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Kein Durcheinander

Kein Durcheinander

Titel: Kein Durcheinander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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geführt hatten.
    Warum war denn aber J. T. Maston nicht mit hier, um die herrliche Vollendung der Arbeiten zu bewundern, die sich der Verläßlichkeit seiner durch und für dieselben veranlaßten Berechnungen so würdig zur Seite stellten? – Und vorzüglich, warum würde er fern, sehr fern, zu fern sein, wenn die gewaltige Detonation erst das Echo bis zum äußersten Horizonte Afrikas wachrief?
    Wenn seine beiden Collegen an ihn dachten, ahnten sie freilich kaum, daß der Schriftführer des Gun-Club nach seiner Flucht aus dem Gefängnisse in Baltimore die Ballistic-Cottage hatte verlassen und sich verstecken müssen, um seine kostbare Existenz sicherzustellen. Sie wußten ja nicht, bis zu welchem Grade die öffentliche Meinung gegen die Ingenieure der »
North Polar Practical Association
« erbittert war. Ihnen blieb es verborgen, daß sie niedergemetzelt, geviertheilt, bei schwachem Feuer geröstet worden wären, wenn man sich ihrer Personen nur hätte bemächtigen können. Wahrlich, in dem Augenblicke, da der Schuß hinausdonnerte, konnten sie sich glücklich schätzen, nur durch das Geschrei eines ostafrikanischen Negerstammes begrüßt zu werden.
    »Endlich! redete Kapitän Nicholl den Präsidenten Barbicane an, als sich am Abend des 22. September Beide angesichts ihres vollendeten Werkes in die Brust warfen.
    – Ja!… Endlich!… Und auch: Uf! erwiderte Barbicane wie mit einem Seufzer tief empfundener Erleichterung.
    – Wenn wir noch einmal von vorne anfangen müßten…
    – Ach was, dann singen wir eben noch einmal an!
    – Welch’ ein Glück, sagte der Kapitän Nicholl, diesen wunderbaren Meli-Melonit zur Verfügung zu haben!
    – Der zur Begründung Ihres Weltruhmes hinreichen wird, Nicholl!
    – Vielleicht, Barbicane, erwiderte der Kapitän Nicholl bescheiden.
    – Doch wissen Sie, Barbicane, wie viele solcher Gallerien wir in die Weichen des Kilimandjaro hätten treiben müssen, um das nämliche Resultat zu erzielen, wenn uns nur Schießbaumwolle zu Verfügung stand gleich der, die unser früheres Geschoß nach dem Monde beförderte?
    – Nein; so sagen Sie es, Nicholl.
    – Hundertachtzig Gallerien, Barbicane!
    – Nun wohl, so hätten wir einfach so viele angelegt.
    – Und dazu hundertachtzig Geschosse von achtzigtausend Tonnen.
    – Die hätten wir gegossen, Nicholl!«
    Leuten aus solchem Stoffe soll einer nur versuchen Vernunft beizubringen! Doch wenn Artilleristen einmal eine Reise um den Mond fertig gebracht haben, wovor sollten sie dann noch zurückschrecken?
    – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
    An demselben Abend, wenige Stunden vor der für den Schuß festgesetzten Minute, während der Präsident Barbicane und der Capitän Nicholl sich in obiger Weise beglückwünschten, stieß Alcide Pierdeux, der sich in Baltimore in sein Zimmer zurückgezogen hatte, in reiner Verzückung den Kriegsschrei der Rothhäute aus. Dann schnellte er vom Tische empor, den lose, mit algebraischen Formeln bekritzelte Blätter bedeckten, und rief:
    »Du Spitzbube von Maston!… Ei, Du…! (Er belehnte den Amerikaner mit einem nicht sehr schmeichelhaften Thiernamen.)… Foppt mich der Bursche mit seinem verzwickten Problem!… Heiliger Cosinus, daß ich das auch nicht eher entdecken mußte!… Wüßt’ ich, wo er sich augenblicklich befindet, ich lüde ihn wahrlich zum Abendessen ein, und wir tränken mit einander ein Glas Champagner in dem Augenblicke, wo sein gewaltiger Feuerschlund losdonnert, um Alles in große und kleine Stücke zu zerschmettern!«
    Und mit jenem wilden Geheul, mit dem er gewöhnlich seine Whistpartien zu begleiten pflegte, wetterte er weiter:
    »Der alte Schwachkopf!… Unzweifelhaft hatte er bei der Berechnung der Kanone des Kilimandjaro etwas im Kopfe!… Er hätte ja eine ganze Menge solcher Dingerchen gebraucht!… Das war die
conditio sine qua non –
oder
sine
Kanone, wie wir auf der Schule gesagt haben würden!«
Fußnoten
    1 1000 Meter mehr als der Montblanc.
Achtzehntes Capitel.
In dem die Bevölkerung von Wamasai erwartet, daß der Präsident Barbicane dem Kapitän Nicholl »Feuer!« zuruft.
    Der Abend des 22. September war endlich da – jenes denkwürdige Datum, von dem die öffentliche Meinung eine ebenso verheerende Wirkung erwartete, wie dereinst vom 1. Januar 1000.
    Zwölf Stunden nach dem Durchgange der Sonne durch den Meridian des Kilimandjaro, d.h. um Mitternacht, sollte durch die Hand des Kapitän

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