Kein Kinderspiel
mäßig besuchte Kneipe eingefallen waren, ob in der Küche ein paar Rausschmeißer auf ihren Einsatz warteten oder ob es eine Standleitung zur Wache von Brighton gab, aber man konnte nicht abstreiten, daß er heute richtig abkassierte. Ununterbrochen wurde Bier und Schnaps ausgeschenkt, und die Thekenmannschaft hatte Mühe, mit den Bestellungen aus dem hinteren Teil der Kneipe Schritt zu halten. Sie schickte Aushilfen los, die zerbrochene Flaschen und umgeworfene Aschenbecher einsammelten.
Broussard und John Corkery hielten hinten hof. Lautstark priesen sie die Tüchtigkeit der DoRights. Broussard drückte abwechselnd ein Taschentuch und eine kalte Bierflasche gegen die aufgeplatzte Lippe.
»Ich dachte, ihr zwei wärt Kumpel«, meinte Oscar. »Lassen euch eure Mamis nicht mehr zusammen spielen, oder habt ihr euch gestritten?«
»Das mit den Mamis«, antwortete ich.
»Ein Superbulle!« bemerkte Devin. »Kleiner Angeber, aber das sind sie alle bei Rauschgift und Sitte.«
»Aber Broussard ist in der ECK. Scheiße, nicht mal das mehr: Er ist bei der Fahrbereitschaft.«
»EGK war auch nur die letzten beiden Jahre«, stellte Devin richtig. »Davor war er eine Zeitlang bei Sitte und eine Zeitlang bei Rauschgift.«
»Schon ein bißchen länger.« Oscar rülpste. »Wir haben zusammen als Kontaktbeamte aufgehört, sind beide ein Jahr in Uniform rumgelaufen, dann ist er zur Sitte gegangen und ich zu Gewaltverbrechen. Das war ‘83.«
Remy stand zwischen zwei seiner Leute, die ihm von beiden Seiten die Ohren vollquatschten. Er hob den Kopf und sah durch die Kneipe zu Oscar, Devin und mir herüber. Dann hob er die Bierflasche und deutete eine Verbeugung an.
Wir hoben unsere Flaschen.
Er grinste, beobachtete uns eine Weile und wandte sich dann wieder seinen Freunden zu.
»Einmal Sitte, immer Sitte«, sagte Devin. »Diese verfluchten Kerle!«
»Nächstes Jahr packen wir sie!« sagte Oscar.
»Dann sind’s nicht mehr dieselben«, widersprach Devin verbittert. »Broussard hört bald auf, Vreeman auch. Corkery ist im Januar dreißig Jahre dabei, ich hab’ gehört, er hat sich das Haus in Arizona schon gekauft.«
Ich stieß ihn an. »Und du? Du mußt doch auch bald die dreißig um haben.«
Er schnaubte. »Soll ich in Pension gehen? Und dann?« Er schüttelte den Kopf und trank einen Wild Turkey.
»Wir verlassen diesen Verein erst, wenn wir mit den Füßen zuerst rausgetragen werden«, sagte Oscar und stieß mit Devin an.
»Warum interessierst du dich plötzlich für Broussard?« fragte Devin. »Ich dachte, nach der Sache bei den Tretts wärt ihr beiden Blutsbrüder.« Er sah sich um und schlug mir mit der Hand auf die Schulter. »Was übrigens ordentliche Arbeit war.«
Ich überhörte das Lob. »Broussard interessiert mich einfach.«
»Und deshalb hat er dir die Wasserflasche aus der Hand geschlagen?« fragte Oscar.
Ich sah ihn überrascht an. Ich war überzeugt, daß Broussard den Angriff mit dem Körper vor den anderen abgeschirmt hatte.
»Das hast du gesehen?«
Oscar nickte. »Hab’ auch gesehen, was für einen Blick er dir zugeworfen hat, nachdem er Rog Doleman gefoult hat.«
»Und ich kann sehen, wie er die ganze Zeit zu uns rüber sieht, während wir hier so beiläufig plaudern«, sagte Devin.
Einer der Johns schob sich zwischen uns und bestellte zwei Bier und drei Jim Beam. Er blickte auf mich herunter und stützte sich mit dem Ellenbogen auf meiner Schulter ab. Dann sah er Devin und Oscar an.
»Wie sieht’s aus, Jungs?«
»Verpiss dich, Pasquale«, antwortete Devin.
Pasquale lachte. »Ich weiß, daß das liebevoll gemeint war.«
»Aber sicher«, gab Devin zurück.
Pasquale kicherte in sich hinein, der Barkeeper gab ihm die Biere. Ich lehnte mich zur Seite, als er die Gläser an John Lawn weiterreichte. Dann drehte sich Pasquale wieder zur Theke und wartete auf den Whiskey. Er trommelte mit den Fingern auf das Holz.
»Schon gehört, was unser Kumpel Kenzie bei den Tretts abgezogen hat?« Er blinzelte mir zu.
»Nur grob«, erwiderte Oscar.
»Hab’ gehört, Kenzie saß bei Roberta Trett in der Küche in der Falle«, erzählte Pasquale. »Aber Kenzie hat sich geduckt, und Roberta hat nicht ihm, sondern ihrem Mann den Kopf weggepustet.«
»Nett geduckt«, bemerkte Devin.
Pasquale nahm den Jim Beam entgegen und warf ein paar Münzen auf die Theke. »Ducken kann er sich gut«, sagte er und streifte mich mit dem Ellenbogen am Ohr, als er die Gläser von der Theke nahm. Beim Umdrehen sah er mir in
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