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Kein Kinderspiel

Kein Kinderspiel

Titel: Kein Kinderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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beteiligt gewesen sein muß.«
    »Wahrscheinlich ja. Irgendwie mußten sie das Geld ja dort herausbekommen.«
    »Und wer war das?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Die Unbekannte, die auch Lionel angerufen hat?«
    »Möglich.« Ich hob die Kaffeetasse auf. Sie war nicht zerbrochen. Nachdem ich festgestellt hatte, daß sie keinen Sprung davongetragen hatte, füllte ich sie mit Kaffee.
    »Junge, Junge«, sagte Angie kichernd. »Das klingt wie an den Haaren herbeigezogen.« »Was?«
    »Die ganze Sache. Ich meine, ist dir klar, was wir hier behaupten? Broussard und Poole haben die ganze Sache für uns inszeniert? Zu welchem Zweck?« »Für das Geld.«
    »Meinst du, zweihundertausend sind genug, daß Menschen wie Poole und Broussard ein Kind umbringen?« »Nein.«
    »Warum also dann?« Ich bemühte mich, eine Antwort zu finden, doch war es vergeblich.
    »Glaubst du allen Ernstes, daß einer von den beiden in der Lage ist, Amanda McCready umzubringen?«
    »Menschen sind zu allem fähig.«
    »Ja, aber gewisse Menschen sind zu bestimmten Dingen absolut nicht fähig. Und diese beiden sollen ein Kind getötet haben?« Ich erinnerte mich an Broussards Gesichtsausdruck und an Pooles Stimme, als Poole von dem Kind erzählte, das sie in wäßrigem Zement gefunden hatten. Die beiden waren bestimmt gute Schauspieler, aber sie hätten schon vom Kaliber eines Robert De Niro sein müssen, wenn ihr Schmerz in dem Moment nur gespielt war und ihnen das Leben eines Kindes so gleichgültig war wie das einer Ameise.
    »Hmm«, gab ich von mir.
    »Ich weiß, was das heißt.«
    »Was denn?«
    »Dein Hmm heißt immer, daß du vollkommen von der Rolle bist.«
    Ich nickte. »Ich bin vollkommen von der Rolle.«
    »Willkommen im Club!«
    Ich trank einen Schluck Kaffee. Wenn nur ein Zehntel von dem, was wir gerade angenommen hatten, zutraf, dann war direkt vor unseren Augen ein ziemlich großes Verbrechen begangen worden. Nicht einfach nur in unserer Nähe oder bei uns um die Ecke. Nein, wir hatten neben den Tätern gekniet, als es geschah. Es war direkt vor unserer Nase geschehen.
    Habe ich übrigens schon erwähnt, daß wir unseren Lebensunterhalt als Detektive verdienen?
    Kurz nach Sonnenaufgang kam Bubba vorbei.
    Er hockte sich im Schneidersitz auf den Fußboden im Wohnzimmer und setzte seine Unterschrift mit schwarzem Edding auf Angies Gips. Mit der krakeligen Schrift eines Zehnjährigen schrieb er: Angie, Hals und Bein Bruch. Haha.
    Ruprecht Rogowski
    Angie strich ihm über die Wange. »Ooh. Du hast mit Ruprecht unterschrieben. Wie lieb von dir!«
    Bubba errötete und schlug ihr auf die Hand. Dann sah er zu mir auf. »Was ist?«
    »Ruprecht.« Ich schmunzelte. »Das hatte ich fast vergessen. «
    Bubba erhob sich, und sein Schatten fiel auf meinen Körper und auf die Wand hinter mir. Er rieb sich das Kinn und lächelte gequält. »Weißt du noch, als ich dich das eine Mal geschlagen habe, Patrick?«
    Ich schluckte. »In der ersten Klasse.«
    »Weißt du noch, warum?«
    Ich räusperte mich. »Weil ich dich wegen deinem Namen verarscht habe.«
    Bubba beugte sich vor. »Sollen wir das noch mal wiederholen?«
    »Äh, lieber nicht«, antwortete ich, doch als er sich umdrehte, fügte ich hinzu: »Ruprecht.«
    Ich wich seinem Schlag aus, und Angie seufzte: »Männer! Diese Männer!«
    Bubba hielt inne, und ich nutzte den Augenblick, um mich hinter dem Couchtisch zu verschanzen.
    »Könnten wir vorliegende Angelegenheit nun endlich verhandeln?« Sie schlug das Notizbuch in ihrem Schoß auf und zog mit den Zähnen die Kappe vom Stift. »Bubba, du kannst Patrick auch später noch verdreschen.«
    Bubba überlegte es sich. »Du hast recht.«
    »Gut.« Angie kritzelte etwas in ihr Notizbuch und warf mir einen Blick zu.
    »Hey«, Bubba zeigte auf ihren Gips, »wie kannst du mit dem Teil eigentlich duschen?«
    Angie seufzte. »Was hast du nun herausgefunden?«
    Bubba setzte sich auf die Couch und legte seine Füße mit den Springerstiefeln auf den Couchtisch. Normalerweise lasse ich so etwas nicht durchgehen, aber wegen der Sache mit Ruprecht bewegte ich mich schon auf dünnem Eis, deshalb sagte ich nichts.
    »Von den paar Leuten, die noch zu Cheese’ Mannschaft gehören, habe ich erfahren, daß Mullen und Gutierrez absolut null von einem vermißten Kind wußten. Alle behaupten, sie sind in dieser Nacht nach Quincy gefahren, um einen Deal abzuwickeln.«
    »Was für einen Deal?« wollte Angie wissen.
    »Was Dealer halt so dealen: Drogen. An den Lagerfeuern wird

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