Melonit geladen. Es bedurfte nichts geringeren als dieses mächtigen Explosivkörpers, um den Fels zu sprengen, denn dieser bestand aus einem sehr harten, von Orthoklas und Hornblende gebildeten Syenit. Das war übrigens ein günstiger Umstand, da dieser Fels dem durch die Expansion der Gase entwickelten ungeheuren Drucke Widerstand zu leisten hatte. Die Höhe und die Dicke des Kilimandjaro genügten aber jedenfalls, um vor jedem Risse oder Bruche im Innern gesichert zu sein.
    Die Tausende unter der Aufsicht der zehn Werkführer thätigen Arbeiter entwickelten unter der Oberleitung des Präsidenten Barbicane einen so löblichen Eifer und soviel Intelligenz, daß das Werk vor Ablauf von sechs Monaten glücklich zu Ende geführt war.
    Bei sechshundert Meter Tiefe hatte die Gallerie einen Durchmesser von siebenundzwanzig Metern. Da es darauf ankam, daß das Projectil an einer vollkommen glatten Wand vorüberstreichen konnte, ohne Verbrennungsgase entweichen zu lassen, so wurde das Innere durch eine Metallseele aus genau zugerichteten Gußplatten abgeblendet.
    Diese Arbeit war wesentlich umfänglicher als die zur Herstellung der berühmten Columbiade von Moon-City, welche das Aluminium-Projectil nach dem Monde und um diesen entsendet hatte. Doch was ist den Ingenieuren unserer Zeit überhaupt unmöglich?
    Während nun die Bohrung in den Eingeweiden des Kilimandjaro vor sich ging, feierten die Arbeiter auch in der zweiten Werkstätte nicht. Gleichzeitig mit der Herstellung oben erwähnter Metallhülse war man mit der des ungeheuren Projectils beschäftigt.
    Nun zu diesem Zwecke handelte es sich darum, ein cylindro-konisches Gußstück zu erhalten, welches hundertachtzig Millionen Kilogramm oder hundertachtzigtausend Tonnen wog.
    Niemals war übrigens daran gedacht worden, dieses Gigantengeschoß in einem Stücke zu gießen. Es sollte vielmehr aus Einzeltheilen von je tausend Tonnen hergestellt werden, welche man dann mittelst Krahn nach der Mündung der Gallerie zu befördern und endlich vor deren, natürlich schon vorher mit dem nöthigen Meli-Melonit

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