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Kein Job fuer schwache Nerven

Kein Job fuer schwache Nerven

Titel: Kein Job fuer schwache Nerven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Sozialamt an und meldete meine Einschätzung. Den Umfang der Entsorgung, Reinigung, Desinfektion und dass man den kompletten Fußboden würde sanieren müssen.
    » Oh«, sagte die Dame am Telefon, » das ist aber ungünstig. Können Sie nicht den Linoleumboden erhalten?«
    Ich war baff: » So wie das aussieht, haben sich hier etwa 50 Kaninchen mindestens ein Jahr lang überall auf den Boden erleichtert«, sagte ich, » was wollen Sie denn da erhalten?«
    » Es ist ja auch eine Zeitfrage«, sagte die Dame. » Der Mieterin und uns ist sehr an ihrer Selbstständigkeit gelegen. Es ist in unser aller Interesse, dass sie schnellstmöglich wieder einziehen kann.«
    » Hier?«
    » Ja, natürlich. Deswegen wäre es gut, wenn man den Boden erhalten könnte.«
    » Gute Frau«, sagte ich, » Sie können hier drin entweder diesen fäkalienverseuchten Boden haben oder einen Mieter. Aber nicht beides.«
    » Also gut«, seufzte sie, » wenn’s sein muss, dann kommt er eben raus.«
    Wir machten uns ans Ausräumen. Und je mehr wir räumten, desto mehr ärgerte ich mich. Nicht über die Arbeit, die war weitgehend unproblematisch. Es fiel sogar das anfängliche Desinfizieren weg – in einem Kot-Chaos wie diesem macht das wenig Sinn, da ist es wichtiger, dass die Schutzkleidung und die Atemmasken dicht sind. Und dann musste man eben nach Plan vorgehen. Erst die toten Kaninchen einsammeln. Dann die Möbel zerlegen und dicht in Plastik verpacken, damit man sie ohne Gefahr für die Umwelt zur Müllentsorgung bringen konnte. Man musste den Presskotboden Stück für Stück herausbrechen, was aber nicht anstrengender war als Styroporplatten zu zerbröseln. Das ging mit den mitgebrachten Aluminium-Schneeschaufeln sogar richtig zügig von der Hand. Und man musste den geschätzten Linoleum- und den Teppichboden abschaben, der sich stellenweise noch darüber befand, aber dank einer gewissen Grundfeuchtigkeit war all das keine Knochenarbeit. Es gab zwar einige unangenehme Überraschungen, wie das ursprünglich besonders kuschlige Stoffschaf hinter den beiden Sofas, in dem die Kaninchen wohl die allerersten Nester gebaut hatten und in denen sich jetzt mehrere tote Kaninchenbabys fanden. Oder die schwierige Stromversorgung, weil sämtliche Sicherungen rausgesprungen waren, nachdem die Kaninchen alle elektrischen Leitungen in Reichweite angenagt hatten. Aber all das war nichts zum Ärgern. Zum Ärgern war, je mehr man darüber nachdachte, die Wohnung selbst.
    Man muss es sich noch einmal vor Augen halten: Diese Wohnung war für jemanden vorgesehen worden, der ohnehin schon eine Verhaltensstörung hatte, jemanden, der ohnehin mit den Anforderungen eines normalen Lebens nur eingeschränkt zurechtkam. Für so einen Menschen wären schon die uralten feuchten Mauern ein kaum lösbares Problem gewesen. Wenige Fenster, dazu die feuchte Friedhofserde, die unablässig Nässe in die Mauern schleuste, ohne umfassende Isolierungsmaßnahmen war das von einer verhaltensgestörten Frau unmöglich zu beheben. Schon gar nicht ohne Zentralheizung: Es gab nur zwei Kanonenöfen in den Ecken der Räume, das bedeutete, dass das Sozialamt davon ausging, die 54-Jährige würde regelmäßig Holz besorgen oder Kohle, sie würde gleichmäßig heizen, natürlich auch den Ofen reinigen und den Abzug, denn die Asche entfernt sich ja nicht von selbst, kurz gesagt: Die mental reichlich angeschlagene Dame sollte Dinge tun, die schon in der gesunden oder wenigstens verhaltensunauffälligen Bevölkerung heutzutage kaum noch jemand kennt. Geschweige denn beherrscht. Die 54-Jährige hatte natürlich nichts davon gekonnt und daher auch nichts davon gemacht – deswegen lag sie ja auch, wie wir es verstanden hatten, mit einer Unterkühlung im Krankenhaus.
    Um es mal deutlich zu formulieren: Diese Wohnung hätte in Deutschland kein normaler Mensch gemietet. Aber das alles, die Feuchtigkeit, die idiotische Heizmethode, das waren lediglich Unannehmlichkeiten verglichen mit dem Badezimmer. Das Badezimmer war schlichtweg eine Frechheit.
    Wer die Tür zum Badezimmer öffnete, musste zunächst aufpassen, dass er sich den Kopf nicht anschlug, weil dahinter, in etwa 1,30 Metern Höhe, etwas quer verlief, was ich zuerst für einen Balken hielt. Doch es war kein Balken, es war die Zimmerdecke. An der Wand des schmalen Verschlags war ein Waschbecken an einer gefliesten Wand. Vor dem Waschbecken konnte ein normaler Mensch nur in gebückter Haltung stehen. Über dem Waschbecken hing an einem Draht

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