Kein Durcheinander
gefüllten Kammer an einander zu fügen gedachte. Nach deren Verbindung durch mächtige Bolzen bildeten sie dann eine compacte Masse, die an den Wänden des Innenrohres hingleiten sollte.
Hierdurch entstand die Nothwendigkeit, nach der zweiten Werkstätte etwa viermalhunderttausend Tonnen Eisenerz, siebzig Millionen Tonnen Flußspath und viermalhunderttausend Tonnen Fettkohlen zu schaffen, welch letztere man in den vorhandenen Schweelösen zunächst in zweihundertachtzigtausend Tonnen Coaks umwandelte. Da die Kohlenflötze sehr nahe am Kilimandjaro lagen, wurde jene Anfuhr einfach durch Karren bewerkstelligt.
Was die Construction der Hochöfen anbelangte, in denen aus dem Erz das Roheisen geschmolzen werden sollte, so bot diese vielleicht die ernsthaftesten Schwierigkeiten. Dennoch waren schon nach Verlauf eines Monats zehn Hochöfen von je dreißig Meter Höhe im Stande zu functioniren und jeder täglich hundertachtzig Tonnen Metall zu liefern. Das ergab achtzehnhundert Tonnen binnen vierundzwanzig Stunden oder hundertachtzigtausend Tonnen in hundert Arbeitstagen.
Die dritte, zur Erzeugung des Meli-Melonits bestimmte Werkstätte betreffend, ging die Arbeit in derselben ohne Beschwerde, aber unter so strenger Geheimhaltung vor sich, daß die Zusammensetzung dieses Explosivstoffes auch bis heute noch nicht verläßlich angegeben werden kann.
Alles war nach Wunsch gegangen, und unmöglich konnte man mit mehr Erfolg in den Werkstätten von Creusot, Cail, Indret, la Seyne, Birkenhead, Woolwich und Cockerill arbeiten. Kaum zählte man ein mißlungenes Stück auf e sechzigtausend Dollars Arbeitswerthe.
Daß der Sultan ganz entzückt war, ist ja leicht zu glauben. Er folgte allen Vorgängen mit unermüdlichem Eifer, und es begreift sich sehr gut, daß die Anwesenheit Seiner furchtbaren Majestät deren treue Unterthanen nur noch zu größeren Leistungen anspornen mußte.
Zuweilen fragte Bali-Bali wohl auch, was man denn eigentlich mit der ganzen Sache bezwecke.
»Es handelt sich um ein Werk, welches das Aussehen der Welt verändern soll, antwortete dann der Präsident Barbicane.
– Ein Werk, fügte der Kapitän Nicholl hinzu, welches dem Sultan Bali-Bali den unauslöschlichsten Ruhm unter allen Königen Afrikas sichern wird!«
Daß der Sultan seinen Stolz als Selbstherrscher von Wamasai nur noch mehr angestachelt fühlte, ist ja begreiflich genug.
Am 29. August schon waren die Arbeiten vollkommen beendigt. Die in gewünschtem Kaliber ausgebohrte Gallerie trug schon in der Länge von sechshundert Metern ihre Seelenwand-Bekleidung. Im Grunde derselben lagerten zweitausend Tonnen Meli-Melonit, der durch eine Kammer mit der Zündmasse in Verbindung stand. Dann folgte das hundertfünfzig Meter lange Geschoß. Unter Abrechnung des von dem Pulver und dem Projectil eingenommenen Platzes, hatte letzteres bis zur Mündung noch vierhundertzweiundneunzig Meter zu durchlaufen, wodurch die erhoffte, von der Ausdehnung der Explosionsgase herrührende Endwirkung des Stoßes gesichert erschien.
Nun drängte sich eine ernste, übrigens rein ballistische Frage auf, nämlich die, ob das Projectil aus der ihm nach den Berechnungen J. T. Maston’s vorgezeichneten Flugbahn abweichen werde. Gewiß nicht. Jene Berechnungen waren ja richtig. Sie ergaben genau, in welchem Betrage das Projectil in Folge der Drehung der Erde um ihre Achse östlich von der Mittagslinie des Kilimandjaro abweichen und welches die Form des hyperbolischen Bogens sein mußte, den dasselbe in Anbetracht seiner rasenden Anfangsgeschwindigkeit zu beschreiben gezwungen war.
Der Sultan folgte allen Vorgängen mit unermüdlichem Eifer. (S. 168.)
Eine zweite Frage, ob es während des Fluges sichtbar sein werde, beantwortete sich verneinend, denn beim Austritte aus der in der Finsterniß der Erdentiefe gelegenen Gallerie konnte man jenes unmöglich wahrnehmen, und überdies würde es, bei der geringen Höhe seiner Bahn, eine sehr beträchtliche Winkelgeschwindigkeit aufweisen. Nach Erreichung beleuchteter Atmosphärenschichten mußte es sich bei der im Vergleich zum Weltraume doch immerhin verschwindenden Größe seines Volumens auch den mächtigsten Fernrohren entziehen, und hatte es einmal die Grenzlinie der Anziehungskraft der Erde hinter sich, so mußte es zweifellos für immer mit den Planeten um die Sonne kreisen.
Der Präsident Barbicane und der Kapitän Nicholl konnten also gewiß stolz sein auf das Werk, das sie jetzt bis zum glücklichen Ende
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