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Kein ganzes Leben lang (German Edition)

Kein ganzes Leben lang (German Edition)

Titel: Kein ganzes Leben lang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Benke
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du nicht wirklich.“ Ihre Stimme überschlug sich. Ihre Hände
    zitterten. Ihr brach der Schweiß aus.
    „Helene, ist alles in Ordnung?“
    Statt einer Antwort stieß sie einen spitzen Schrei aus und griff sich an ihr Herz. Dann sank sie ins Gras.
    „Mir ist so kalt“, stotterte sie. Sie war leichenblass. Christiano sprang auf.
     
    Ein ungutes Gefühl befiel Anna. Ihr Herz klopfte. Etwas war passiert. Sie sah unruhig zu dem offenen Gartentor, das ins Feld führte. Dort war Helene vor wenigen Minuten verschwunden. Was wollte sie dort? Wo waren Christiano und Lucrezia? Sie reichte Laura an Antonio. Nur mühsam zwang sie sich, nicht zu rennen. Als sie das Gartentor erreicht hatte, hörte sie einen entfernten Schrei. Sie lief los.
     
    Durch einen Schleier sah Helene Christiano, der neben ihr kniete. Alles drehte sich. War das die Strafe, die sie letztlich doch ereilte? Seine Stimme drang nur dumpf zu ihr durch. Der Schmerz war unerträglich. Sie spürte Annas Hand. Ihre Stimme drang von weit her an ihr Ohr. Sie verstand nicht, was sie sagte. Mit letzter Kraft zog sie sie zu sich heran. Es gelang ihr, ein paar letzte Worte zu formen. Dann entglitt ihr die Kontrolle. Hatte sie es geschafft, die Worte auszusprechen, oder hatte sie sie nur gedacht? Sie versank in einem Meer aus Watte. Sie hatte keine Schmerzen mehr. Das Letzte, was sie dachte, war: Heiner, sei nachsichtig.
     
    Christiano beobachtete Anna, die einen roten Apfel schälte. Sie war völlig auf ihre Arbeit konzentriert. Seit Tagen versuchte er, etwas Auffälliges an ihr festzustellen. Helenes Tod hatte sie hart getroffen, aber ihm gegenüber verhielt sie sich normal. Er musste endlich aufhören, paranoid zu sein. Anna hätte ihn doch schon längst zur Rede gestellt.
    „Nimmst du das Brot aus dem Ofen?“ Annas Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Sie lächelte ihn an. War da etwas Hinterhältiges in ihrem Lächeln?
    „Natürlich, Liebes.“ Er stand auf und öffnete den Ofen. Warme Luft schlug ihm entgegen. Manchmal vermisste er Lucrezia. Mit ihr war das Leben aufregend gewesen. Aber er hatte den Kontakt abgebrochen. Auch wenn ihm das Kind nicht aus dem Kopf ging. Hatte sie das ernst gemeint? Er würde sie irgendwann einmal fragen.
    Er reichte Anna das Brot. Sie griff nach dem Küchenmesser. Eine Gänsehaut befiel ihn. Als sie in das Brot schnitt, sah sie ihn an: „Keine Sorge, Liebling.“ Sie beugte sich zu ihm und küsste ihn. Dann lachte sie. Er stimmte in ihr Lachen ein. Er sah schon Gespenster. Helene hatte nichts mehr sagen können. Er war noch einmal davongekommen.

Ein halbes Jahr später
    Christianos Augen waren weit aufgerissen. Sein Gesicht für einen kurzen Augenblick schmerzverzerrt. Er griff sich an die Brust, stolperte, hielt sich am Küchentisch fest, sank auf die blitzblanken weißen Kacheln. Anna tauchte im Türrahmen auf. Er sah sie an, öffnete den Mund zu einem stummen Hilfeschrei. Sie erwachte aus ihrer Erstarrung, bewegte sich auf ihn zu und kniete sich neben ihn.
    „Bis dass der Tod uns scheidet und keine Sekunde länger“, flüsterte sie ihm ins Ohr. Er sah sie erstaunt an. In seinen Augen blitzte Ungläubigkeit auf. Dann erloschen sie.
     
    Lucrezia saß auf ihrer Couch und rauchte gedankenverloren eine Zigarette. Gestern hatte sie sich vor Christianos und Annas Haus postiert. Ein Umzugswagen stand davor. Ein paarmal sah sie Anna, die den Leuten Anweisungen gab. Christiano dagegen war nie aufgetaucht. Sie hatte zum fünften Stock hochgesehen. Einer der Vorhänge hatte sich bewegt, und sie hatte das Gesicht der neugierigen Nachbarin erkannt, die ebenfalls den Umzugswagen beobachtete. Bevor sie sich hinter einem Auto ducken konnte, entdeckte die Nachbarin sie. Lucrezia war geflohen. Heute hatte sie nach Christiano in der Kanzlei verlangt. Da hatten sie ihr gesagt, was passiert war.
    Nervös zog sie an der Zigarette. Christianos Tod traf sie, auch wenn sie ihn selber gewollt hatte. Was sie jedoch noch mehr traf, war der Zweifel. Es sei das Herz gewesen, hatten sie ihr gesagt, wahrscheinlich der Stress. Aber stimmte das? War Christiano eines natürlichen Todes gestorben? Oder hatte Anna nachgeholfen? Sie traute ihr das zu. Nachdem ihre Mutter fähig gewesen wäre, ihren Vater aus dem Weg zu räumen, traute sie jeder Frau alles zu. Aber warum hätte sie das tun sollen? Sie hatte Christiano verziehen. Die Wahrheit konnte sie nicht wissen. Niemand kannte die Wahrheit außer Christiano und ihr. Der Gedanke beruhigte Lucrezia für

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